„Er hat dich gerettet, Kind..."

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Ein paar Minuten später...

Maria ist gegangen, Bella hatte nun nur noch den großen Saal vor sich.
Sie schnappte sich also den Besen und kehrte von vorne bis hinten alles durch, in der Mitte erschuf sie einen kleinen Berg aus Dreck, um nachher alles besser zusammenkehren zu können.
Ihre Kräfte ließen langsam nach, davon ließ sie sich aber nicht aufhalten.
Diszipliniert ging sie ihrem Putzwahn nach.

Und es knackte wieder.

Das selbe knacken wie das, was Helga und Heinz hörten, und das selbe knacken, wie Bella in der Nacht gehört hatte - Als sie auf dem Weg in ihr Zimmer war. Es war nun lauter und deutlicher zu hören, ängstlich sah sie sich um.
Als es aufhörte, fegte sie weiter.
Auch Étienne hörte das knacken, daraufhin beobachtete er Bella noch genauer, als jemals zuvor.
Er lief nämlich oben durch den Flur und schaute so in den Saal herunter, danach lief er auf die Treppen zu.

Bella sah ihn im Augenwinkel, doch beachtete ihn nicht. Er verschränkte seine Arme und lief ein paar Stufen hinunter, Bella im Blick behaltend.
Schließlich lehnte er sich elegant an das große Treppengeländer.

Auf einmal war das knacken erneut da. Als würde etwas...Aus der Decke brechen.
Bella hatte nun direkt in der Mitte des Saals, einen kleinen Berg an Dreck zusammengefegt.
Nun musste sie ihn nur noch mit der Schaufel zusammenfegen, dann war sie fertig. Also stellte sie ihren Besen beiseite und nahm sich Handfeger und Schaufel. Summend hockte sie sich hin, und fegte alles zusammen.

Und da passierte es.

Der große, monströse und edle Kronenleuchter brach aus der Decke heraus. Er fiel direkt auf Bella.

„Nein...NEIN!"
Rief Étienne.

Er streckte sofort seine Hand aus und ließ einen schwarzen, magischen Strahl auf ihn knallen.
Der Kronenleuchter fiel somit einige Meter weiter weg von Bella, und nicht auf sie drauf.
Bella hielt sich ihre Hände über den Kopf und fing an ein wenig zu zittern, da sie den lauten Knall hörte.
Sie kniff ihre Augen ängstlich zusammen, der Knall war für alle unüberhörbar.

Er krachte zu Boden und zerschellte in tausenden, alten Diamanten.

Bella bekam davon nichts ab, nicht ein bisschen.
Wäre der Kronenleuchter auf sie raufgefallen, wäre sie sofort tot gewesen.
Langsam öffnete sie ihre Augen wieder und schaute über sich. Der Kronenleuchter war weg, ein riesiges Loch entstand in der Decke.
Dann sah sie zu den Treppen auf, und bemerkte, dass Étienne da stand. Ihre Lippe blieben leicht offen stehen, er hatte seine Arme verschränkt und sah emotionslos auf sie herunter.
Er hatte sie gerettet.

...

„Was war das denn für ein furchtbarer Knall hier?"
Kam Dorothee angerannt.

„MAMA! Warte!"
Rief Sohn Henrik.

„Bleib bitte da hinten Henrik! Hier liegen überall Scherben."
Forderte sie ihn auf.

Dann sah sie das Schlachtfeld.

„Um Gottes Willen, was ist denn hier passiert?"
Rief sie.

...

„Kind! Ist alles in Ordnung?"
Eilte sie zu Bella, und nahm sie in den Arm.

„Ja, mir geht es gut. Zum Glück."
Nickte Bella.

Sie versuchte vorsichtig aufzustehen.
Die Scherben und zerbrochenen Diamanten lagen überall, der ganze Saal war voll.
Und plötzlich kam auch Étienne heruntergelaufen.

„Der wäre mitten auf dich drauf gefallen, dann wärst du gestorben!"
Sprach Dorothee besorgt.

„Aber wie kommt er da hinten hin, wenn er über mir war? Ich habe gar nicht gesehen, was passiert ist."
Sagte Bella ängstlich.

...

„Ich war das."
Mischte sich Étienne autoritär ein.

„Du? Du hast ihn runterfallen lassen?!"
Fragte Dorothee wütend.

„Nein! Das meinte ich damit nicht. Ich, habe meinen schwarzen Zauber auf ihn geworfen. Deswegen zerschellte er dort hinten."
Sagte Étienne nicht sonderlich begeistert.

„Also hast du mich gerettet?"
Fragte Bella.

„Nein. Ich dachte, dort stand jemand anderes. Erst danach habe ich dich gesehen. Es war nicht wegen dir."
Log er.

Denn Étienne sah ganz genau, dass nur Bella unter dem Kronenleuchter stand.

„Wenigstens ist nichts schlimmeres passiert."
Seufzte Dorothee erleichtert.

„D...Danke."
Sagte Bella zu Étienne.

„Ist sonst alles in Ordnung mit dir?"
Fragte er anstandshalber.

„Ja, schon okay. Mit mir ist alles gut soweit."
Nickte sie.

„Dann kann ich ja jetzt wieder gehen."
Hob Étienne seine Nase.

...

„MARIA! MARGARETE! Macht das sofort sauber."
Rief er.

Und ging fort.
Dorothee blieb noch bei Bella stehen.

„Er hat dich gerettet, Kind..."
Flüsterte sie.

„Unwissend, bestimmt. Er hätte mich nie absichtlich beschützt, dafür hasst er mich zu sehr. Wie er schon sagte...Er wusste nicht das ich das war."
Sagte Bella.

„Doch. Das hat er ganz genau gewusst, dass nur du dort standest. Das weiß ich."
Sagte Dorothee.

„Étienne und ich, wir mögen uns überhaupt nicht. Das war einfach nur ein dummer Zufall, dass er gerade da war."
Versuchte Bella abzuwinken.

„Nein nein nein, dass glaube ich nicht. Er...Ooohhh..."
Freute sich Dorothee.

Sie war eine so liebe Seele.

„Was?"
Schaute Bella sie an.

„Er hätte es nicht ertragen wenn du auf diese Weise umgekommen wärst. Er mag dich anscheinend doch."
Grinste sie aufgeregt.

„Nein, er mag mich nicht. Auf keinen Fall. Er ist böse...Und durchaus rachsüchtig."

„Ja, dass mag stimmen. Aber du bist ein Mädchen, besser gesagt eine junge Frau. Für uns bist du nur noch sehr jung, deswegen sagen wir oft zu unseren jüngeren Damen, Mädchen. Wer lässt schon ein Mädchen sterben? Das würde nicht mal Étienne tun."
Sagte Dorothee.

Da war sich Bella nicht so sicher.

„Wir sind alle tot. Ein junger Mensch wie du, bringt hier Lebenslust und gute Laune herein. Das hat diesem Schiff jahrelang gefehlt. Glaub mir, wir alle mögen dich."
Streichelte Dorothee sie lieb an der Wange.

„Wirklich?"
Lächelte Bella mit.

„Natürlich. Lass ein wenig Zeit vergehen, dann kriegt sich unser Ungeheuer auch noch ein. Vertrau mir. Du hast doch vor, zu bleiben, oder?"
Fragte Dorothee leicht traurig.

...

Bella seufzte.

„Ihr seid so entzückende Seelen, ehrlich gesagt...Habe ich mich schon etwas dran gewöhnt. Trotzdem vermisse ich mein Zuhause."
Antwortete Bella.

„Ja, dass verstehe ich, Kind. Vielleicht lässt er dich eines Tages gehen."
Überlegte Dorothee.

„Das glaube ich nicht. Und wenn er es doch tun würde...Wüsste ich nicht, wie ich reagieren würde."

„Was meinst du damit?"

„In den Augen der Menschen bin ich schon längst verstorben. Vor den nächsten hundert Jahren lässt er mich bestimmt nicht gehen...Und bis dahin, sind alle meine Liebsten tot."
Sagte Bella.

„Egal, ob du nachhause zurückkehrst oder nicht. Du könntest uns jederzeit besuchen, wann immer du willst! Ich würde mich aber freuen, wenn du noch ein bisschen bei uns bleibst."
Drückte Dorothee Bella an sich.

„Étienne aber nicht."
Seufzte Bella.

Dorothee ließ sie los, zwinkerte ihr dann kurz zu und lief anschließend weg.
Bella sah ihr fraglich nach.

...

ÉTIENNEWo Geschichten leben. Entdecke jetzt