13. Kapitel - Rivens Geburtstag

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Die nächsten Tage verflogen zu meinem Pech wie im Flug, und ehe ich mich versah, war auch schon Samstag. Der Samstag.
Bereits zum dritten Mal steckte meine Mutter ihren Kopf in mein Zimmer, um zu fragen, ob sie mir beim Fertigmachen behilflich sein könne.
Mit gerauftem Haar stand ich vor meinem Kleiderschrank, wessen Inhalt sich eher auf dem Fußboden davor befand, als ich schwer ausatmend zur Tür ging, um sie behutsam aus meinem Zimmer zu schieben.
„Danke Mum, aber ich denke, das bekomme ich auch noch selbst hin."
Gespielt enttäuscht zog sie einen Schmollmund, gab jedoch nach und ließ mich allein. Seit meine Mum mitbekommen hatte, dass Ruby und ich Streit hatten, war sie der Meinung, mehr Zeit mit mir verbringen zu müssen. Einerseits fand ich das sehr nett von ihr, andererseits wollte ich nicht die sein, die als ihre beste Freundin ihre Mutter nannte.

Seufzend ließ ich mich vor dem Wandspiegel auf dem Boden nieder. Um mich herum ein Chaos aus Schmink Utensilien und Klamotten. Ich hatte mir fest vor genommen, mich heute ein bisschen mehr heraus zu putzen. Einfach nur so. Na gut, zugegeben hatte sich der Gedanke, Grant zu zeigen, dass ich mehr sein konnte als die langweilige mausgraue Avery fest in meinem Kopf verankert, was vermutlich der Grund war, weshalb ich seit 30 Minuten vor meinem Schrank stand und zunehmend mehr verzweifelte.
Innerlich strafte ich mich dafür zu dieser Party überhaupt zugesagt zu haben. Ich wusste schließlich genau, wie dieser Abend enden würde. Damit will ich nicht sagen, dass ich keinen Spaß haben würde, doch ich wusste genau, dass ich die ganze Zeit unter Anspannung stehen würde. Allein. Und das auch noch unter wildfremden Menschen.
Ich ging allein auf eine Party. Was zum Teufel war in mich gefahren? Ich war noch nie alleine auf einer Party aufgekreuzt. Schließlich hatte ich immer Ruby dabei. Ich sah mich schon die ganze Zeit verloren in einer Ecke stehen und versuchen beschäftigt auszusehen, damit bloß niemand auf den Gedanken kam, dass ich eine Außenseiterin sei.
Verdammt, warum scherte es mich immer so sehr, was andere von mir dachten.
„Positiv denken", murmelte ich mir selbst aufmunternd zu während ich Rouge auf meine Wangen auftrug und mir selbst ein unsicheres Lächeln durch den Spiegel zu warf.

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„Wow! Schwesterchen, wohin des Weges?" Bei dem neugierigen Tonfall meines Bruder fiel mein Kopf automatisch in den Nacken, meine Augen rollten nach hinten und meine Lippen sandten leise Stoßgebete aus, dass er mich bitte nicht zu lange aufhalten würde. Hatte er den wirklich nichts besseres zutun, als mich mit seiner bloßen Anwesenheit zu nerven?

„Ich gehe auf eine Party, Aiden", mit einem zuckersüßen Lächeln drehte ich mich zu ihm um. Glücklicherweise konnte ich meiner Mutter aus dem Weg gehen, doch man sollte sich nie zu früh freuen, denn plötzlich steht der große Bruder vor der Tür.
Prüfend lief er um mich herum. Eine Hand am Kinn, als würde er angestrengt über etwas nachdenken.
„Lass mich raten. Offenes Haar - dann auch noch gewellt - wie lange hast du dafür gebraucht? Mhm ... enge Jeans und ein hautenges Top, welches ... Moment es ist ja beinahe transparent! Wen willst du beeindrucken?" Er begutachtete mich mit einem Blick, der keine Ausreden zuließ und ich spürte die Hitze in meine Wangen rauschen. Hoffentlich sah man das unter meinem Make-up nicht.
„Jetzt wirst du auch noch rot, wie heißt der Kerl?"
„Es gibt keinen Kerl. Darf ich jetzt bitte durch?" Missmutig schob ich mich an ihm vorbei, wäre aber am liebsten in die entgegengesetzte Richtung gelaufen. In mein Zimmer.
„Ein Mädchen wäre auch okay." Ich ignorierte ihn. Sein Blick hatte mich unsicher gemacht und am liebsten hätte ich mich in meinem Bett verkrochen.
Wenn ich mich schon unter dem Blick meines Bruders unwohl fühlte, wie sollte es dann erst bei den ganzen fremden, kritischen Blicken sein, die mich heute Abend erwarten würden. Oder erst unter Grants. Der Gedanke an ihn ließ mein Herz merkwürdig schnell rasen und hätte mein Bruder nicht die Tür hinter mir geschlossen und mir mit dem Tod gedroht, wenn ich vor zwei Uhr morgens zu Hause sein würde, wäre ich mit Sicherheit zurückgegangen. Zurück in meine Komfortzone.
Denn eins war klar. Dieser Abend würde definitiv kein Zuckerschlecken werden.

The Silent Side of LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt