willkommen in ludwigshafen

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                                     Sicht Aliya

Ätzend ließ ich mich auf den Bürgersteig nieder. Der Tag verlief schon grausam, dabei hatte er für mich erst begonnen. Ein Blick auf mein Handy verriet mir das wir es Punkt 10:00 hatten. Eine Uhrzeit für die ich gewöhnlich am Wochenende noch schlafen würde aber stattdessen schleppte ich Umzugskisten umher. Aufgrund von dem neuen Job meines Vaters zogen meine Mutter, mein Vater und ich von Stuttgart nach Ludwigshafen zu dem Viertel Hemshof. Eine eher nicht so schöne Gegend aber man nahm sich das was man bekam. Gott sei dank war schon einiges in der neuen Wohnung aber dennoch hatten wir viel zu erledigen. Ich war nicht erfreut darüber denn das hieß für mich das ich mich in einer fremden Umgebung neu finden musste. Das hieß also auch: Neue Schule

Gerade als ich mir weitere Gedanken machen wollte wie die Leute auf meiner neuen Schule so drauf waren kam mein Vater und bat mich die restlichen Kisten in die neue Wohnung zu tragen.

Ich nickte und stapelte die kleinen Kisten aufeinander um ein zweites Mal her zulaufen zu vermeiden. Gerade als ich die Treppen hochsteigen wollte merkte ich das ich mein Gleichgewicht verlor und machte mich innerlich bereit Bekanntschaft mit dem Boden zu machen, doch dies passierte nicht, stattdessen fühlte ich wie mich jemand auffing und somit einen Aufprall verhinderte. Leicht erschrocken drehte ich mich hektisch um und sah in dunkel braune, beinahe schwarze Augen eines jungen Mannes.

„Hey alles in Ordnung? Du musst aufpassen." der Junge vor mir schmunzelte und hatte noch immer seinen Griff um mich.

Ich zögerte bis ich mich von ihm löste und ihn ein warmes Lächeln schenkte: „mir geht es gut, Dankeschön für deine Hilfe. Hätte auch schlimmer ausgehen können."

„kein Problem, ich bin übrigens Diwan." mein gegenüber streckte mir seine Hand entgegen, die ich lächelnd annahm.

„Aliya" gab ich knapp von mir und musterte Diwan. Er war gut gebaut, hatte dunkele Augen welche eine angenehme Wärme ausstrahlten und sein leichtes grinsen was aber daran liegen könnte das ich ihn vielleicht länger musterte als gewollt.

„Gefällt dir was du siehst Aliya?" ich zuckte erschrocken auf was Diwan zum Lachen veranlasste.

„Ehm tut mir leid, kann ich noch was für dich tun?" ich spürte wie eine Wärme in mir auftrat, ich diese aber versuchte zu ignorieren.

„Sieht wohl so aus als bräuchtest du Hilfe beim tragen der Kisten. Neu hier in der Gegend?"

„Scheint wohl so." war das einzige was ich aus mir herausbekommen habe bevor meine Eltern uns unterbrachen: „mein Sohn kann ich dir helfen?" fragte mein Vater und musterte Diwan verwirrt.

„Ich habe ihre Tochter aufgefangen bevor sie auf den Boden gefallen wäre, braucht ihr Hilfe beim Tragen? Ich kann gerne helfen." Diwan lächelte und mein Vater blickte zu meiner Mutter welche uns zunickte. Hilfe könnten wir echt gebrauchen.

Und so packte Diwan mit und wir waren um einiges früher fertig als gedacht. Als Dank für die Hilfe lud meine Mutter Diwan auf das heutige Abendessen ein.

Als wir alle zu Ende aßen, hatten Diwan und ich erst jetzt die Zeit gefunden uns wirklich kennenzulernen. Ich fand heraus das er einen kleinen Bruder hatte, aus Libanon kam, 17 Jahre alt war und zufälligerweise auf meine neue Schule ging.

„Und was hast du zu verbergen Habibti?" Ich lächelte und fing an zu erzählen: „Ich bin wie du schon mitbekommen hast neu hier, komme ursprünglich aus Marokko, bin 16 Jahre alt."
Diwan nickte und fing an zu grinsen.

Ich blickte von dem kleinen Balkon, welches sich in der Küche befand nach draußen. Es war noch relativ hell dafür das wir schon fast 18:00 hatten. Der Sommer hatte angefangen und ich freute mich jetzt schon auf die kommenden Tage die ich mit Diwan verbringen würde. Er war wirklich sehr nett und hatte viel Respekt und Anstand was man ihm nicht auf den ersten Blick ansehen würde.

„Soll ich dir mal bisschen die Gegend zeigen? Dann lernst du auch paar meiner Jungs kennen. Sind alles sehr nette Jungs." er sah mir in die Augen und ich nickte, gab meinen Eltern Bescheid und lief gemeinsam mit Diwan durch die Ludwigshafener Straßen.

„Keine Sorge ich bringe dich nach Hause bevor die Sonne untergeht. Ah da sind schon die ersten Jungs."
Diwan zog mich sanft an der Hand zu einem Kiosk, vor dem drei Jungs Platz genommen hatten und alle Menschen die an diesem Kiosk vorbeiliefen mit einem einschüchternden Blick ansahen.

Ein mulmiges Gefühl machte sich in mir breit je näher ich mich den Jungs vor dem Kiosk näherte. Diwan schien dies bemerkt zu haben, denn er schenkte mir ein aufmunterndes Lächeln.

„Ohh Diwano neue Perle?." kam es von einem der drei Jungs. Er trug ein Trainingsanzug von Paris Saint Germain und hatte lange schöne lange locken die ihm wild durchs Gesicht fielen.

„Jungs das ist Aliya, sie ist neu in der Gegend. Aliya das sind meine Brüder Safraoui, Jamal und Veysel." letzteres war an mich gerichtet und ich gab freundlich jedem der Jungs meine Hand.

„Ich zeige bisschen die Gegend, wollt ihr mit?" Die Jungs stimmten ein und liefen mit Diwan und mir mit. Zusätzlich erfuhr ich noch das die Jungs auf die selbe Schule wie Diwan gingen aber fast nie anwesend waren.

„Schule ist unnötig, ich kenn nicht mal meine Lehrer." lachte Safraoui  und schlug mit Diwan ein.

„Wie kommt's das du her gezogen bist? Und woher kommst du?" fragte Jamal während er etwas an seinem Handy rum tippte.

„Mein Vater hat ein besseren Job gefunden deshalb sind wir von Stuttgart hier nach Ludwigshafen gezogen. Und ich bin Marokkanerin." mit einem Lächeln beendete ich meinen Monolog und sah in das grinsende Gesicht von Safraoui.

„Bombe eine Marokkanerin in unserer Gruppe." er lachte und legte locker sein Arm um mich.

„Eure Gruppe?" meine Frage blieb unbeantwortet denn meine Mutter rief mich an um Bescheid zu geben das ich mich langsam auf den Weg zurück nach Hause machen sollte.

„Ich muss los, kannst du mir zeigen wie ich zurück nach Hause komme?" Ich drehte mich zu zu Diwan, dieser nickte und sah zu den Jungs rüber als würde er ihnen still etwas mitteilen wollen.

„Wir kommen mit, dann wissen wir wenigstens wann wir dich abholen müssen am Montag." sagte Veysel und lief schon mal vor.

„Mal schauen ob ich Schule komme Bruder." lachte Safraoui und musterte mein verwirrtes Gesicht.

Dann erklärte er mir das er gemeinsam mit den Jungs auf mich aufpassen würde weil der Viertel aus dem wir kamen nicht gerade ungefährlich war. Ich nickte und sah rüber zu Jamal welcher noch immer damit beschäftigt war, kontinuierlich an seinem Handy rum zu tippen.

„Ist er immer so still?" murmelte ich zu Veysel und schielte erneut zu Jamal.

„Er ist immer so wenn er neue Leute kennenlernt. Er zieht sich erstmal zurück und macht sich ein eigenes Bild von dir." Ich nickte und ehe ich mich versah waren wir schon bei mir angekommen.

„Danke fürs bringen Jungs." Ich gab jedem nochmal die Hand und bekam noch die Nummer von Diwan- für den Fall der Fälle wenn ich mal etwas brauchte.

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