Sicht Jamal
„Du siehst müde aus, schlecht geschlafen, oder gar nicht?" Aliya musterte mich besorgt und nahm meine Hand in ihre.
„Gar nicht, war aber nicht müde, nur viel unterwegs."
„Ich mag das nicht, das du so spät immer unterwegs bist. Es kann dir was passieren und ich bin nicht da, um dich zu versorgen."
„Passt, bin immer mit den Jungs. Außerdem bin ich der Mann, ich schütze wenn dann dich-"
„Omg bist du nicht der von Hoodblaq? Können wir ein Bild machen? Bitte." eine Gruppe voller Mädchen standen plötzlich vor mir. Die Situation überforderte mich sehr, vor allem aber weil ich hier mit meiner Freundin war, und nicht wirklich wollte das sie an die Öffentlichkeit gelangt.
„Klar, kommt her Ladys." Ich setzte mein Pokerface auf und machte ein Bild nachdem anderen. Ein paar Grußvideos durften natürlich auch nicht fehlen. Als ich ein Bild mit einer der Mädchen machte, kam sie mir meiner Meinung nach, ein wenig zu nahe und setzte ein Lächeln auf. Ich spürte dass die Situation auch Aliya belastete, sie aber versuchte, sich nichts anmerken zu lassen.
Als die Mädchen nun endlich gegangen waren, wendete ich meinen Blick direkt zu Aliya, welche genervt ihre Tasche in die Hand nahm und sich auf den Weg machte nach außen des Restaurants.
„Kannst du bitte chillen? Was ist los?" Aliya antwortete nicht, lief nur stur vor mir, in Richtung meines Autos und sah mich auffordernd an.
„Mach auf, fahr weg von hier." Ich stieg mit ihr in den Wagen ein und fuhr zu mir. Die Fahrt war still, nur die leisen Töne des Songs, welches aus den Lautsprecher kam, erfüllten das Auto.
„Es tut mir leid, es sollte eigentlich ganz anders laufen. Ich hatte nicht erwartet das plötzlich so viele von ihnen kommen, ich bin aber verpflichtet, das zu tun, ich habe mich schließlich dafür entschieden diesen Weg zu gehen."
„Klar hast du das aber im Ernst, musstest du sie so eng an dich ranlassen? Man würde glatt denken, sie wäre deine Freundin statt ich."
„Chill doch, die Leute wissen das ja nicht mal. Mach jetzt kein Aufstand und lass uns den Abend bei mir genießen."
„Fahr mich nach Hause, ich bin müde." war das ihr Ernst? Ich hatte mich bemüht, einen schönen Abend für sie zu organisieren, ich wollte es wieder gut machen und ihr zeigen das ich sie liebte.
„Komm schon, was habe ich jetzt falsch gema-"
„Fahr mich nach Hause! Ich habe keine Lust auf dich, okay?" mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Ihre Worte trafen mich mehr als ich zugeben wollte. Keine Lust auf mich? Ich fuhr zu ihr, weichte jeden ihrer Blicke aus und stoppte den Motor meines Autos.
„kannst du mir mal sagen was los ist? Du kannst wegen so etwas kleines, nicht einfach den Abend fallen lassen."
„Jamal versteh es doch, ich habe keine Lust auf dich, ich möchte dich heute nicht mehr sehen. Du hättest einfach einen Abstand halten können, aber dein Image ist dir ja so viel wichtiger."
„Ich habe lange gekämpft um hier zu sein, wo ich heute bin. Du kannst nicht erwarten das ich mein Leben extra für dich umstelle."
„Erwarte ich doch nicht? Ich dachte einfach du würdest anders reagieren." sie seufzte und verließ meinen Wagen. Ich blieb sitzen, beobachte sie durch das Fenster. Sie setzte sich auf eine Treppenstufe vor ihrer Haustüre und fuhr sich stressig durch die Haare.
Ich stieg aus und lief auf sie zu. Meine Gedanken waren ein reinstes Chaos, mir fiel es schwer ein klaren Gedanken zu fassen. Aliya blicke mir in die Augen und es schien so als würde sie die Worte, welche sie mir wenige Minuten vorher ins Gesicht gesagt hatte, bereuen. Vorsichtig nahm sie meine Hand und sah mich entschuldigend an.
„Es tut mir leid, war Scheiße von mir. Ich bin natürlich stolz auf dich und das was du erreicht hast." Ich nickte, hatte keine Antwort parat und wusste nicht was ich sagen sollte.
„Kein Problem. Ich gehe mal los, muss noch Studio." mit diesen Worten machte ich mich auf den Weg zurück, wurde aber wieder zurückgezogen.
„Kein Tschüss? Keine Umarmung?" Ich seufzte und nahm sie wenige Sekunden in den Arm, bevor ich mich auf den Weg ins Studio machte.
Angekommen begrüßte ich Shoki und Safraoui. Es gab paar Änderungen an wenigen Songs, beispielsweise bei Viel Gesehen. Mein Part hatte ich ein wenig abgeändert und musste es dementsprechend auch neu aufnehmen.
Viele Stunden im Studio vergingen und wir hatten erfolgreich neue Songs aufgenommen. Veysel kam mittendrin auch dazu gestoßen und hatte seinen Beistand bei ein paar Songs geleistet.
„Der Song wird ein Hit! Er wird so krass ankommen, vertrau mir." Ich nickte und nahm meine Malboro Rot Schachtel und lief auf den Balkon um eine zu rauchen. Meine Gedanken schweiften unfreiwillig zu Aliya und ihre Worte die mir vorhin schon beinahe ins Gesicht gebrüllt hatte, weil sie sauer war.
Diese Worte wiederholten sich ständig in meinem Kopf. Es schien so als hätte sich um mein Herz eine Art Schutzmauer gebildet, um mich selber zu schützen. Aliya war die wichtigste Person in meinem Leben und sie zu verlieren, könnte ich mir nicht vorstellen. Aber ich wollte auch nicht wegen einem Mädchen zulassen das ich kaputt ginge. Ich hatte schließlich ein gewissen Selbstrespekt und einen Stolz.
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Blocktherapie
FanfictionIn einer scheinbar gewöhnlichen Stadt Ludwigshafen-Hemshof beginnt Aliyas Leben von Neuem, als ihr Vater einen neuen Job annimmt. Unwissend darüber, dass das Schicksal bereits seinen Lauf genommen hat, trifft sie auf Jamal - ein Fremder, dessen bloß...