Bis Shu die Hintertür zur Villa der Mukamis aufstieß, war Ayato bereits verschwunden, um nach Yui zu suchen. Drei Jungen sprangen alarmiert vom Sofa auf. Auch dieses Wohnzimmer war zerstückelt und die Fenster zerbrochen und Scherben einer Vase lagen zwischen roten Rosen auf dem Boden.
"Was habt ihr hier zu suchen? Steckt ihr dahinter?"
"He, ich... kenne... dich. Du.. bist das Mädchen... aus... der Schule." Niemand antwortete. Ich starrte den letzten der drei an. Er war um einiges größer geworden. Kräftiger. Er war nicht länger der kleine Junge mit durchgescheuerten Hosen und unordentlichen Haaren. Jetzt war er an die zwei Meter. Mit unordentlichen Haaren. Und derselben selbstüberzeugten Haltung.
"Warst du schon immer so klein?" Und denselben Manieren. Nämlich keinen. Das breite Grinsen entstand von selbst auf meinem Gesicht.
"Pass auf, ich brech dir's Knie, dann schrumpfst du ganz schnell."
"Kommst du da überhaupt dran?"
"Willst du es testen?" Yuma lachte und schlug mir gegen die Schulter. Shu neben mir machte ein ungläubiges Geräusch.
"Er erinnert sich an dich, aber nicht an mich?" Yuma musterte ihn und die Freude in seinem Gesicht wurde zu Abneigung.
"Natürlich erinner' ich mich an dich. Du bist der Nichtsnutz, der immer im Weg liegt." Shu stieß abfällig die Luft aus, aber ich konnte die Enttäuschung sehen, in der Art wie er den Blick abwandte.
"Ich bin eben unvergesslich." Gleichzeitig deutete ich auf Yumas rechte Hand. Eine feine Narbe zog sich über die blasse Haut seiner Handinnenfläche. "Wer Kontakt mit meinem Blut hatte, kann mich nicht vergessen."
"Was redet ihr für'n Mist von Vergessen?"
"Will uns vielleicht mal jemand einweihen was hier abgeht?", mischte sich der Blonde ein. Er kam mir vage bekannt vor und nach kurzem Überlegen fiel mir ein, dass er in der Schule von der Gruppe Fans umringt gewesen war, als ich mit dem dunkelhaarigen Jungen zusammengestoßen war. Der andere Halbvampir im Raum. An dem Tag war ich zu sehr von den Auswirkungen der Mondfinsternis eingenommen gewesen, als dass ich sie als Halbvampire erkannt hätte. Ich schob mich an Shu und Yuma vorbei und beschlagnahmte das Sofa, gespannt auf welche Theorien sie kamen. Shu setzte sich neben mich und erklärte: "Hinter dem Angriff stecken zwei der Gründer. Sie sind hinter dem Blut des Menschenmädchens her." Reiji folgte unserem Beispiel und setzte sich in einen Sessel. Offensichtlich hatte er Shu widerstandslos die Führung überlassen. Subaru lehnte mit verschränkten Armen an der Wand, Laito setzte sich lässig auf eine der Armlehnen und Kanato blieb neben Reijis Sessel stehen.
"Gründer? Was ist das?", fragte der Blonde.
"Und was ist mit den Wölfen?", fragte Yuma.
"Es sind die Vorfahren aller Wesen aus der Dämonenwelt und besitzen die grundlegenden Fähigkeiten von vier der Rassen, aber nicht ihre Schwächen", antwortete Shu. Er war also wirklich gut informiert und seine wissende Gelassenheit war kein Bluff gewesen. Niemand sagte etwas. Die Stille streckte sich und der Groschen fiel nicht. Ich warf die Füße auf den niedrigen Tisch vor mir, lehnte mich zurück und sagte: "Gründer, Erstes Blut, Vorfahren, Erben des Ersten Blutes. Die Wölfe sind ihre Projektionen."
"Projektionen? Die fühlen sich aber verdammt echt an." Ich zuckte die Schultern.
"Je mächtiger der Gründer, desto mächtiger die Projektion." Es herrschte einen Moment Ruhe, in dem alle auf den Boden starrten und das Gesagte verarbeiteten. Ich nutze sie, um eine faustgroße Tomate aus der Tasche zu ziehen. Eine zweite reichte ich Shu.
"Danke."
"Kein Ding. Sind nicht von mir." Sie stammten aus dem Garten, durch den wir hereingekommen waren. Leiser murmelte ich: "Wie lange hast du dir die Schuld gegeben?" Die Frage stellte ich mir, seit ich erfahren hatte, dass sie sich kannten. Shu zuckte abtuend die Schultern und die Geste verriet mir die Antwort, bevor er sie aussprach.
"Ich tue es noch." Reiji rückte mit einem Räuspern seine Brille zurecht.
"Ich dachte ihr mögt kein Gemüse."
"Doch, wir mögen nur kein Tiefkühlgemüse."
"Es ist kein-" Yuma war schneller.
"He! Sind die aus meinem Garten?"
"Sie sind lecker", bemerkte Shu, als würde das alles erklären.
"Natürlich sind sie lecker, ich hab sie angebaut." Mit schmalen Augen starrte er mich an. "Was hast du dazu zu sagen?"
"Denkst du ich ess was, was nicht schmeckt, Dummkopf?" Seine angebauten Sachen waren schon immer besser gewesen als das, was es zu kaufen gab. 'Oh, isst Shu deswegen kein Gemüse?' Es war absurd, dass wir einen Teil unserer Vergangenheit teilten, ohne einander begegnet zu sein.
"Wer bist du überhaupt?", fragte der blonde Halbvampir unvermittelt. Offensichtlich war die Zeit zum Überdenken um.
"Wer bist du?", fragte ich zurück.
"Wie, du kennst mich nicht? Kou Mukami. Ich- He! Ich hab zuerst gefragt." Mit einem überlegenen Grinsen entblößte ich meine spitzen Eckzähne und ließ meine Augen gelb aufglühen.
"Eine Gründerin." Sofort sprangen die zwei Halbvampire auf. Subaru stieß sich von der Wand ab und Laito und Kanato richteten sich alarmiert auf. Shu sah aus, als schaute er einen besonders amüsanten Film und biss von seiner Tomate ab.
"Unmöglich!", stieß Reiji aus. "Keine der vier hohen Dämonenrassen besitzt die Fähigkeiten eines Panthers."
"Es ist ein Irrtum, dass wir nur die Fähigkeiten der vier hohen Dämonenrassen besitzen, es gibt noch einige andere." 'Schwaches Blut... nimm das Reiji.' Wie auf Kommando heulte draußen ein Wolf und sofort senkte sich eine angespannte Stille über den Raum. Das war eine eindeutige Aufforderung.********************
Was denkt ihr passiert als nächstes? O.o
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Old Blood
FanfictionAllein und verfolgt sucht Sayoko Zuflucht im Anwesen der Sakamaki-Brüder. Wird sie dort endlich die Atempause bekommen, die sie so unbedingt braucht und vielleicht sogar ihre Macht zurückerlangen, oder wird der Tod ihr auch dorthin folgen? Die Recht...