Kapitel 25- Naturschauspiel

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Ich höre die anderen rufen, doch ich muss hier weg. Ich halte nicht mehr lange durch.

Aus irgendeinem Grund will auch mein persönlicher Autopilot diesmal nicht starten. Ich habe das Gefühl, die Stimmen würden noch immer nach hallen. Ich blicke mich um doch bin wie in einem Tunnelblick. Nichts erkenne ich. Alles wirkt verschwommen und nicht real. Ich weiß nicht wo ich bin. Noch immer ist das Gefühl in meinem Körper als würde mein Herz aus der Brust springen und mir jemand den Hals zuschnürren. Ich kann nicht mehr. Ich lasse mich einfach fallen. Habe keine Kraft mehr dagegen anzukämpfen. Der Boden unter meinen Händen ist trocken. Ich kralle mich hinein und versuche Luft zu bekommen. Es hilft nicht. Ich setze mich. Atme tief durch die Nase ein und den Mund aus. Doch es hilft nicht, egal wie sehr ich mich versuche zu konzentrieren, ich hyperventiliere immer wieder. Ich beginne gegen mein Schlüsselbein zu klopfen, das bringt mich sonst runter. Doch auch das ist diesmal zwecklos. Die Tränen laufen mir unkontrolliert übers Gesicht. Die Situation scheint ausweglos. Ich klopfe doller, wieder kein Erfolg.

Es scheint als würde jemand mit mir sprechen. Toll, jetzt werde ich auch noch verrückt. Ich öffne meine Augen, doch durch all die Tränen, die sich unbeugsam noch immer den Weg nach draußen bahnen, sehe ich kaum etwas. Lediglich bunte Farbflecke, die ineinander übergehen. Noch immer bemühe ich mich vergeblich ruhig zu atmen. Ich schrecke auf als ich etwas an meiner Schulter spüre, es fühlt sich an als würde jemand an mir rütteln. Angestrengt versuche ich durch meine verschwommene Sicht etwas zu sehen. Es dauert eine Weile, aber es scheint tatsächlich jemand hier zu sein. Komischerweise werde ich nicht noch panischer. Die Person umfasst mein Kinn und hebt meinen Kopf an um mir die Tränen weg zu wischen. Langsam klärt sich meine Sicht, es ist JJ. Er sagt etwas, zumindest bewegt sich sein Mund. Doch ich kann es nicht verstehen. Mein Kinn hält er umfasst und schaut mir in die Augen. Mein Körper arbeitet noch immer auf Hochtouren. Zittern, Schwindel, Ohrenrauschen, Tränen, Hitzewellen, Atemnot. Doch der blonde Pogue gibt nicht auf. Immer und immer wieder redet er auf mich ein. Langsam lichtet sich das Ohrenrauschen und ich kann einzelne Worte verstehen. Mel. Atme. Mel. Langsam. Bitte. Die Worte ergeben keinen Sinn, doch JJ klingt so flehend, dass ich nicht aufgeben will. "Mel, bitte atme mit mir. Langsam. Bitte Mel." Endlich verstehe ich ihn und versuche zu nicken. Er schaut mich ernst an, doch beginnt dann mir den Rhythmus vorzugeben. Es ist schwierig ihm konzentriert zu folgen. Immer wieder rutsche ich ab und atme viel zu schnell. Doch mein bester Freund bleibt beharrlich, immer wieder sagt er den Rhythmus laut an. Atmet mit mir mit. Irgndwann hat er es geschafft, mein Atem normalisiert sich langsam.

Ich brauche noch eine Weile bis ich wieder halbwegs klar bin, doch der blonde Junge ist ausdauernd. Nachdem mein Atem sich beruhigte, setzte er sich neben mich. Seit dem hält er einfach meine Hand. Das tut erstaunlich gut, einfach weil ich spüre, dass ich gerade nicht alleine bin in dieser Situation. Meinen Blick weiter auf dem Boden gerichtet, bedanke ich mich bei ihm. Erstaunt blickt er mich daraufhin an, als ob er nicht damit gerechnet hätte, mich sprechen zu hören. Er erwidert, dass es selbstverständlich sei. Doch das kann ich nur verneinen, denn außer ihm ist keiner hier. Er ist mir gefolgt, nicht mein Bruder. Nie meine Eltern. Nur er. Und das bedeutet mir unglaublich viel, noch nie hat jemand so viel investiert, damit es mir besser geht. Dass JohnB mir nicht gefolgt ist nimmt er schweigend hin und so verbleiben wir eine Weile. Wir sitzen einfach auf dem dreckigen Boden, irgendwo im nirgendwo, und schauen an den Horizont während unsere Hände verbunden sind. Die Müdigkeit treibt mich dazu meinen Kopf auf seiner Schulter abzulegen.

