Kapitel 24 // ... und Regen

91 5 2
                                    



Dann fing es an zu nieseln.

Das Blut auf meinen Händen und Armen vermischte sich mit Wasser und es sah so aus, als ob ich eine blutige Leiche irgendwohin geschleppt hätte.

Innerhalb weniger Minuten prasselte das Wasser nur so auf mich herab. 

Als wollte der Himmel mich für die Wunden an meinen Händen bestrafen.

Ruhig, jetzt ausgelaugt, und langsam, machte ich mich wieder auf den Rückweg zur Clearwater High.

Ich hatte nicht den geringsten Schimmer wo ich war, oder wo die Schule, mit allen meinen Freunden und meinem Bruder, war, aber ich ließ mich einfach von meinen Instinkten führen.

Langsam, also komplett untypisch für mich, weil ich sonst immer zügig unterwegs war, schritt ich durch den Wald, ohne einen Gedanken an irgendeine meiner Sorgen oder Wünsche oder Träume oder irgendenwas von dem sonstigen Kram der meinen Kopf belagerte und zustopfte, zu verschwenden, bewegte ich mich durch den Wald.

Auch wenn ich ausgelaugt war, war ich noch längst nicht müde.

Meine Sinne waren bis aufs Äußerste von selbst angespannt.

Obwohl ich an nichts dachte außer das Wetter und die Natur um mich herum, halt wie ein wildes Tier, das wilde Tier zu dem ich geboren wurde, nahm mein Unterbewusstsein alles auf, was mein Bewusstsein nicht konnte.

So bemerkte ich meinen Verfolger schon ziemlich früh.




Trotz des Regens, der eigentlich alle Gerüche und Spuren verwischen und unkenntlich machen sollte, roch ich das andere Tier sofort.

Und auch seine Präsens, also seine Aura, spürte ich.

Ganz in der Nähe war ein Tier, womöglich ein Wandler, konnte aber auch ein wildes Tier sein, das von dem Geruch nach Blut angelockt wurde.

Ich setzte meinen Weg fort, ohne viel über meinen Verfolger nachzudenken.

Ich verließ mich auf meine Instinkte.

Immer, wenn mein Kopf nicht mehr richtig funktionierte, hatten mich meine Instinkte gerettet.

Also wieso nicht gleich meine Instinkte übernehmen lassen?

Das war genau was ich tat, als ich einen Zweig nur wenige Meter hinter mir zerbrechen hörte.

Die Wildheit in mir drehte und wendete sich um ja freizukommen als etwas dunkles auf mich zuschoss.

Meine Hand schoss kerzengerade in die Höhe, jetzt mit Krallen vorne dran, und holte den Vogel oder was auch immer über mich hinweg zu sausen versuchte aus der Luft.

"UFF" stöhnte jemand in Gedanken, nicht allzu weit weg von mir.

Ich näherte mich langsam dem Geschöpf, das am Boden lag.

Es war tatsächlich ein Vogel.

Ein dunkler noch dazu.

Zuerst dachte ich, es wäre ein Schüler oder eine Schülerin. Dann ein wilder Wandler. Aber was waren die Chancen für so einen Zusammenstoß?

Dann bestätigte sich doch meine erste Intuition.

Es war tatsächlich eine Schülerin der Clearwater High.

Woodwalkers | Tiger Hope -- Volume OneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt