Bea und ich haben uns in das Gespräch vertieft, das sogar die Pause überzogen hat. Wir haben beschlossen, dass sie nochmal über alles nachdenken soll und ich gerne bei dem nächsten Gespräch dabei sein würde. Auf dem Weg zu meinem Auto wartet Luan bereits auf mich. In seiner schwarzen Jeans und Lederjacke sieht er einfach umwerfend aus. Aber was denke ich da? Er ist doch ein arroganter Typ, der mich wahrscheinlich nicht mag. Ich lasse die wirbelnden Gedanken hinter mir und steige in meinen roten Flitzer. Ein stilles Abkommen liegt zwischen uns, während er sich auf dem Beifahrersitz niederlässt und sich anschnallt.
Wir sind Zuhause gekommen. Ich parke meinen Wagen geschickt vor der Einfahrt und wir steigen aus, um zum Haus zu gehen. Plötzlich bemerken wir, dass die Tür weit geöffnet ist und Luan hält mich besorgt zurück. "Helga hat bestimmt vergessen, die Tür zu schließen", versuche ich uns zu beruhigen, während ich die Tür aufstoße. Ein lautes "Hallo" hallt durch das Haus, doch es bleibt unheimlich still. Die Schlüssel von Frau Müller hingen immer im Flur, doch ihr Autoschlüssel fehlt, was bedeutet, dass sie nicht da ist.
Luan betritt das Haus und rüttelt energisch an der Tür von Frau Müller. Doch sie bleibt verschlossen. Entschlossen dreht er sich zu mir um und sagt: "Bleib hier, ich gehe nach oben und schaue nach. Schreib Marcel, dass er sofort kommen soll." Ich nicke stumm, nehme mein Handy und schriebe Marcel eine kurze Nachricht.
Die Zeit vergeht quälend langsam, während ich aufgeregt darauf warte, endlich Gewissheit zu erlangen. Unfähig, länger stillzustehen, entscheide ich mich schließlich dazu, die Treppe hinauf in meine Wohnung zu schleichen. Doch schon beim Anblick des Flurs weiten sich meine Augen vor Entsetzen. Alles liegt verstreut auf dem Boden, als hätte ein Wirbelwind durch meine Wohnung getobt. Vorsichtig schleiche ich weiter ins Esszimmer und beinahe stoße ich mit Luan zusammen, der ebenfalls mit großen Augen vor mir steht. ,,Verdammt Luan, musst du mich so erschrecken?" wütend sagt er:,, ich habe dir befohlen unten zu warten, also sag mir einen guten Grund, warum du nicht mehr unten bist." ,,Ich war zu neugierig", sage ich ehrlich.
Ich hätte wirklich unten bleiben sollen, aber meine Neugierde war einfach zu groß. ,,Zumindest bist du ehrlich", sagt Luan mit einem strengen Ton. Erst jetzt bemerke ich, dass das Esszimmer genauso aussieht wie der Flur. Ich schaue mich um und erstarre, als ich die Worte an der Wand sehe: ,,Ich bekomme dich noch". Ein Gefühl der Angst überkommt mich und der Geruch der roten Farbe ist seltsam. Ich drehe mich zu Luan um und er sagt: ,,Keine Farbe, das ist Menschenblut." Mir wird übel und ich muss mich fast übergeben.
Mir verschlägt es die Sprache, meine Gedanken sind wie gelähmt. Ich bin wie erstarrt vor Schock, Entsetzen und Ekel. Plötzlich höre ich ein Auto vorfahren und innerhalb weniger Sekunden steht Marcel bereits in meiner Wohnung. Sein Blick fällt auf die beschmierte Wand und dann auf mich. Seine Miene verzieht sich vor Entsetzen, doch er kommt auf mich zu und nimmt mich überraschend in den Arm. Mit sanfter Stimme sagt er: ,,Alles wird wieder gut."
Plötzlich bricht die Stille, als Luan mit autoritärer Stimme befiehlt: ,,Sammle deine wichtigsten Sachen, du ziehst aus." Verwirrt frage ich: ,,Was meinst du?" Doch Luan antwortet knapp: ,,Du hast mich gehört, ich muss telefonieren." Marcel spricht sanfter:,, Ich bin Luans Meinung. Hier ist es nicht mehr sicher für dich." ,,Aber ich kann doch nicht hier einfach weg? Wo soll ich hin?" ,,Du kommst mit zu uns ins Rudeldorf, da bist du sicher." ,, In der Nähe von noch vielen anderen Werwölfen?" ,,Diese tun dir nichts, da Luan es befiehlt, aber dann fällt natürlich auch auf, um wen es geht bei den Angriffen auf Dorfbewohner, aber das bekommen wir auch noch hin", lächelt er mir zu. ,,Na schön", sage ich genervt aber mache mich mit Marcel daran ein paar Sachen zu packen.
Nach dem Packen steigen wir in Marcels Wagen und er startet den Motor in Richtung des Rundeldorfes. Ich frage mich, wo dieses Dorf wohl liegen mag. Doch als Marcel in den dichten Waldabbiegt, wird mir schnell klar, dass es weiter entfernt sein muss. Mitten im Wald? Ein echtes Klischee. Ich blicke aus dem Fenster und sehe die Bäume vorbeiziehen. Die Stille im Auto ist drückend und ich fühle mich plötzlich erschöpft. Luan durchbricht die Stille und sagt: ,,Und arbeiten gehen darfst du auch nicht mehr."
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Mondlichtgeheimnisse - Entdecke das Mitternachtsgeheul
WerewolfSelena Klein, 22 Jahre jung, ist auf der Suche nach einem Neuanfang und entscheidet sich, in ein abgelegenes Dorf zu ziehen. Schnell findet sie Freunde und es häufen sich die Warnungen, nachts nicht in den Wald zu gehen, da dort angeblich Gefahr lau...