Umso länger wir da sitzen, umso tiefer sinkt die Sonne und färbt den Himmel in die schönsten Rottöne. Noch immer stumm, bewundern wir das Naturschauspiel. "Es tut mir leid, dass du mit reingezogen wurdest.", murmelt JJ unerwartet. Ein wenig zucke ich zusammen, bevor ich schnell meinen Kopf schüttel. Er soll sich keine Vorwürfe machen. Er kann nichts dafür was passiert ist. Und genau das sage ich ihm auch. Wie von der Terantel gestochen springt er auf. Selbst wenn ich ihn ihn nicht kennen würde wäre es ein leichtes zu erkennen, dass er unglaublich aufgebracht ist. "Doch, verdammt. Sei doch nicht immer so nett, Mel! Sie hat Recht mit allem was sie gesagt hat.. Ich bin ein Versager. Zu nichts zu gebrauchen. Nicht einmal meine Eltern können mich lieben!", schreit er, während seine Augen sich mit Tränen füllen. Ebenso plötzlich wie der Blonde zuvor springe ich auf. Diesmal bin ich es die nach seinen Händen greift. "Das glaubst du doch nicht wirklich.", schniefe ich. "Das hat sie gesagt um dich zu verletzen." Doch ich bekomme keine Reaktion des Jungen. Er schweigt. "Jay, verdammt. Das kann doch nicht Ernst sein. Du bist der fürsorglichste, loyalste, lustigste, tollste Mensch, den ich je kennengelernt habe. Du bist mein zu Hause. Und jeder, der nicht sieht, wie toll du bist, ist selber Schuld." Meine Verzweiflung ist deutlich herauszuhören. Ich weiß, das JJ viele Selbstzweifel hat, aber diese Worte über ihn selbst zu hören macht mich fertig. Ich wünschte er könnte sich selbst durch meine Augen sehen. Damit er endlich erkennt, dass er so viel mehr ist.

Meine verzweifelten Worte scheinen den gebrochenen Jungen zu erreichen, denn er hebt seinen Blick von unseren Händen zu meinem Gesicht. Es ist als würden sich unsere Augen ineinander verharken. Wieder einmal fällt mir auf wie wunderschön seine tief blauen Augen sind. Selbst, wenn ich wöllte, ich könnte nicht weg schauen. Ihm scheint es genauso zu gehen. Sein Blick weicht nicht eine Sekunde. Er löst seine Hände von meinen. Einen  kurzen Moment setzt mein Herz aus. Angst, dass er mich stehen lässt und geht steigt in mir. Im selben Moment entspanne ich mich wieder. JJ legt seine Hände an meine Hüfte und zieht mich näher zu sich. Und trennt kein Zentimeter mehr. Seine Stirn lehnt er gegen meine ohne den Blickkontakt zu lösen. "Ich sagte doch, du sollst nicht immer so nett sein", murmelt er während er mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht streift. Mein Herzschlag erhöht sich, aber diesmal nicht aus Panik. Es fühlt sich an als würde eine Herde Elefanten Purzelbäume in meinem Bauch schlagen. Ich grinse ihn nur an. "Küssen kannst du übrigens auch", ergänze ich schelmisch. Jetzt grinst auch mein Gegenüber. Noch immer blicken wir uns in die Augen als gäbe es nur uns. Langsam nähert der Blonde sich meinem Gesicht. Immer näher, unsere Lippen trennen nur noch Millimeter.

*Uuuuuiiii, Melody und JJ kommen sich näher 🤭 Denkt ihr es der richtige Augenblick dafür, nachdem was alles passiert ist?

only a Sunset apart || JJ Maybank Fanfiction Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt