28. Du glaubst mir nicht

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Aiden P.O.V.

„Gleich sind wir hier...", flüstere ich Olivia zu während ich sie die letzten Meter zu meinem Auto trage.

Immer wieder rüttle ich sie leicht damit sie halbwegs bei Bewusstsein bleibt.

„Olivia....hey...", beim Auto angekommen lasse ich sie langsam auf ihre Beine ab. Halten kann sie sich jedoch kaum. Immer wieder droht sie zusammenzusacken.

Ich stütze sie mit einer Hand unter den Schultern, um die Autotür der Beifahrerseite zu öffnen. Langsam helfe ich ihr ins Auto. Ich stelle den Sitz nach hinten, damit sie liegen kann.

Dann laufe ich schnell zur Fahrertür und steig ein. Ich starte den Motor an und drehe sofort die Heizung und Sitzheizung auf.

Besorgt behalte ich sie jede Sekunde im Auge. Erschöpft liegt sie auf meinem Sitz, in meiner Jacke eingewickelt , und zittert am ganzen Körper. Ich kann nichtmal richtig sagen ob sie bei Bewusstsein ist oder einfach schwach von dem Schock.

Vorsichtig greife ich nach vorne zu ihrem Gesicht. Sanft streiche ich ihr eine nasse Strähne hinters Ohr. Meine Hand verweilt für einem Moment auf ihrer Haut. Ihre Wange ist so verdammt kalt.

Fuck ich frag mich einfach wie das passiert ist. Aber fürs erste soll sie sich einfach aufwärmen. Zum Glück wird mein Auto relativ schnell warm.

Es vergehen mehrere Minuten in denen ich einfach neben ihr sitze und sie im Auge behalte, als ich merke, dass sie immer mehr zu Bewusstsein kommt.

Abrupt setze ich mich auf.

„Olivia....", sage ich ruhig und nehme ihr Gesicht in meine Hand.

Verwirrt und leicht orientiertungslos sieht sie mich an.

„A-aiden....w-was ist....", beginnt sie zu stottern. Sie zittert immer noch.

„Du bist ins Wasser gefallen. Ich weiß nicht was passiert ist. Sophie hat mich geholt...ich bin sofort rein und hab dich rausgeholt.", beginne ich ihr zu erklären.

„D-du...b-bist ins W-wasser?", fragt sie. Ihr Blick schweift über meine nasse Kleidung.

Ich nicke.

„A-aiden...ich w-weiß nicht was i-ich sagen s-soll...d-danke.."

„Du musst dich nicht bedanken, das ist doch klar...aber wie kams denn dazu? Was ist denn passiert?"

Nachdenklich schweift ihr Blick ab. Dann wird ihre Atmung plötzlich schneller.

„T-tyler und S-sophie...s-sie waren b-beidee dort...."

„Ich weiß..ich bin so froh dass die beiden mich geholt haben.."

Panisch schüttelt sie den Kopf.

„N-nein...T-tyler....er...er i-ist Schuld.."

Stirnrunzelnd sehe ich sie an.

„E-er hat m-mich g-geschubst.."

Fuck sie ist total panisch. Ihre Atmung wird immer schneller.

„Olivia...alles gut...du musst langsam atmen...", sage ich sanft.

„A-aiden...Tyler h-hat mich g-geschubst...."

Angespannt atme ich ein.

„Olivia, du stehst total unter Schock. Was absolut verständlich ist...aber Tyler und Sophie waren diejenigen die mich geholt haben...du musst dich einfach ausruhen.."

Ihr Gesichtsausdruck wechselt abrupt von ängstlich auf enttäuscht.

„D-du glaubst mir nicht...", sagt sie schwach.

„Sophie und Tyler waren diejenigen die mich geholt haben ohne die beid-"

„K-kannst d-du mich b-bitte z-zu meinem H-haus bringen?", unterbricht sie mich. Ihre Augen sind glasig.

Fuck

Angespannt greife ich mir in den Nacken.

„Bist du sicher? Vielleicht solltest du lieber ins Krankenhaus, immerhi-"

„A-aiden....b-bitte..ich m-möchte einfach w-weg." Ihren Blick hat sie längst von mir abgewandt.

„Okay...", sage ich und fühle mich aus irgendeinem Grund gerade einfach nur scheisse.

Ich starte das Auto an, woraufhin sie für einen Moment kurz zusammenzuckt.

„Möchtest du Musik aufdrehen?"

Ohne etwas zu sagen schüttelt sie den Kopf.

Ich seufze, beginne dann jedoch auszuparken. Nach kurzer Zeit sind wir auf der Landstraße und ich bin mir ihrem Zustand nur all zu bewusst. Fuck sie muss heute die Hölle durchgemacht haben. Und jetzt sitzt sie auch noch in einem Auto.

Ich werfe einen Blick zu ihr. Im Mondschein und dem Licht der Straßenlaterne kann ich ihre nassen Wangen erkennen. Ihre Augen hat sie zugepresst und ihre Finger krallen sich in meine Jacke über ihren Oberschenkeln.

Der Anblick verpasst mir einen Stich in den Magen.

„Olivia....", flüstere ich und bewege meine Hand langsam in Richtung ihrer Oberschenkel. Bevor ich die Chance habe sie zu berühren, dreht sie ihre Beine abrupt von mir weg.

Sofort nehme ich meine Hand wieder zurück.

„Ähm...tut mir leid...ich dachte nur, vielleicht hilft es dir we-"

„B-bitte b-bring mich einfach n-nur zum H-haus...", sagt sie und die Erschöpfung ist sogar in ihrer Stimme zu hören.

Schweigend verbringen wir die Fahrt, bis ich wenige Minuten später bei ihrem Haus ankomme.

Kaum steht das Auto, öffnet sie auch schon die Beifahrertür. Etwas wacklig steigt sie aus. Als sie steht, hält sie sich zur Stütze an der Autotür an.

„Warte...lass mich dir helfen...", sage ich, und steige schnell aus. Ich laufe ums Auto zu ihr und möchte ihr unter die Schulter greifen.

Bevor ich die Möglichkeit dazu habe, drückt sie mich mit einer Hand an meiner Brust weg.

„A-aiden...l-lass es b-bitte...", sagt sie schwach. „D-danke trotzdem für a-alles, aber i-ich schaffe d-das jetzt alleine..."

Ohne mich noch eines Blickes zu würdigen geht sie wacklig zu ihrem Haus. Überfordert sehe ich ihr dabei zu.

Fuck was hab ich denn getan, dass sie lieber riskiert hinzufallen und sich wehzutun, als sich von mir helfen zu lassen?

Wenige Sekunden später verschwindet sie hinter der verschlossenen Tür. Erst als sie aus meinem Sichtfeld verschwindet, fällt mir auf wie kalt es ist. Meine nasse Kleidung klebt an meiner Haut während der eisige Novemberwind an mir vorbeizieht.

Ich sollte einfach nachhause.

OliviaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt