2. Panik und Blut

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Olivia P.O.V.

Triggerwarnung

00:25 Uhr

Das Wasser umgibt mich und zieht mich in die Tiefe. Ich versuche zu Schreien doch niemand hört es. Das Wasser strömt in meine Lungen und verursacht ein Brennen während ich langsam mein Bewusstsein verliere. Ich möchte nicht sterben, doch es ist zu spät.

Schweissgebadet wache ich auf. Die Dunkelheit umgibt mich. Ich greife panisch nach dem Knopf meiner Nachtkästchelampe und drehe das Licht auf.

Als würde jemand meinen Hals zusammendrücken, schnappe ich nach Luft. Mein Bewusstsein hängt am seidenen Faden und ich versuche die Panik unter Kontrolle zu kriegen.

„E-es....war....n-nur....ein....T-traum...", versuche ich angestrengt mich selbst zu beruhigen.

Doch die Panik vereinnahmt mich komplett.

Auf einmal höhre ich ihre Schreie. Ich höre meine Mutter schreien. Meinen Vater. Sie schreien nach Hilfe und ich kann ihnen nicht mehr helfen. Doch ich weiß dass sie nicht hier sind.

Sie sind nicht hier

Sie sind tot

Tot

Ich laufe zu meinem Schreibtisch, gegenüber von meinem Bett und reisse die erste Schublade auf.

Entschlossen nehme ich mir eine der zahlreichen Rasierklingen.

Es ist das einzige was hilft.

Unbeholfen befreie ich mich aus meiner Jogginghose und setzte mich auf den Boden. Ich setzte die Klinge an der Innenseite meiner Oberschenkel an und ziehe sie ohne Unterbrechung bis an die andere Seite.

Ein intensives Brennen durchzieht meinen Oberschenkel. Vor Schmerz beginnt meine Hand mit der Rasierklinge zu Zittern. Das Adrenalin in meinem Körper wirkt berauschend wie eine Droge und der körperliche Schmerz lenkt meinen Kopf weg von der Panik.

Ich setze weiter unten an und ziehe die Klinge noch einmal quer über meinen Oberschenkel.

Berauscht von dem Gefühl lasse ich meinen Kopf nach hinten an die kühle Mauer fallen. Meine Hände sind nass von dem Blut, welches gerade von meinen Oberschenkeln auf den Boden tropft. Mein Körper schmerzt doch die Panik ist weg. Die Stimmen meiner Eltern, ihr Schreien...alles ist weg.

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Aiden P.O.V.

Ich nehme den einen tiefen Zug meiner Zigarette, während ich draußen an der kalten Mauer der Bar lehne.

Die Tür öffnet sich und Tyler kommt heraus.

„Hey Kumpel, hast du noch eine für mich?", fragt er und stellt sich neben mich.

Nickend reiche ich ihm eine Zigarette und ein Feuerzeug.

Seufzend nimmt er einen Zug.

„Ich kanns kaum abwarten bis wir nächstes Jahr endlich aus der High School draußen sind...ich halte das nicht aus Olivias Gesicht täglich sehen zu müssen...", sagt er abwertend.

„Kann ich verstehen...manche Frauen sind halt einfach Schlampen, das kannst du nicht ändern..."

„Hast du wohl recht.."

„Das was sie abgezogen hat ist schon ne harte Nummer...", sage ich und alleine bei dem Gedanken daran was sie getan hat werde ich wütend.

„Was du nicht sagst..", antwortet Tyler emotionslos und nimmt einen Zug seiner Zigarette. „Bin froh dass ich diese Schlampe los bin..", fügt er noch hasserfüllt hinzu.

Nachdenklich nehme ich einen Zug von meiner Zigarette.

Ich kann mich an diese eine Nacht in den Sommerferien noch erinnern, als wär es gestern gewesen. Es war Tylers Geburtstagsparty. Doch Tyler und Olivia hatten an diesem Abend Streit. Ich weiß nicht worum es ging, aber genug als das Tyler wutentbrannt beschlossen hat sich einfach zu betrinken um den Streit zu vergessen. Als er sich wieder beruhigt hat und zu ihr ins Zimmer wollte um sich zu entschuldigen, lag sie nackt im Bett mit seinem Bruder.

Zu sehen wie Olivia ihm das Herz gebrochen hat, bringt auch mich dazu sie zu verachten. Ich habe ohnehin nie verstanden, was er an ihr gefunden hat. Sie wirkt als würde sie denken niemand sei gut genug für sie.

So wie Tyler scheinbar nicht gut genug für sie war. Wie sehr ich dieses Mädchen verabscheue ist kaum in Worte zu fassen.

Ich nehme noch einen letzten Zug von der Zigarette, werfe sie auf den Boden und trete sie aus.

„Naja...wir sehen uns morgen Kumpel..", verabschiede ich mich von Tyler.

Ich krame meine Autoschlüssel aus der Lederjacke und gehe zu meinem Auto.

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So leise wie möglich schließe ich die Eingangstür hinter mir.

Ich schlüpfe aus meinen Schuhen und schleiche im Dunklen Richtung Treppenhaus. Plötzlich geht das Licht an.

„Es ist halb 1 Uhr morgens. Wo warst du?", die strenge Stimme meines Stiefvaters Paul hallt hinter mir.

Genervt drehe ich mich um.

„Unterwegs.", antworte ich kalt.

„Hast du geraucht?", fragt er und kommt einen Schritt näher auf mich zu.

Provokant zucke ich mit den Schultern.

Sein Kiefer spannt sich an.

„Deine Mutter und ich erwarten deine beste Leistung in der Schule. Das wirst du nicht erreichen, wenn du unter der Woche einfach Party machen gehst!", seine Stimme wird immer lauter und wütender.

„Du bist nicht mein Vater du kannst mir gar nichts vorschreiben.", sage ich kalt als er plötzlich seine Hand hebt.

Im nächsten Moment spüre ich ein intensives Brennen auf meiner Wange.

Perplex greife ich mir auf die schmerzende Stelle.

Dieses Arschloch..

„Geh in dein Zimmer.", befielt er und lässt keinen Raum für eine weitere Diskussion.

OliviaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt