„Deine Gefühle interessieren mich nicht..."

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„Nein! Hör auf damit!"
Lief sie wieder zu ihm zurück.

„Ich hole sie, wann ich will. Nur waren sie nicht so leichtsinnig und schwammen direkt über meinem Wrack, sie hatten Glück im Unglück. Nur du nicht."
Seufzte er triumphierend.

„Tu ihnen nichts! Bitte!"
Ging sie näher an ihn heran.

„Und wenn doch?"
Flüsterte er.

...

Bella seufzte traurig.

„Lass sie in Ruhe. Bitte...Nimm mich, anstatt sie. Wenn du ihnen nichts tust, verspreche ich dir, bleibe ich hier...Für immer."
Sagte sie traurig.

„Das ist ein Wort."
Lächelte er gemein.

...

„Trotzdem vermisse ich meine Mama."
Schnaufte sie.

Für einen kurzen Moment dachte Étienne traurig nach.
Doch seine böse Seite gewann die Überhand.

„Du wirst sie nie wieder sehen. Finde dich damit ab."
Antwortete er.

Bella wurde wütend.

„DU WEISST GAR NICHT WIE ES IST, SEINE ELTERN FÜR IMMER ZU VERLIEREN!"
Schrie sie.

Doch Étienne, wurde nach ihrem Satz noch wütender.

„Was weiß ich nicht?..."
Flüsterte er.

...

„WAS WEISS ICH NICHT?!"
Schrie er.

„Ja! Du weißt es nicht!"
Lief eine Träne Bella's Wange herunter.

„Ich habe meine Eltern bei diesem Schiffsunglück verloren! Für immer! Ich griff nach ihrer Hand, doch erreichte sie nicht mehr. Sie sind fort. Mit der Strömung mitgerissen worden, und nie wieder gekommen! Also wag so etwas niemals wieder, in meiner Gegenwart auszusprechen! Ansonsten tue ich dir noch mehr weh, als ich es ohnehin schon tue!"
Drohte er ihr extrem zornig.

„Dann müsstest du wissen, wie schlimm es ist, seine Eltern zu verlieren! Willst du mir das antun?"
Weinte sie.

„Deine Gefühle interessieren mich nicht. Und wag es dich nicht, das was ich dir eben sagte, zu hinterfragen."
Zeigte er auf sie.

„Meine Gefühle interessieren dich nicht? Du bist ein kaltherziger Geist, du fühlst nichts mehr in deinem Herzen. Deswegen kannst du gerade auch nicht nachvollziehen, wie ich mich fühle."
Wischte sie sich eine Träne weg.

Étienne sah sie an.

„MARGARETE!"
Rief er plötzlich.

...

Eine Dame mittleren Alters kam angelaufen, sie trug eine Putzuniform und einen Wischmob in der Hand.
Ihre Haare waren schwarz gelockt, und an ihren Händen trug sie Handschuhe.
Sie lief auf die beiden zu.

„Du hast gerufen, Étienne?"
Sah sie vorsichtig zu Étienne auf.

„Bring sie auf ihr Zimmer. Direkt neben meins, damit ich sie immer im Auge behalten kann."
Forderte er.

„Sehr wohl."
Verbeugte sie sich vor ihm.

„Nein!"
Rief Bella kopfschüttelnd.

„Du willst nicht mitgehen?"
Fragte Étienne.

Die Frau sagte nichts gegen ihn, und bewunderte Bella's Mut.

„Auf gar keinen Fall!"
Weigerte sich Bella.

„Du bist respektloser als ich gedacht habe. Scheinbar muss man dir wirklich wehtun."
Überlegte Étienne kurz.

...

„WACHEN!"
Rief er plötzlich.

„NEIN!"
Brüllte Bella zurück.

Plötzlich kamen zwei Männer in einer schwarzen Uniform angelaufen, sie hatten ein Schwert in der Hand, und liefen direkt auf Bella zu.
Sie hielten sie an den Oberarmen fest, sodass sie nicht mehr entkommen konnte.

„Du kannst du nicht machen!"
Rief sie zu Étienne.

„Führt sie ab."
Sagte er zu ihnen.

...

„Margarete wird euch den Weg zeigen, wo sie hinsoll. Also folgt ihr."
Sagte er zu den Wachen.

„Das machen wir."
Ertönte von einem, eine raue Stimme.

Margarete ging traurig voran und die Wachen liefen ihr mit Bella hinterher. Doch das Mädchen drehte sich noch einmal um.

„Du bist das liebloseste Wesen, dass ich jemals getroffen habe!"
Rief sie zu Étienne.

„Heute Abend um 18:00 ist Abendessen."
Sagte er, und ging fort.

Sie rissen an Bella herum, und führten sie bis in die letzte Etage der Zimmer.
Dort war auch das große Zimmer von Étienne.
Direkt daneben, öffneten sie die Tür und warfen Bella hinein. Danach verschwanden die Wachen, nur Margarete blieb neben der weinenden Bella stehen.

...

„Er ist grausam."
Seufzte Margarete.

„Er ist mehr als das."
Schluchzte Bella.

„Seit so vielen Jahrzehnten ist er schon so. Das hat alles angefangen, als unser Schiff versank, als er...Seine Eltern verlor. Alles hier war ein tragisches Unglück, nur können wir es aber nicht mehr ändern."
Erzählte sie Bella.

„Das tut mir leid für euch. Wie könnt ihr euch das nur gefallen lassen?"
Fragte Bella.

„Wir sind Geister. Wir haben einfach damit gelernt, zu leben. Außerdem fühlen wir nichts mehr...Étienne schon gar nicht."
Seufzte sie.

„Ich werde hier eines Tages rauskommen."
Stand Bella auf.

„Ich möchte dir nicht deine Hoffnung nehmen, aber er hat dich im Visier. Er wird von nun an immer auf dich aufpassen, bitte begib dich nicht in Gefahr. Er ist unberechenbar."
Sagte Margarete.

...

„Na dann, ich muss wieder gehen. Bitte, verpass das tägliche Abendessen nicht nachher, um 18:00."
Erinnerte sie Bella freundlich.

„Nein nein, mache ich nicht. Vielen Dank!"
Lächelte Bella schwach.

Margarete verließ ihr Zimmer und schloss die Tür. Nun war Bella allein, sie sah sich in ihrem neuen Reich um. Ein großes, weiches und vor allem schönes, prunkvolles Bett stand an der Wand. Die Ecken der Wände waren mit goldenen Details und Figuren verziert, es sah aus wie ein vergoldetes Schlafzimmer von ganz früher, erinnerte ein wenig an die Barockzeit.
Bella hatte noch einen großen Schrank drinnen, doch sie traute sich nicht, ihn zu öffnen. Neben dran war noch eine weitere Tür, dort befand sich ihr eigenes Badezimmer.

Traurig sah sie sich weiter um, und stellte fest, wie schön das Zimmer eigentlich war.
Doch auch das rettete ihre zerstörte Stimmung nicht.
Allein mit dem Wissen, dass Étienne im Nebenzimmer schlief, widerte sie an.
Müde und kaputt setzte sie sich auf das weiche Bett, und dachte nach.

Die Frau von der Hotelrezeption kam ihr wieder in den Kopf, Bella ging nochmal ganz genau ihre Worte durch. Dabei fiel ihr etwas auf...
„Es wird gesagt, dass auf diesem Schiff ein Ehepaar war. Sie hatten einen wundervollen Sohn, doch auch er starb in den Fluten."

Wundervoll? Bella verzog das Gesicht.
Damit war doch nicht etwa Étienne gemeint, oder?
Plötzlich dachte sie an Étienne's Worte, von vorhin.

...

„Ich habe meine Eltern bei diesem Schiffsunglück verloren! Für immer! Ich griff nach ihrer Hand, doch erreichte sie nicht mehr. Sie sind fort. Mit der Strömung mitgerissen worden, und nie wieder gekommen!"

Sie war sich sicher.
Er war der Sohn, von dem die Frau im Hotel sprach.
Er war die Sage, die bis heute überdauert hatte - Ob über, oder unter dem Wasser.
Ihr wurde vieles klar, doch so richtig wusste sie noch nicht, was sie mit diesen Gedanken anfangen sollte.
Sie beschrieb ihn als wundervollen Sohn, was hatte das damit auf sich?

...

ÉTIENNEWo Geschichten leben. Entdecke jetzt