„Du solltest schlafen gehen..."

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„Was soll ich denn ändern? An mir ändere ich bestimmt nichts mehr. Für nichts und niemanden."
Sagte er streng.

„Na gut. Das ist deine Sache."
Nickte sie müde.

„Allerdings."
Seufzte er.

„Ich hoffe, du findest eines Tages deinen Frieden."
Schaute sie traurig lächelnd auf den Boden.

„Nein. Meinen Frieden habe ich nie gefunden. Den werde ich auch nicht in 100 Jahren finden. Es ist wie es ist."
Nickte er.

Bella gähnte.

„Deine Geschichte ist die traurigste, die ich jemals gehört habe."
Blinzelte sie schläfrig.

„Tja, so ist das."

„Aber dafür ist deine Musik die schönste, die ich jemals gehört habe."
Richtete sie sich auf und lächelte.

Vorsichtig und extrem langsam fing Étienne an, kurz zu lächeln. Doch er ließ es sofort wieder verschwinden.

„Nein. Sag so etwas nicht."
Sagte er kalt.

„Aber es ist die Wahrheit."

„Die Wahrheit ist, dass es schon sehr spät ist. Du solltest schlafen gehen, sonst verschläfst du morgen."

„Ja, du hast recht."
Gab sie zu.

...

„Es war trotzdem schön, dass du mir deine Geschichte erzählt hast. Ich werde sie gut im Innern aufbewahren und respektieren."
Sagte Bella.

„Ich will es hoffen, Kleine."
Antwortete er ernst.

„Danke, dass ich dir zuhören dürfte."
Stand sie auf.

Étienne nickte in Gedanken schwebend.

„Findest du allein heraus?"
Fragte er.

„Ich hoffe."
Lachte sie kurz.

„Ja, oder nein?"
Fragte er erneut.

Bella drehte sich um und schaute durch die Kerzen.

„Ja, dass passt schon."
Nickte sie schnell.

„Gut."

„Ich werde morgen auf jeden Fall pünktlich sein, versprochen."

„Dann glaube ich dir das mal."
Antwortete er.

„Gute Nacht...Schlaf gut."
Gähnte sie.

Dann ging Bella fort. Sie lief auf den türlosen Durchgang zu, danach bog sie ab und lief müde den ganzen Weg zurück.

„Du...Auch..."
Stotterte Étienne vor sich hin.

...

Er blieb noch ein wenig an seinem Klavier sitzen, spielte jedoch nicht. Wie er schon sagte, kaum war Bella weg, bereute er ihr alles gesagt zu haben.
Doch ein bisschen befreien tat es ihn trotzdem.
Er hörte Bella's Schritte immer undeutlicher, bis sie schließlich ganz verschwanden. Vorhin hörte er sie nicht, kein Wunder, bei seiner mitziehenden Musik.
Seufzend stand er irgendwann auf und ging fort, verschwindend in der Dunkelheit.
Durch viele Gänge und Abkürzungen.

Bella war wieder im Hauptsaal angekommen, sie lief direkt durch die Mitte durch, und hörte dann ein verdächtig lautes knacken.
Es war nur ein einziges Mal, dafür unüberhörbar.
Sie blieb stehen und sah sie um, dann rannte sie sofort die Treppen hoch, rein in ihr Zimmer.
Hastig zog sie sich aus, und verkroch sich dann unter ihrer weichen Decke.
Bella dachte nach.
Das Gespräch mit Étienne verlief anders, als sie gedacht hatte. Er erzählte ihr viel, war dabei aber nicht so, wie er immer war.

Obwohl sie müde war, lag sie noch lange wach im Bett.
Seine Geschichte ließ sie nicht los, und war erneut die Bestätigung, dass alles was die Frau damals an der Rezeption sagte, stimmte.
Warum erzählte er mir sowas? Dachte sie, wenn er mich doch so sehr hasste, schwebte durch ihren Kopf.
Richtig mögen tat Bella ihn auch nicht.
Dafür war er bis jetzt einfach zu schlecht zu ihr.
Seine Musik, vergaß sie jedoch nicht so schnell. Und irgendwo hoffte sie, dass er nochmal Klavier spielen würde. Ein Lächeln bildete sich auf ihrem müden Gesicht, sie schloss ihre Augen.

Trotz alle dem hatte sie Angst vor Étienne.
Für den nächsten Tag nahm sie sich viel vor.
Früh aufstehen, pünktlich sein, putzen und vieles mehr.

Ohne Eltern zu sein stellte sie sich nicht einfach vor, doch musste schließlich am eigenen Leib erfahren, wie das war. Er war keine gute, und liebe Seele.
Er war es einmal. Wie ein Puzzlespiel setzte sich alles in ihrem Kopf zusammen.

Bis sie dann, irgendwann einschlief.

...

ÉTIENNEWo Geschichten leben. Entdecke jetzt