Kapitel 25 // Geysire

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Der Rest der Woche verlief ohne weitere Ereignisse.

Carag deutete zwar mehrmals an, dass Milling Spione hier an der Schule haben könnte, aber Lissa Clearwater, die (zu dieser Zeit noch) komplett von Millings 'guten' Absichten überzeugt war, hatte ihm sämtliche Zweifel ausgeredet.

In den Tagen nach dieser verhängnisvollen Nacht bekam ich zwar ein paar schräge Blicke von Mr. Brighteye und Mr. Ellwood beim verwandeln und zurück verwandeln, aber alles in allem verlief die Woche ganz glatt.

Die folgenden Wochen waren auch ganz okay.

Ich verbrachte viel Zeit mit Tikaani und wir wurden so etwas wie beste Freundinnen. Auch wenn sie es womöglich nie zugeben würde.

Mit den anderen aus der Klasse verstand ich mich auch blendend, was für meine Verhältnisse fast wie ein Wunder war.

Jeden zweiten Abend musste ich 'zuhause' in Österreich bei Mom und Dad und meiner Schwester in Stockholm separat anrufen und bei Babsi, meiner anderen besten Freundin, die aber nichts von den Woodwalkers wusste, meldete ich mich sowieso jeden Morgen und Abend.

Jedes zweite Wochenende mussten Carag und ich zurück zu den Ralstons, die für mich mit den vergehenden Monaten immer mehr zu einer akzeptablen zweiten Familie wurden und während ich fast ganz ich selbst sein konnte, musste Carag in die Rolle des Jays schlüpfen, die er sich über drei Jahre hinweg so hart aufgebaut hatte.

Aber er sagte, dass es mit einem Wandler wie mir in seiner unmittelbaren Nähe viel mehr auszuhalten war. Aber die Gemüse-Lasagne, die Anna an diesem Wochenende für uns gemacht hatte, aß er immer noch nicht.

Carag sprach, oder mehr dachte, aber er dachte einfach zu laut, über Lou Ellwood nach. Er fand ihre Haare bezaubernd wie den Rest ihrer Erscheinung und ihres Charakters. Irgendwann musste ich ihm wohl sagen, dass Lou nicht so für ihn empfand wie er für sie. Oder er fand es heraus, bevor ich es ihm sagte. Aber bis jetzt hatte er sich noch nicht von den Wölfen runterziehen lassen, aber ich glaube, wenn ich diese neuen Entwicklungen von Lou ihm gleich jetzt sagen würde, dann würde er es nicht packen.

Melody hatte Carag an dem Abend irgendwie beleidigt, aber ich war schon halb eingeschlafen auf der Couch, wo ich dann auch für die Nacht blieb, wo sich Carag dann zu mir gelegt hatte, und Carag hatte ihr darauf hin sein Wasserglas übergeschüttet.

Es sah urkomisch aus und ich konnte mir das Lachen nicht verkneifen, erntete dafür aber von Anna einen tadelnden Blick.

Am nächsten Morgen stapelten alle die Campingausrüstung der Ralstons in den schwarzen Jeep Cherokee, das Auto der Ralstons, und fuhren los in Richtung Yellowstone-Nationalpark. Ich saß zwischen der Autotür und Melody eingeklemmt, während Marlon und Carag sich auf der anderen Seite der Rückbank immer wieder gegenseitig leicht provozierten.

Carag und ich unterhielten uns in Gedanken und er erzählte mir von den Dingen, die Milling über Carags Familie, die Pumas in den Bergen, gesagt hatte.

"Ach. Die sind starke Katzen. Die werden nicht tot sein. Ansonsten hätten sie dir irgendwie eine Nachricht zukommen lassen. Familie geht über alles. Das ist vor Allem in der Wildnis wichtig" versicherte ich ihm.

Dann erzählte Carag noch etwas anderes.

"Du weißt ja noch dieses Taschenmesser. Das Marlon mir abgenommen hat."

"Mhm. Was ist damit?"

"Milling hat bei diesem Abendessen letzten Monat gesagt, dass ich es mir unbedingt von Marlon zurückholen muss"

Woodwalkers | Tiger Hope -- Volume OneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt