Kapitel 26- alleine sein

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Langsam nähert der Blonde sich meinem Gesicht. Immer näher, unsere Lippen trennen nur noch Millimeter.

"Hör auf damit", flüstert er gegen meine Lippen. "Womit?", frage ich atmelos. Der Abstand zwischen unseren Lippen ist praktisch nicht mehr vorhanden. Doch statt das seine Lippen endlich meine berühren, löst er sich von mir, als hätte er sich verbrannt. Völlig verdutzt bleibe ich wie erstarrt. Er schaut als hätte er einen Geist gesehen. "Das geht nicht. Ich kann das nicht. Es tut mir leid. Das darf niemals passieren", äußert er nahezu panisch. Die turnenden Elefanten entwickeln sich zu einem tonnenschweren Stein. Nicht schon wieder, denke ich. Ich bin so überrumpelt von seiner Reaktion, dass ich einfach nur wie versteinert da stehe. Meine Augen beginnen zu brennen. Ich will jetzt nicht weinen. Nicht jetzt. Nicht hier. Um mich abzulenken schaue ich an den Horizont. Der Himmel zeigt sich in seinen schönsten Farben. Wie damals... Wie ein verdammtes deja vu.

"Ich sollte wohl lieber nach Hause. Es ist spät." Meine Stimme erklingt stärker, als ich angenommen habe. Ich drehe mich um und gehe ein paar Schritte, da ruft der Junge, der mir eben zum zweiten Mal das Herz gebrochen hat, dass ich warten soll. In mir steigt Hoffnung auf. Doch wird gleich wieder bitterlich zerschmettert, er will mich nur bis zum Schloss bringen. Ich dachte wirklich er hält mich auf zu gehen... Dennoch ist mir das ganz Recht, denn noch immer weiß ich nicht wo ich bin. Auch wenn ich ihn gerade eigentlich nicht sehen will, schlucke ich meinen Stolz herunter. Der Rückweg verläuft schweigend. Es ist als würde eine dunkle Gewitterwolke über uns schweben. Als hätte uns dieser Moment wieder zu fremden gemacht. Ich erkenne die Lichtung vor dem Chateau, bereits hier verabschiede ich mich. Auch JohnB möchte ich heute nicht mehr sehen. Um genau zu sein möchte ich niemanden mehr sehen.

Doch bevor ich mich endgültig auf den Heimweg mache, mache ich einen Abstecher zu Heywards. Ich brauche definitiv Nervennahrung, außerdem möchte ich noch nach Pope schauen. Ich hoffe er ist schon daheim. Anstatt mir Nervennahrung zu suchen, laufe ich also direkt zu Mr. Heyward durch. Ich begrüße ihn und Frage nach Pope. "Ja, ja der ist schon. Du weißt ja noch wo sein Zimmer ist, oder?", fragt er und macht dabei eine ausladende Handbewegung, dass ich einfach durch gehen soll. Ich beeile mich zu nicken und bedanke ich. Dann eile ich zu Popes Zimmer. Er bittet mich nach dem Klopfen herein. "Wie geht's dir?", frage ich das Superbrain ohne Umschweife. Skeptisch blickt er mich an. "Sollte ich das nicht eher dich fragen? Du bist wie von der Tarantel gebissen weggerannt." Ich winke nur ab. Darüber möchte ich jetzt nicht reden. Pope scheint mein Schweigen richtig zu deuten und antwortet nun, dass es ihm gut geht. Jetzt bin ich diejenige, die ihn kritisch mustert. Denn ich weiß, dass er lügt. Er versucht zu lächeln, doch es erreicht seine Augen nicht. "Pope, ich weiß, dass du sie gut findest, also wie geht es dir wirklich?" Er schaut mich an, wie ein drei jähriges Kind, dass beim Bonbon klauen erwischt wurde. Das ist wohl Bestätigung genug. Kurz scheint er sprachlos zu sein, bevor er sich wieder fassen kann. "Ich... Ich weiß es nicht. Es fühlt sich an wie ein Verrat und es tut mehr weh als es sollte, denke ich.", erzählt er stockend. Verstehend nicke ich. Weiter sagen wir nichts, bis Pope mich bittet zu gehen. Er möchte gern alleine sein. Natürlich komme ich seiner Bitte nach, denn ich verstehe ihn. Voll und ganz. Kurz vor dem schließen seiner Tür, rufe ich ihm noch zu, er soll den Jungs ausrichten, ich brauche Zeit für mich. Bevor er überhaupt eine Fragen stellen kann, bin ich verschwunden. Auf dem Weg nach draußen habe ich mir noch schnell einen Vorrat ein Nervennahrung mitgenommen. Hoffentlich hält er eine Weile, damit ich nicht wieder herkommen muss. Ich will einfach keinen sehen. Ich muss all das, was heute passiert ist ersteinmal verarbeiten.

Zuhause angekommen erwartet mich ein verwunderter Grandpa. Er dachte schließlich, dass ich heute bei JohnB schlafe. Ich speise ihn lediglich mit JJ's Trennung ab. Das diese die Partylaune getrübt hätte. Ich möchte nicht, dass er weiß, dass JohnB, mein eigener Bruder , nicht zu mir stand. Das JJ mich fast geküsst hätte und dann doch wieder gekorbt hat. All diese Dinge muss ich erst mit mir allein ausmachen, bevor ich darüber sprechen kann. Mit der Ausrede, der Tag sei anstrengend gewesen, verkrümmel ich mich in mein Zimmer. Ich schließe ab, sicher ist sicher. Kurz setze ich mich auf mein Bett. Sofort spüre ich die übliche Müdigkeit nach einer Panikattacke. Damit ist mein Abendprogramm beschlossen. Ich werde einfach schlafen. Schlafen klingt gut...

Gestern Abend bin ich schnell in eine tiefen, traumlosen Schlaf gefallen. Ich fühle mich tatsächlich ausgeschlafen, als ich aufwache. Immerhin eins meiner Probleme ist somit gelöst.. Nur gut, dass noch mehr als genug auf mich warten, denke ich sarkastisch. Auf leisen Füßen gehe ich in die Küche, nur um festzustellen, dass Grandpa am Tisch sitzt. Das vereitelt definitiv meine Plan mich unbemerkt zurück in mein Zimmer zu schleichen nach dem Essen. Möglichst unauffällig setze ich mich zu ihm und begrüße ihn. "Willst du mir vielleicht etwas sagen?", beginnt er das Gespräch. Ratlos sehe ich ihn an. Ich bin mir keiner Schuld bewusst. Ich habe alle meine Aufgaben im Haushalt erledigt, ihm Bescheid gesagt wo ich bin und auch keinen Mist gebaut. Ich zermatter mein Gehirn, was er meinen könnte. "Mit dir ist was, Melody. Und das liegt nicht nur an JJ's Trennung, auch wenn du mir das weiß machen willst.", hilft er mir auf die Sprünge. Ertappt starre ich auf meine Schüssel. Ich wünschte die Milch könnte mich einsaugen. Deutlich spüre ich, wie er mich mustert. Ich schaue auf. In seinem Gesicht erkennen ich nichts als pure Liebe und aufrichtige Sorge. Mein Herz erwärmt sich. "Ja, du hast Recht.", gebe ich zu. "Aber bitte Grandpa, nimm es mir nicht übel. Ich muss es erst mit mir selbst ausmachen, bevor ich darüber sprechen kann." Bittend schaue ich ihn an. Zu meiner Erleichterung stimmt er dem zu und fragt nicht weiter nach. Ich entschuldige mich um wieder in mein Zimmer zu gehen, aber nicht ohne die Bitte keine zu mir zu lassen. Er sagt, er verspricht mir nichts, aber wird es versuchen. Auch der alte Mann, weiß wie sturr meine Freunde sein können.

*Langsam neigt sich die Geschichte dem Ende zu. 🙈 Morgen geht es wieder weiter mit dem nächsten Kapitel.
Übrigens hat die Geschichte schon fast 100 Reads, ich freue mich sooo sehr darüber.🥹

only a Sunset apart || JJ Maybank Fanfiction Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt