„Nein, alles gut."
Sagte sie.„Also, ich bin ganz Ohr. Du hast mich vorhin so oft angelächelt, dass fand ich süß. Momentan habe ich nichts zutun, also kannst du gerne mit mir sprechen."
Lächelte Karl....
Étienne hörte ihnen hinter der Tür zu.
All das, was Karl sagte, machte ihn noch wütender.
Er hörte Bella zu und fragte nach ihrer Geschichte, bei Étienne war es umgekehrt.
Er fragte Bella nichts, doch sie hörte ihm trotzdem zu.
Karl interessierte sich für sie, Étienne nicht.
Karl mochte sie gleich, Étienne nicht.
In Bella's Augen machte er vieles besser.Étienne ließ das zunächst kalt.
Genervt und angewidert ging er irgendwann von der Tür weg und verschwand. Er wollte den beiden nicht länger zuhören.
„Ich bin schon seit ein paar Tagen hier, aber ach, nicht der Rede wert."
Sagte sie.„Das akzeptiere ich. Aber gestorben bist du nicht, oder?"
„Nein, ich bin noch ein lebender Mensch."
Schmunzelte sie....
„Du bist ein schöner Mensch, wirklich. Wie alt bist
du denn?"„Ich bin 23. Und du?"
„26. Eigentlich 176, wenn du weißt, was ich meine. So rechnen wir das."
Lachte er.„Das hat mir Étienne auch schon erzählt."
„So? Was hat er dir denn noch erzählt?"
Fragte Karl.Doch Bella fiel ihm nicht in den Rücken.
„Gar nichts. Wir reden kaum."
Sagte sie.„Hat er dir nichts erzählt über sich, über das Schiff, oder sonstiges?"
Konnte es Karl gar nicht glauben.„Nein."
Sagte Bella ernst.Sie wollte auf keinen Fall sein Vertrauen missbrauchen, und dachte dabei an seine Worte.
Wenn du mein einziges bisschen Vertrauen zu dir missbrauchst...
Es tat ihr leid, außerdem hätte sie dies auf keinen Fall getan. Étienne wäre von ihr sonst bitter enttäuscht gewesen.„Komisch. Ihr scheint nicht das beste Verhältnis zu haben, oder?"
Schallte seine Stimme durch den Saal.Sie versuchte neutral zu bleiben, und ihm nicht zu viel zu verraten.
„Es geht."
Nickte sie.„Magst du ihn?"
Fragte Karl plötzlich.„Nun ja, er hat seine eigene Art. Genau kann ich es dir nicht sagen, es ist halt Étienne."
Ging sie seiner Frage aus dem Weg.
Obwohl sie Étienne hasste....
„Dein Kleid ist übrigens sehr schön. Das türkis gefällt mir, es kleidet dich ausgesprochen gut."
Sagte er.„Findest du? An sich finde ich es auch schön, aber ich sehe eben aus wie ein Geist. An den Enden ist es zerrissen und ein wenig schmutzig, in die Pfützen trete ich hier nämlich laufend."
Schmollte sie.„Das ist doch nicht schlimm, so ist es hier unten eben. Du könntest 10 mal in eine Pfütze treten, trotzdem wärst du ein schönes Mädchen."
Lächelte Karl.„Wow, du scheinst echt ein Romantiker zu sein. Hast du keine Freundin?"
Fragte Bella....
„Nicht mehr. Ich hatte mal eine, doch ich starb früher als sie, sie war ja nicht mit auf diesem Schiff. Von daher verloren wir uns. Meine geliebte Victoria, ich vermisse sie bis heute sehr."
Schnaufte Karl.„Wie schade, also hat euch der Tod getrennt?"
Sah Bella ihn an.„Ja, sozusagen. Man hat uns einfach auseinandergerissen, ich konnte mich nie von ihr verabschieden."
„Das ist schrecklich. Ihr habt alle irgendwie extrem traurige Schicksale erlebt, fällt mir auf. Da ist meins ja quasi nichts gegen."
Lächelte sie kurz....
„Kommst du vom Land?"
„Ja."
Nickte sie.„Aber was machst du dann hier unten?"
Fragte Karl.„Nicht der Rede wert."
Seufzte sie.„Stimmt, dass sagtest du bereits. Entschuldige, mein Fehler! Ich wollte dich dazu nicht drängen, um Gottes Willen!"
Ging er einen Schritt zurück.„Mach dir keine Sorgen, dass hast du nicht. Aber sag mal, warum sind du und Étienne eigentlich so zerstritten?"
Fragte Bella....
„Das waren wir schon immer. Ich mag ihn nicht, weil er immer als der schönste bezeichnet wurde. Ich nie. Und mich mag er nicht, weil ich eine Freundin hatte, die mich über alles geliebt hat. Das ist der wahre Grund, warum er mich hasst."
Erzählte Karl.„Deswegen?"
Fragte Bella traurig.„Ja, Étienne wünschte sich damals nichts mehr als eine Frau, die ihn liebt. Ich glaube aber, sein Wunsch ist mittlerweile im Sande der Zeit verlaufen. Meine Freundin von damals existiert ja auch schon lange nicht mehr."
Zuckte er mit den Schultern....
„So richtig hasse ich Étienne eigentlich nicht. Ja, wir streiten, und wir geraten auch öfter mal in eine unangenehme Diskussion, aber ich verstehe ihn. Ich weiß, wie sich das Leben ohne meine Victoria anfühlt. Das ist schrecklich, aber sie ist nun mal nicht mehr da. Wir kommen aus einem anderen Zeitalter, bei uns war das früher anders. Jeder Mann ehrte seine Frau, und wer keine hatte, war traurig. Étienne war immer wirklich hübsch, und auch heute ist er nicht hässlich, aber er muss dringend etwas an seinem Charakter ändern."
Nickte Karl.„Davon wusste ich ja noch gar nichts. Das das so war...Ach man. Ihr habt es alle wirklich nicht einfach gehabt."
Sah Bella traurig zu Karl.„Es endete, als das Schiff hier versank. Es hätte doch alles so schön sein können, doch die Zeit blieb einfach stehen."
...
„Étienne war mal so lieb, freundlich und herzlich. Ich habe nie verstanden, warum er keine Frau hatte. Einen so lieben Menschen traf ich selten, doch seit dem wir hier auf dem Grund des Ozeans liegen...Hat er sich verändert. Allen gegenüber. Ich habe ihn bis heute nicht wiedererkannt."
Sagte Karl.Bella erinnerte sich. Étienne sagte ihr das selbe, bei ihrem nächtlichen Gespräch am Klavier.
„Meinst du, er wäre nicht so geworden, wenn er eine Freundin gehabt hätte?"
„Auf keinen Fall. Aber keine Liebe lässt das Herz erkalten, fast erfrieren. So wäre er nie geworden, wenn er tiefe Liebe gespürt hätte. Heute ist er mir total fremd, früher ging es noch. Doch je mehr Jahre vergingen, desto gemeiner wurde er."
Sagte Karl.„Ich weiß gar nicht, was ich dazu sagen soll."
Sagte Bella schockiert und traurig zugleich.„Sag dazu nichts, es ist nicht in Worten zu beschreiben, was er erfahren musste."
...
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ÉTIENNE
Romance𝐎𝐥𝐝 𝐑𝐨𝐦𝐚𝐧𝐜𝐞 Im Jahr 1877, tief im viktorianischen Zeitalter, auf dem Weg von Australien nach Südamerika, sunk ein großes, adliges Passagierschiff auf den Grund des Pazifischen Ozeans. Alle Menschen starben in den Fluten des eiskalten Pazif...