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2. Kapitel der Lesenacht

𓆙 Grace 𓆙

Zögerlich setzte ich zum Reden an, war mir unsicher, was ich ihr erzählen konnte und sollte. "V-Vor vier Jahren hat mein Vater einen Deal mit einem reichen Mann aus dem Ministerium gemacht. Mein Vater wurde mehrfach bei kriminälen Handlungen erwischt und damit die Außenwelt davon nichts erfährt, versprach er dem Mann, er sein Sohn dürfe mich heiraten." Die Zwangsehe war in diesen Zeiten keine Seltenheit, wahrscheinlich blieb Narcissa deshalb so ruhig und entspannt.

Ich fuhr also fort: "Nachdem er und sein Sohn zugestimmt hatten und der Vertrag unterschrieben war erklärte mein Vater ihnen warum ich bei dem Essen nicht dabei sein durfte. Er hatte meinen... meinen Verlobten mit in den Keller genommen. A-Anstelle eines schockierten Gesichtsausdruckes fing er zu lächlen an, als er mich sah."

"Ich verstehe gerade überhaupt nichts.", murmelte Narcissa. "Woher wollte er dann wissen wie du ausgesehen hast und wieso warst du in einem Keller?", fragte sie.

Ich zitterte am ganzen Körper. Die Erinnerungen waren verschwommen und grausam. "Ich wurde ihm vor dem Essen vorgestellt und nachdem er mich gesehen hatte, brachte mich mein Vater in den Keller. Dort brachte er mich immer hin, wenn ich seiner Meinung nach unartig war."

Ich machte erneut eine kurze Pause und versuchte tief durchzuatmen. Verdammt, war das schwer zu erzählen...

"Als er mich auf dem Kellerboden liegen sah, fragte er meinen Vater warum er das tat und ob es so üblich für mich wahr. Mein Vater erzählte ihm dann was er dort unten alles mit mir machte... er... er... e-er-" Sanft strich Narcissa mir über meinen Oberarm. "Ist in Ordnung, du musst mir nicht sagen, was er dir angetan hat, oder dir antut. Erzähl da weiter wo du dich wohl fühlst."

Dankend nickte ich ihr zu. "Er kam immer öfter und sah meinem Vater dabei zu wie er mich bestrafte. Ab und an, nahm er mich auch mal in Schutz oder brach meine Bestrafung früher ab, als es mein Vater geplant hatte. Ich hatte ihn und meinen Vater immer wieder nach einer Ausbildung gefragt und an dem Tag, als unsere Verlobungsfeier war, schenkte mein Verlobter mir ein Jahr der Freiheit. Er meinte, ich dürfte zur Schule gehen, meinen Abschluss dort feiern und würde das ganze Jahr über weder von ihm noch von meinem Vater etwas hören. Doch sobald das Jahr endet, werde ich ohne Widerrede zu ihm ziehen müssen und die Ehe mit ihm abschließen."

Abgewidert verzog sie das Gesicht. "Wer von den Beiden hat dir geschrieben?", fragte sie. Ich lächelte traurig. Natürlich wusste sie nun was es mit dem Brief auf sich hatte. "Mein Verlobter." "Was will das Arschloch?" "Er fragt wie es mir geht und ob alles in Ordnung ist. Mein Vater wüsste nichts von dem Brief und ich könnte ihm ja kurz antworten."

Narcissa murmelte etwas unverständlich vor sich hin. "Antworte ihm." Ich riss die Augen auf. "Damit kannst du ihn beruhigen und von dir fern halten." Mehrmals nickte ich. Ja, sie hatte gar nicht so unrecht damit.

"Wenn du möchtest helfe ich dir beim Verfassen des Briefes." Erneut nickte ich. Mit einem liebevollen Lächeln stand sie von meinem Bett auf und ging zu meinem Schreibtisch hinüber. Sie holte ein Papier heraus und legte meine Feder bereit.

Zögerlich stand auch ich auf und setzte mich an meinen Schreibtisch. Ich biss mir nervös auf die Unterlippe als ich die Feder in die Hand nahm. "Also los.", murmelte Narcissa. Zusammen besprachen wir wie der jeweilige von uns den Brief schreiben würde und fingen dann an die besten Ideen herauszusuchen.

Bis wir einen recht guten Brief zustande gebracht hatten:

Hallo Verlobter,

mir geht es gut, ich lerne
viel und habe Spaß dabei.

Danke, dass du mir das
alles ermöglicht hast.
Ich hoffe dir geht es gut.

Bis bald.
Grace

Knapp und nichts auffälliges. Es war in Ordnung. Ich blieb höfflich, war aber auch nicht zu nett. Der Brief war in Ordnung.

Bevor ich es mir doch noch einmal anders überlegen konnte, gab ich seiner Eule den Brief und kurz darauf flog sie auch schon davon. Der Brief war in Ordnung.

Schwer atemnd ließ ich mich wieder in mein Bett fallen und obwohl ich mich noch immer nicht sonderlich gut fühlte, fühlte ich mich dennoch innerlich etwas leichter. Langsam setzte ich mich wieder auf und sah zu Narcissa, welche es sich ebenfalls wieder auf meinem Bett gemütlich gemacht hatte. "Danke für deine Hilfe." "Kein Problem. Immer wieder gern und keine Sorge, Tom wird von mir nichts erfahren."

Erneut bedankte ich mich bei ihr. "Sag mal, kennt man deinen Verlobten eigentlich? Du meintest, sein Vater arbeitet beim Ministerium. Wie heißt er denn?" Ich räusperte mich. Nun da sie so oder so schon alles wusste, konnte ich ihr den Namen auch direkt sagen. "Er heißt-" Ein Klopfen unterbrach meine Rede. Kurz darauf trat Tom auch schon in mein Zimmer ein. Was wollte er denn hier?

Loving a monster | Tom RiddleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt