13. Kapitel

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Reiji war offenbar so überrascht davon gewesen, dass ich ihn direkt abgewiesen hatte, dass er beschlossen hatte es zu vergessen. Es war nie wieder Thema geworden. Wenig später, hörte er auch auf das Essen regelmäßig zu vergiften, denn beim letzten Mal hatte es doch noch Subaru getroffen. Der Jüngste hatte zwei Wochen mit blauen Punkten auf der Haut herumlaufen müssen. Es war eine Menge Arbeit gewesen sie der Schule zu erklären und Gerüchte zu verhindern.
Als Subaru den Kopf in meinen Klassenraum steckte, arbeitete ich mit zwei anderen meiner Klasse an einer Gruppenarbeit. Das Buch mit dem wir arbeiten mussten, lag auf meinem Schoß und ich spielte abwesend mit den Seiten, während ich las. "Sayoko." Ohne aufzuschauen, hielt ich die Hand mit seinem Armband nach oben. Subarus Schritte hallten durch den Raum, als er auf mich zukam und der Schmuck klirrte leise, als er ihn entgegennahm.
"Lag auf der Kommode in meinem Flur." Er brummte nur (ein Danke) und wollte wieder gehen, hielt aber inne. Als ich aufschaute, bemerkte ich, wie die zwei aus meiner Gruppe uns anstarrte. "Was glotzt ihr so?", fuhr Subaru sie an und plötzlich war es ihnen ganz wichtig, einen kleinen Knick im Heft glattzustreichen und das Mäppchen gerade zu rücken. Mit einem amüsierten Schmunzeln wandte ich mich wieder meinem Buch zu, aber bevor ich den letzten Satz wiedergefunden hatte, schlug der zweite Bruder die Klassentür auf.
"Du!" Die Tür stieß mit einem lauten Knall an die Wand und hallte unangenehm in meinen Ohren wieder. Mit einem Basketball in der Hand und einem Gesichtsausdruck als müsste er gleich etwas machen, worüber er noch unentschieden war, ob er sich nicht doch lieber den Finger abhacken wollte, stand Ayato in der Tür. Subaru schob sich wortlos an ihm vorbei. "Kannst du Basketball spielen?" Ich starrte ihn an. Normalerweise brachte uns kaum etwas von dem Versuch ab, den anderen zu übertrumpfen. Außer Takoyaki und Yui für Ayato. Auch ich hatte meine Ausnahmen.
"Ja?" Es war gar nicht allzu lange her, dass ich zuletzt gespielt hatte. Verschiedenste Emotionen flackerten über das Gesicht des Rothaarigen, bis er schließlich beim üblichen, unbegeisterten Ausdruck hängen blieb.
"Komm mit." Ich hob bei dem Befehlston die Brauen. Für einen kurzen Augenblick spielte ich mit dem Gedanken sitzen zu bleiben, aber die Neugier siegte.
Als ich aufstand passierte etwas eigenartiges. Der Stuhl kratzte zu laut über den Steinboden. Die Schnalle meiner Tasche klirrte gegen den Holztisch und das Geräusch bohrte sich tief in mein Trommelfell. Das Menschenmädchen neben mir atmete zu laut und plötzlich war der Raum erfüllt von Geräuschen, die auf mich einstürzten. Das Umblättern von Seiten, Rascheln von Kleidung, Kratzen, wo ein Reißverschluss etwas streifte, zu lautes Gemurmel von Wörtern, Stifte kratzten über Papier, eine Trinkflasche wurde quietschend aufgeschraubt, jemand räusperte sich, Hefte schleiften über Tische - Ayatos gereizte Stimme schnitt durch den Lärm.
"Noch langsamer und du bist schlimmer als Shu." Kein Herzschlag, kein Atem. Ich blinzelte und es war vorbei. Der Raum wieder ruhig. Die Geräusche wurden zu Hintergrundrauschen. Ayato hob die Augenbrauen in einer aggressiv drängenden Art, die nur er draufhatte und sah aus, als würde er sich doch gleich für das Fingerabhacken entscheiden. Ich schüttelte den Kopf und folgte ihm.

Fünf Minuten später stand ich mit vor der Brust verschränkten Armen mitten in der leeren Turnhalle.
"Also, was willst du von mir?" Geschickt fing ich den Ball, den Ayato mir zuwarf.
"Bist du taub? Basketball spielen."
"Wer hätte ahnen können, dass du es ernst meinst? Ich hab mit einem billigen Vorwand für mein Blut gerechnet." Eine billige Provokation, aber eine die funktionierte. Vielleicht etwas zu gut, denn Ayatos Haltung änderte sich augenblicklich - er zog die Schultern zurück und machte sich größer, verzog abschätzig das Gesicht - und mit einem Mal verstand ich welches Spiel er spielte. Er hatte wirklich Basketball spielen wollen. Es war nicht Langeweile oder der Wille jemanden bloßzuszellen oder der reine Drang sich zu beweisen gewesen, der Ayato dazu getrieben hatte, sondern das ehrliche Verlangen nach einem guten Gegner auf dem Feld. Deswegen war er so zögerlich gewesen.
"Verschwinde, wenn du zu feige bist, dich von Ore-sama fertig machen zu lassen." Ich streifte die Tasche von der Schulter und schleuderte sie mit meiner Jacke beiseite. Dann schob ich mit einem breiten Grinsen die Blusenärmel meiner Schuluniform hoch und stellte sicher, dass Ayato das begeisterte Funkeln in meinen Augen sah.
"Nein, nein. Es klang nur zu gut um wahr zu sein." Der Ball rotierte durch meine Hand. Ich spürte die raue Oberfläche und die Energie, die plötzlich durch meinen Körper sirrte. Oh, wie ich dieses Gefühl vermisst hatte. Gespannt darauf, wie sich die nächsten Minuten entwickeln würden, rollte ich die Schultern. "Natürlich will ich gegen den großen Ayato-sama spielen. Denkst du ich lass mir die Chance entgehen, dir den Kopf gerade zu rücken?"

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Was da wohl im Klassenraum passiert ist? 🤔

Old BloodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt