Während des Abendessens...
Bella war pünktlich, und saß aufrecht sowie mit ihren Händen auf dem Tisch neben Étienne.
Die große Tafel war längst gedeckt, und alle waren beisammen.
Sie lächelte dabei nur leicht, um Anstand zu zeigen.
Die Kellner brachten für jeden das Essen, alle bekamen einen Teller fein säuberlich hingestellt.
Und vor allem warteten auch alle, bis jeder sein Essen hatte - Auch Bella.
Sie wagte es sich gar nicht, ihr Essen auch nur anzustarren, bevor nicht alle etwas hatten.
Étienne, fiel das sofort auf.
Er runzelte die Stirn und sah dann weg.
Ihn mit ihrer Freundlichkeit zu strafen, geling Bella zunächst nur bedingt. In ihrer Euphorie setzte sie sich grade hin und legte ihre Hände auf den Tisch....
Die Geigen erklungen, und alle sahen zu Étienne.
„Guten Appetit."
Sprach er zu allen.Danach fingen alle an zu essen.
In Bella staute sich die Aufregung, in ihrem Zimmer ging sie alles von vorhin nochmal durch, und sie war sich ihrer Sache sicher. Denn, sie hatte nichts vergessen.„Mama! Ich will das nicht essen!"
Rief Henrik.„Aber mein Sohn, andere Kinder haben gar nichts zu essen! Probiere bitte erstmal. Wenn es dir absolut nicht schmeckt, reden wir nochmal."
Sagte seine Mutter Dorothee.„Na gut Mama. Du hast ja recht."
Antwortete er....
Bella fing leicht an zu lächeln, danach nahm sie zu ihrem Essen das passende Besteck.
Sie griff es genau so, wie Étienne es ihr gezeigt hatte.
Und sie spürte auf einmal seine Blicke auf ihren Händen. Doch davon ließ sie sich nicht ablenken, im Gegenteil - Sie tat so, als wäre sie darin schon jahrelang geübt. Ihre Haltung verlor sie durch seine Blicke erst recht nicht.Étienne staunte nicht schlecht.
Maria saß viele Plätze weit weg, ausgeruht und fröhlich sah sie zu Bella hinüber. Bella lächelte sie an, und hielt dann nach der alten Dame Ausschau, doch auch heute war sie nicht beim Abendessen anwesend.
Darüber machte sie sich ihre Gedanken, denn, es war doch eigentlich jeder anwesend?Ihre Gedanken wurden allerdings unterbrochen.
„Du scheinst ja doch nichts vergessen zu haben."
Sagte er plötzlich zu ihr.„Wie meinst du das?"
Fragte sie.„Du isst schon ganz vernünftig."
Gab er von sich.„Ja, ich gebe mein Bestes, dir...Am Tisch keine Schande zu machen."
Antwortete sie ironisch lächelnd.„Prima."
Sah er autoritär auf ihre Hände.„Ich bin stolz auf mich. Nie hätte ich gedacht, mit diesen Dingen mal essen zu können."
Sagte Bella.„Das ist eigentlich selbstverständlich."
Schaute er sie an.„Für dein Jahrhundert vielleicht, aber für meins nicht. Naja, wenn ich erstmal wieder zuhause bin, brauche ich das nicht mehr."
Seufzte sie zufrieden.Étienne schaute sie fraglich an.
„Ich verstehe deine Aussage nicht."
Sagte er.„Was verstehst du denn daran nicht?"
Sah sie ihn ebenfalls an.„Ich lerne dir doch nicht umsonst diese Dinge."
„Wie?"
„Ich habe dir oft gesagt, dass das hier dein neues
Zuhause ist."„Aber...Das ist kein Zuhause. Für mich jedenfalls nicht, für euch auf jeden Fall! Dagegen möchte ich gar nichts sagen."
Hob sie ihre Hände leicht, um Étienne nicht zu verärgern....
„Aber für mich eben nicht. Eines Tages möchte ich meine Freunde und meine Eltern wiedersehen."
Sprach sie.„Dieses Thema schon wieder."
Legte er seufzend sein Besteck ab.„Das meintest du doch nicht ernst, mich für immer hier unten gefangen zu halten, oder?"
Sah sie ihn skeptisch an.„Doch, junge Dame. Das meinte ich ernst. Du wirst dein Leben hier unten verbringen."
Sagte er.„Meine Freunde vermissen mich aber bestimmt schon. Sie..."
Fing Bella an.„...Denken du bist längst tot. So sieht es nämlich aus. Eines Tages, werden sie dich vergessen, so wie man uns alle auch vergessen hat."
Beendete er ihren Satz.„Das stimmt nicht. Und selbst wenn sie mich für tot halten, werde ich in ihren Herzen weiterleben."
Antwortete sie.„Das vergeht, glaube mir. Niemand lebt ewig, auch nicht in den Herzen der anderen."
Runzelte er kurz seine Stirn.„Aber mein Zuhause..."
Sah sie ihn traurig an.„Ist hier. Wenn du eines Tages stirbst, wirst du hier weiterleben. An Land zerfällt deine Seele, hier unten, in den Tiefen, lebt sie ewig."
Erklärte er.„Ich weiß nicht, ob ich das möchte."
Sah sie auf ihren Teller.„Hast du eine andere Wahl?"
Fragte er leicht wütend....
Bella seufzte.
„Nein."
Gab sie zu.„Also, hätten wir das jetzt auch geklärt. International ist dein Verschwinden bereits überall bekannt, und da du wortwörtlich nicht wieder aufgetaucht bist, erklärten sie dich längst für tot."
Seufzte er auf traurig tuend.„Was? Woher weißt du das?"
Erschrak Bella.„Das ist logisches Denken. Ich kenne die Menschen, ich war auch mal einer. Und jetzt will ich mit dir darüber nicht weiter diskutieren."
Nahm Étienne sein Besteck wieder in die Hände.„Sie tun mir so leid..."
Sagte Bella....
„Hey, vergiss nicht, warum du hier bist."
Wurde er plötzlich sauer.„Nein nein! Schon gut."
Gab sie ängstlich nach.„Iss jetzt weiter. Deine Gedanken und deine Sorgen sind Zeitverschwendung, Kleine."
Flüsterte er plötzlich.„Hmm..."
Nickte Bella.Sie aß weiter und ließ Stille über sich kommen.
Seine Worte taten weh.
Eines Tages, werden sie dich vergessen.
Wiederholte Bella permanent in ihrem Kopf.
Sie war traurig, doch ließ es sich vor den anderen, damaligen Passagieren, nicht anmerken....
Nach einer halben Stunde waren dann alle mit dem Essen fertig.
Die Kellner räumten ab, Bella stand mit den anderen gemeinsam auf und schob ihren Stuhl ran, legte ihr Besteck ordentlich auf den Tisch und wartete dann, bis alle aufgestanden waren - Die älteren Leute brauchten immer ein bisschen länger.
Auch Étienne stand bereits grade neben ihr.Bella's Blick huschte kurz zu ihm herüber, er merkte
das sofort und ihre Blicke kreuzten sich.
In Sekundenschnelle drehte sich Bella wieder weg, denn die Angst holte sie ein, wann immer sie ihn ansah. Seine düsteren und kalten Augen zeigten nicht einen Hauch von Freundlichkeit, von Liebe gar nicht zu sprechen....
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ÉTIENNE
Romance𝐎𝐥𝐝 𝐑𝐨𝐦𝐚𝐧𝐜𝐞 Im Jahr 1877, tief im viktorianischen Zeitalter, auf dem Weg von Australien nach Südamerika, sunk ein großes, adliges Passagierschiff auf den Grund des Pazifischen Ozeans. Alle Menschen starben in den Fluten des eiskalten Pazif...