2. Kapitel

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Hey, hey 😁 Wie versprochen heute Kapitel 2. Enjoy!

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Giftgrüne Augen, rotbraune Haare, die unter einem schwarzen Hut mit rotem Band hervorschauten. Der Junge stand nur wenige Zentimeter vor mir, aber er strahlte keine Wärme aus und ich konnte keinen Herzschlag hören. Andererseits sah er nach jedem Blinzeln etwas unscharf aus und auch die grauen Formen um mich herum, verschwammen zu unförmigen Schatten. Also keine besonders verlässliche Information.
"Was haben wir denn hier? Noch ein süßes kleines Menschenmädchen?" Er lehnte sich näher. Unbewegt und stumm starrte ich zurück und versuchte den dickflüssigen Nebel in meinem Kopf zu vertreiben. Der Junge senkte den Kopf und ich konnte seinen Atem an meinem Hals spüren.
"Laito! Das ist die Eingangshalle." Mit einem genervten Seufzen ließ er den Kopf in den Nacken fallen. "Sie ist dafür da unsere Gäste in Empfang zu nehmen. Geh für sowas bitte in dein Zimmer." Laito trat zur Seite. Hinter ihm stand ein Junge mit dunklen Haaren und roten Augen. Er musterte mich abfällig.
"Du musst Sayoko sein." Ich neigte zustimmend den Kopf. Der Boden schwankte gefährlich, aber der Nebel in meinem Kopf zog sich langsam wieder zurück. Das Jucken der Schusswunde wurde stärker. Über die Jahre hatte ich mehr Namen bekommen, als Verbeugungen gemacht.
"Freut mich euch kennenzulernen." Meine Stimme klang fest, aber unbeteiligt. Innerlich seufzte ich.
"Reiji Sakamaki." Ohne ein weiteres Wort drehte er sich um und bedeutete mir, ihm zu folgen. Als ich einen Blick über die Schulter warf, war Laito verschwunden. Reiji deutete auf mein Gepäck.
"Stell es einfach ab. Unser Butler wird es auf dein Zimmer bringen." Meine Finger waren um die Griffe verkrampft und ich hatte Mühe sie zu lösen. Kaum hatte ich losgelassen, trat ein Mann aus den Schatten, hob die Sachen auf und verschwand ebenso geräuschlos wie er gekommen war. Der Dunkelhaarige führte mich in ein geräumiges Wohnzimmer, bat mich Platz zu nehmen und verschwand ohne ein weiteres Wort aus dem Raum. Es war sicher teuer eingerichtet. Kaum hatte mein Körper das weiche Sofapolster berührt, fielen mir schon die Augen zu. Ein Moment Ruhe würde nicht schaden.

Haarsträhnen und Atem in meinem Gesicht weckten mich. Ein Junge stand über mir und beobachtete mich. Dicke Augenringe zierten die Haut unter seinen Augen. Lila.

Eine riesige lila Flammenwand loderte vor ihnen auf und schnitt den Weg ab. Sie zerrte sie in die andere Richtung. Rauch kratze in ihrem Hals. Der Raum drehte sich und sie hatte Schwierigkeiten auf den Beinen zu bleiben. Die Frau packte sie an den Schultern und starrte sie an. Ihr Gesicht war rußverschmiert, ihre Haare angesenkt und verklebt. Überall um sie herum tobten die lila Flammen.

Als ich seinem Blick auswich, bemerkte ich das Kuscheltier, das er an seine Brust gedrückt hielt. Der Bär trug eine Augenklappe.
"Schau nur Teddy, sie ist aufgewacht." Der Junge lächelte und sah gleich nur noch halb so unschuldig aus. Die Eckzähne waren viel zu spitz für einen Menschen.
"Kanato! Lass unseren Gast in Ruhe." Der Junge verdrehte die Augen und richtete sich auf.
"Sie lag schon-"
"Ich will nichts davon hören." Mein Blick huschte zu der neuen Personen im Raum, als ich mich aufsetzte. Neben Reiji und Laito war ein weiterer aufgetaucht – helle Haare, halb zerrissenes Shirt - dennoch konnte ich keinen einzigen Herzschlag hören. Und diesmal kippte der Raum nicht, als ich den Kopf drehte.
"Vampire, ja?" Für geschlagene fünf Sekunden herrschte vollkommene Stille, in denen sich niemand bewegte, dann schnalzte Laito enttäuscht mit der Zunge und lehnte sich zurück.
"Kein Schreien?" Kanato lehnte sich hinter mir gegen die Sofalehne.
"Wieso versuchst du nicht zu fliehen?"
"Wozu?" 'Wissen sie nicht wer ich bin?'
"Tch, wenigstens nicht so dumm wie die andere", kommentierte der Neue. Hatte er rosa Haare oder lag es an den wenigen Kerzen und dem Fakt, dass alles das weiter als fünf Meter von mir entfernt war, verschwamm? Laito kicherte.
"Aber aber, Subaru, das wird Ayato gar nicht gefallen, wenn er das hört." Seine grünen Augen blitzten und richteten sich auf mich. "Dabei-"
"Was? Willst du petzen?" Der Rothaarige tat als hörte er ihn nicht.
"Dabei hab ich mich so darauf gefreut dich zu jagen, Bi-"
"Wen intressierts?" Jetzt fuhr er herum. Das Sofa knarzte leise unter mir, als ich mein Gewicht verlagerte. Ihre Streitereien brachten meine Ohren zum Klingeln.
"Unterbrich mich nicht!" Langweilig würde es nicht werden. So viel stand fest. Die Frage war nur, wann es die ersten Verletzten gab. Und wer es sein würde.
"Halt den Rand. Ihr versaut meine Musik."
Ein Schaudern rann mir über den Rücken und ich drehte den Kopf. Auf dem Sofa an der Wand war noch einer aufgetaucht. Das Gezanke der zwei machte nur eine kurze Pause, aber ich war abgelenkt von dem Blonden, der sich auf den Polstern ausgestreckt hatte. Er strahlte eine eigenartige Ruhe aus. Es war, als wäre plötzlich ein schwarzes Loch aufgetaucht, das jegliche Unruhe aus seiner Umgebung saugte. Reiji räusperte sich und ich wandte den Kopf. "Erlaube mir, uns vorzustellen." Wie viele Vampire lebten hier? Er richtete seine Brille, dann verschränkte er die Hände hinter dem Rücken. Noch immer eigenartig bewusst über den Jungen auf dem Sofa hörte ich nicht zu. Er hatte etwas an sich, dass es mir unmöglich machte, ihn auszublenden, während der Rest des Raumes in nebligem Gewaber verschwand. Stattdessen stellte ich mich knapp vor, als Reiji aufhörte zu reden. Es war leicht. Ich hatte genug solcher Reden gehört, um zu wissen, wann sie endeten und wie man darauf antwortete. Die Worte kamen mir über die Lippen, ohne dass ich darüber nachdenken musste. Alles Wichtige würde ich schon alleine herausfinden.
"Du wirst mit uns auf eine Nachtschule gehen. Solange du im Hause Sakamaki bist, musst du dich unserem Lebensstil anpassen." Mit einem höflichen Lächeln und nur einem kleinen Schwanken stand ich auf und strich die Hose glatt. Nicht, dass es viel brachte. Das halbe Hosenbein fehlte. Ganz zu schweigen von den Blut-, Erd- und Grasflecken. Es kümmerte mich nicht großartig. Ich nahm mir einen Moment, die Wörter aus meinem erschöpften Verstand zu einer Antwort zusammenzukratzen.
"Das wird kein Problem darstellen. Allerdings würde ich mich gerne für den Rest des Tages zurückziehen. Ich bin es nicht gewohnt tagsüber zu reisen und die Anreise war sehr – wie soll ich sagen – ermüdend."
"Wenigstens hast du Manieren." Reiji schob seine Brille zurecht, stand ebenfalls auf und musterte mich zum vierten Mal abfällig. "Shu wird dir dein Zimmer zeigen. Dazu sollte er gerade noch in der Lage sein." Er fixierte den Blonden mit durchdringendem Blick, dann drehte er sich noch einmal zu mir. "Ach ja, noch etwas: Versuchst du zu fliehen, bist du so gut wie tot." 'Süß. Sie wissen wirklich nicht, wer ich bin.'

Old BloodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt