14. Filmriss

762 37 8
                                    

Olivia P.O.V.

Abrupt schrecke ich hoch.

Die Sonnenstrahlen die durch mein Fenster treten, stechen unangenehm in meinen Augen. Verdammt mein Kopf tut weh.

Langsam stehe ich aus dem Bett auf, als mir plötzlich übel wird. Konzentriert versuche ich die Übelkeit durch ruhiges Ein- und Ausatmen zu unterdrücken. Es funktioniert etwas.

Wo ist mein Handy?

Ich laufe zu meinem Rucksack der beim Schreibtisch liegt und krame es heraus.

12:48 Uhr

Keine neuen Nachrichten

Verdammt was ist gestern passiert?

Angestrengt versuche ich die letzte Nacht zu rekonstruieren.

Tyler.

Er hat mich ins Auto gezwungen.

Er ist so gerast.

Die Brücke.

Dieses kranke Arschloch ich kanns nicht glauben, dass er mir so etwas an tut.

Und dann war da Aiden.

Er kam mit dem Auto.

Er hat mir seinen Pulli gegeben.

Ich sehe an mir hinunter. Ich hab den Pulli immer noch immer an.

Und dann..

Dann ist alles schwarz.

Hat er mich etwa bis zum Haus gebracht?

Tausende Fragen rasen mir durch den Kopf doch ein Gedanke lässt mich nicht los. Wäre Aiden nicht da gewesen, weiß ich nicht ob ich es zurück geschafft hätte. Vermutlich nicht. Nicht in dem Zustand.

Ich fühle mich immer noch benommen und neben der Spur. Es fühlt sich an, als wäre ich die ganze Zeit am Beginn einer Panikattacke.

Langsam gehe ich mit zittrigen Beinen ins Badezimmer. Meine Jeans ist voller getrocknetem Blut von meinen Schnitten auf den Oberschenkeln.

So langsam es mir möglich ist ziehe ich mir meine Hose aus. Der Stoff klebt an meiner Haut und reisst beim ausziehen die frisch verheilten Schnitte nochmals auf. Leise wimmere ich vor Schmerz auf.

Ich hasse mich dafür. Ich hasse mich dafür, dass ich mir das antue. Aber es ist wie eine Sucht. Wie ein Ausweg. Das einzige was mich aus der tiefe meiner dunklen Gedanken holen kann.

Ich stelle mich in die Dusche und lasse das warme Wasser meinen Körper entlang laufen. Ein scharfer Schmerz durchzieht mich als das Wasser über meine aufgeschnittenen Oberschenkel läuft. Für einen Moment tanzen die Sterne vor meinen Augen, doch ich fange mich schnell wieder.

Ich schließe meine Augen und versuche meinen erhöhten Puls und mein Zittern unter Kontrolle zu kriegen. Doch es klappt nicht.

Sofort schiessen wieder die Bilder der letzten Nacht in meine Gedanken. Gemischt mit den Bildern der Nacht als meine Eltern starben.

„Dad, wie lang fahren wir noch?", frage ich meinen Vater ungeduldig als wir die dunkle Waldstraße entlang fahren. „Nicht mehr lang Schätzchen...wenn wir daheim sind mach ich dir leckere Pfannkuchen." Angewidert verziehe ich das Gesicht. „Ich kann nicht mal an Essen denken...mir ist so übel."

OliviaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt