Währenddessen bei Étienne...
„NEIN DOROTHEE! ICH BERUHIGE MICH JETZT NICHT!"
Rief er in den Saal, und lief dabei umher.„Warte doch! Was ist denn los?"
Lief sie ihm langsam hinterher.„Nichts."
Lief er weiter, während die schwarzen Enden seines Fracks hinten umherflogen.„Du hast doch etwas! Bleib stehen, dann reden wir darüber."
Eilte sie ihm nach.„Ich will darüber nicht reden."
Schüttelte er mit dem Kopf.„Bleib doch stehen Étienne, bitte, ich kann nicht so schnell!"
Rief sie erschöpft.Étienne blieb mit verschränkten Armen stehen.
„Danke."
Blieb Dorothee neben ihm stehen....
„Was ist nur auf einmal los mit dir? Du wirkst als würdest du gleich jemanden töten wollen!"
Sagte sie verzweifelt.„Du verstehst das nicht."
Antwortete er wütend.„Vielleicht, verstehe ich es doch."
Sagte sie mitfühlend.„Nein."
Drehte er sich zu ihr um.„Bist du so, weil Karl wieder da ist?"
Fragte sie vorsichtig....
„WAS DENKT DER SICH EIGENTLICH?"
Schrie er.„Schon gut! Beruhig dich! Ach deswegen bist du gerade so, dass habe ich mir fast gedacht."
Seufzte sie.„Er taucht einfach so wieder auf, und benimmt sich unhöflich. Anstatt er nach dem Essen seine uninteressanten Erlebnisse erzählt, nein, er bleibt vorne neben mir stehen und spricht in die Menge. Das geht nicht!"
Sagte Étienne Dorothee ansehend.„Das ist aber bestimmt nicht der Grund, für deine jetzige Stimmung."
Sagte Dorothee.„Doch. Was soll sonst der Grund sein?"
Antwortete er patzig.Dorothee lächelte ihn lieb an.
„Nein. Nein! Nein! Nein! Du brauchst mich nicht so anschauen, Dorothee! Das kannst du vergessen!"
Rief er, danach drehte er sich beleidigt weg.„Du bist sauer, weil er Bella angelächelt hat, und sie auch noch liebevoll zurück lächelte."
Nickte sie.„Das ist Unsinn, was du redest. Von mir aus können die sich noch tausende Male anlächeln, seine geliebte Victoria wird davon nicht zurückkommen!"
„Das hat doch nichts mit Victoria zutun. Ich kenne dich schon über 150 Jahre Étienne, mir kannst du nichts vormachen. Er hat sie nicht angelächelt weil er eine zweite Victoria in ihr finden will, sondern weil er sie gleich als freundlich und nett befunden hat."
Sagte Dorothee.„Ist doch schön, dann haben sich ja wieder zwei gefunden!"
Sagte er ironisch.„Nein. Er war einfach bloß nett. Du magst ihn nur nicht, weil er mit Bella so spricht, wie du es nie getan hast."
Sagte Dorothee.„Du kannst ihn nicht mit mir vergleichen. Soll er von mir aus die ganze Nacht mit ihr reden, dann muss ich es wenigstens nicht tun."
„Du hättest es auch nie getan, oder doch?"
„Nein."
Antwortete er beleidigt.„Na siehst du, dann darfst du dich auch nicht aufregen, wenn es jemand anderes tut. Das Mädchen ist ein sehr guter Mensch, sie hilft anderen und ist steht's gut gelaunt, zwischen deiner bösen Laune. Das ist nicht selbstverständlich."
...
„Außerdem verstehe ich nicht, warum du jetzt so drauf bist. Wenn Bella dich sowieso nicht interessiert, warum regst du dich dann so auf?"
„Weil Karl bei jeder Frau so ist. Ich kenne den. Aber seine Victoria wird niemand ersetzen."
Sagte Étienne.„Irgendwo hast du recht. Wenn du das aber weißt, hast du doch noch einen Grund weniger, dich aufzuregen."
Étienne begriff nur ungern, dass Dorothee recht hatte.
...
„Außerdem hast du vorhin genau gesehen, dass sie unter dem Kronenleuchter stand."
Sagte sie plötzlich.„Ich dachte es wäre jemand anderes! Ich hätte jeden von euch gerettet. Das war nur Zufall, dass sie da stand."
Sagte er.„Sei jetzt mal ehrlich zu dir selber. Du hast sie bewusst gerettet."
Wurde Dorothee ernster.„Und wenn schon! Das tut nichts zur Sache."
Antwortete er.„Doch. Doch, dass tut es. Du kannst nicht sagen, dass sie dir komplett egal ist."
„Sie ist mir egal."
„Dann lass sie doch wenigstens nachhause."
Schlug Dorothee vor.„Nein."
„Wieso denn nicht?"
„Sie lebt jetzt hier. Ihr mögt sie, KARL MAG SIE...Also erfreut euch an ihrer Art. Ich bekomme mehr mit, als ihr alle vielleicht denkt."
„Das ist doch schon mal was...Étienne. Ich gebe dir jetzt einen gut gemeinten Rat, es ist der Rat einer alten Frau. Du musst ihn nicht annehmen, aber, ich würde es dir empfehlen. Rede mit ihr vernünftig, rede freundlich mit ihr und sei höflich. Du kannst das. Früher konntest du das auch."
„Früher. Früher war auch alles besser. Außerdem, was soll ich mit ihr reden? Das bringt nichts."
„Na gut, dann redet Karl eben mit ihr."
Zuckte Dorothee mit den Schultern.„NA UND! DANN SOLL ER DAS TUN! ICH HALTE IHN NICHT DAVON AB."
Brannte die Wut in seinen Augen.„Lass dir meine Worte nachher nochmal durch den Kopf gehen, und entscheide dann."
...
„Für mich macht es den Eindruck, du würdest gerne vor der Wahrheit verschwinden wollen."
Lächelte sie.„Achso? Welches Wahrheit denn?"
Grinste er ironisch.„Du magst sie."
„Das tue ich nicht!"
Rief er.„Mich kannst du nicht belügen, dafür belügst du dich aber selbst. Auf Dauer ist das nicht gut. Gib dir einen Ruck."
„Und dann? Selbst wenn ich mit ihr reden wollen würde, würde sie mich abweisen. Von alleine kommt sie bestimmt nicht zu mir."
Sagte er.„Dann lock sie an."
Lächelte sie.„Und das soll funktionieren?"
Fragte er genervt.Dorothee sah ihn lieb an.
„Hat es nicht in der gestrigen Nacht auch geklappt? Ich habe deine wunderschöne Klaviermusik auch gehört, und ihre leisen Schritte, wie sie ihr folgten."
Flüsterte sie.Étienne dachte nach.
„Ich muss jetzt nach Henrik sehen, bis dann Étienne. Und denk über meine Worte nach."
Verschwand Dorothee....
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ÉTIENNE
Romance𝐎𝐥𝐝 𝐑𝐨𝐦𝐚𝐧𝐜𝐞 Im Jahr 1877, tief im viktorianischen Zeitalter, auf dem Weg von Australien nach Südamerika, sunk ein großes, adliges Passagierschiff auf den Grund des Pazifischen Ozeans. Alle Menschen starben in den Fluten des eiskalten Pazif...