Kapitel 14- Vater

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"Deine Freundin wieder zu sehen?", frage ich nach. Verwirrt nickt er.

Als auch die letzte Wunde versorgt ist, gehen wir nach draußen zu den anderen. Ich bin froh, dass JJ mich an sich rangelassen hat und mich nicht abgewiesen hat. "Ich glaube es nicht, du hast es wirklich geschafft, Mel." empfängt uns JohnB. Ein Lächeln breitet sich auf meinen Gesicht aus, selbst wenn ich wöllte, ich könnte es garnicht unterdrücken. "Hast du etwa an mir gezweifelt?", frage ich amüsiert. Der Lockenkopf schüttelt grinsend seinen Kopf und klopft mit anerkennend auf die Schulter.

"Was haltet ihr davon? Wir gehen zum Chateau und reden endlich vernünftig über alles?", schlägt das Superbrain der Gruppe vor. Er macht das nicht nur weil er neugierig ist, er ist auch harmoniebedütftig. Der Gedanke daran macht mich nervös, ich bin mir noch immer nicht sicher, ob ich ihnen die Wahrheit erzählen kann und will. Trotz meiner Zweifel nicke ich, wie die anderen, zustimmend. Gemeinsam machen wir uns auf den Weg. Gerade erreichen wir das Ende des Grundstücks, da hält ein Wagen. Nicht nur irgendeiner, nein, es ist der meines Vaters. Bevor ich überhaupt denken kann, steigt er aus.

"Und bist du endlich zur Besinnung bekommen?", donnert seine dunkle Stimme sogleich. "Besinnung? Meinst du das Ernst? Ich bin bereits vor einem Jahr zur Besinnung gekommen.", entgegne ich. Meine Stimme klingt diesmal stark. Ich bin es leid mich von ihm einschüchtern zu lassen. Dafür habe ich gekämpft. "Du bist eine kleine verzogene Schlampe. Und dumm bist du auch noch.", kontert er direkt. In der Zwischenzeit ist auch meine Mutter ausgestiegen. Fantastisch, die beiden auch noch im Doppelpack.. Das Glück ist heute wohl nicht auf meiner Seite. "Melody, ich bitte dich. Komm doch zur Vernunft. Du hattest ein tolles Leben und schmeißt alles weg für was?", ertönt ihre eiskalte Stimme. Ich weiß genau, dass es ihr nicht um mich geht. Es geht wieder nur um ihr Ansehen. "Siehst du doch, wofür. Für ihrer Versagerfreunde. Lassen wir es einfach sein, soll sie doch enden wie ihr Versagerbruder.", schreit mein Vater ohne auf meine Antwort zu warten.

Ich stocke... Bruder? Hat er gerade wirklich Bruder gesagt? "Was meinst du?", frage ich stockend nach. Der aufgezogene Lärm hat wohl auch JJ's Dad geweckt, denn er steht auf einmal mit bei uns. "Das du ein Bastard bist. Dachtest du wirklich so etwas unzulängliches wie du könnte aus meiner DNA stammen?", lacht er mich gehässig aus. "Das gibt's doch nicht.", gröllt Luke auf einmal los. Er scheint die Situation wesentlich schneller als ich ich erfassen zu können. "Melanie, sag bloß du hast dir damals den Braten von Routledge in Röhre schieben lassen?" Ich glaube an dieser Stelle entgleiten nicht nur meine Gesichtszüge. Ich habe mit vielem gerechnet, aber nicht damit. "Big.. BigJohn?", stottere ich heraus. Es fällt mir schwer die Fassung zu wahren. Diese neuen Informationen bringen mich vollkommen aus dem Konzept. "Glückwunsch, zur Versagerfamilie, Melody.", stimmt der Mann zu, von dem ich dachte er sei mein Vater. "Sag bloß du wusstest das nicht, deine Mutter hatte etwas mit BigJohn bis sie ihn knall auf Fall für den da verlassen hat.", klärt Luke auf und deutet auf den Mann, der mein Leben zu einer Hölle erklärt hat. Geschockt versuche ich die Informationen zu verarbeiten. Meine Gedanken sind wirr. Egal, wie sehr ich mich bemühe, ich bin gerade nicht in der Lage einen klaren Gedanken zu fassen. "Wie? Warum?", stammel ich hervor. "Ich brauchte eine Frau und Kind um mein Erbe abzutreten. Deine Mutter war halt einfach da. Hätte ich gewusst, dass die Versagergene so stark durchkommen, hätte ich es wohl besser gelassen. Dein Vater kann ja nicht Schiff fahren ohne...", lacht der eiskalte Mistkerl mir dreckig ins Gesicht. Mir ist bewusst das er damit nicht nur bei mir einen wunden Punkt trifft.

"Stopp, das reicht!", schreie ich ihn an. "Du hast kein Recht so über BigJohn zu reden. Du hast vielleicht Geld, aber er weiß was im Leben zählt. Auf menschlicher Ebene bist du der größte Versager der Welt!" Gerade will ich Luft holen um meiner angestauten Wut weiter Luft machen zu können, da spüre ich ein Brennen auf meiner Wange und mein Kopf fliegt nach rechts. Er hat es getan. Er hat es wieder getan. Ungläubig schaue ich ihn an. Die Tränen, die sich ihren Weg nach draußen bannen wollen, versuche ich zu ignorieren. Ich kann ihm jetzt nicht zeigen das ich schwach bin. "Das du nicht mein Vater bist, ist das wohl größte Glück meines Lebens.", fauche ich stattdessen. "Du undankbare Göre, ich hätte noch viel härter mit dir umgehen müssen. Aber da das Schauspiel jetzt ein Ende hat, war's das. Ich hoffe du merkst wie unglaublich dumm du warst.", poltert er. Er ist ebenso geladen wie ich. Er kann es nicht leiden, wenn ihm jemand widerspricht. "Dumm genug mit eure scheiße 16 Jahre lang gefallen zu lassen.", schieße ich zurück. Innerlich beiße ich mir auf die Lippe. Ich weiß, dass es unglaublich dumm ist, ihn in diesem Zustand Kontra zu bieten, ihn zu provozieren. Und noch bevor ich den Gedanken beenden kann, spüre ich schon den zweiten Schlag. Dieser ist jedoch stärker, so dass ich falle. Aus Reflex schließe ich meine Augen. Doch bevor ich den Boden berühren kann, schließen sich zwei starke Arme um mich.

Erst jetzt wird mir wieder so richtig bewusst, dass die Pogues noch hier sind. Sie haben alles mitbekommen. Wirklich alles. Meine Mutter hat ihren Mann inzwischen zum gehen bewegt. Natürlich nicht um mich zu schützen, sondern aus Angst, ich könne ihn anzeigen. Mit Zeugen. Wie würde, dass den aussehen? Was würden die Nachbarn und Geschäftspartner sagen? Auch wenn sie es nicht ausspricht, ich weiß das ich sie zum letzen Mal gesehen habe. Denn sie liebt ihr Leben, ihren Status und ihren Reichtum mehr als mich. Ihre Tochter.

Die Arme, welche mich fingen, halten mich noch immer. "Mel? Alles gut?", vernehme ich die Stimme des blonden Pogues hinter mir. Er war es also, JJ hat mich vor meinem Sturz gerettet. Ich rapple mich auf und drehe mich um. "Ja. Ja alles gut.", antworte ich noch immer etwas benommen. "Das ist nichts was nicht schon mal passiert wäre.", gebe ich seine eigenen Worte an ihn zurück. "Aber wenn ihr mich entschuldigen würdet, ich.. ich will gerade nur noch nach Hause." JohnB nickt sofort. "Ja, natürlich. Aber ich fahr dich. In dem Zustand läufst du nicht alleine Heim, Mel." Ich begnüge mich mit einem Nicken als Antwort und setze mich automatisch in Bewegung Richtung Twinkie. Es fühlt sich an, als wäre ich in einer Trance.

Erst als ich in John's altem Bully sitze, bemerke ich, dass die anderen uns nicht gefolgt sind. Ich habe keine Kraft mich zu fragen warum. JohnB sitzt schweigend vor dem Lenkrad. Bis er mich plötzlich anschaut. "Meinst du..", beginnt er. "Meinst du sie haben die Wahrheit gesagt? Also das mit deiner Mom und meinem Dad?" Ich schaue ihn an, unsicher was ich sagen soll. Ich weiß doch selber noch nicht was ich von all dem halten soll. "Ich weiß es nicht. Wirklich nicht." Er nickt und startet endlich den Motor. Eine Weile fahren wir schweigend. "Würdest du...", unterbreche ich die Stille, doch schüttel gleich meinen Kopf. "Ach vergiss es." "Was Melody? Sprich mit mir bitte", fleht der Lockenkopf, der plötzlich mein Bruder sein soll. "Würdest du.. könntest du dir vielleicht vorstellen einen DNA Test mit mir zu machen?" Meine Stimme ist kaum mehr als ein Flüstern. Ohne zu zögern nickt er. Dabei sieht er so überzeugt aus, dass ich überrascht bin. "Natürlich Mel, ich denke, wir wollen beide die Wahrheit wissen. Lass es uns machen.", klärt er mich auf. "Ich melde mich bei dir, ich brauche erstmal Ruhe..", verabschiede ich mich von ihm, da wir bereits bei Grandpa angekommen sind.

*Uuuund da ist das nächste Kapitel. Ist der Upload-Rhythmus so gut oder ist euch täglich zu oft? 🤓

only a Sunset apart || JJ Maybank Fanfiction Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt