Kapitel 1

96 18 19
                                    


Mir wurde erzählt das ich bei meiner Geburt Hirnschädigungen erworben habe. Das ist nicht allzu selten und auch der Grund dafür, warum ich seit jungen Jahren an der Krankheit Epilepsie leide. Bei Epilepsie handelt es sich um verschiedene Arten von Anfällen. Während eines Anfalls ist die Kommunikation der Nervenzellen untereinander gestört. Dies hat zur Folge, dass auch die Funktionen, für die diese Nervenzellen zuständig sind, während des Anfalls gestört sind.

Ich hatte schon viele Anfälle. 

Am häufigsten leide ich an der so genannten Grand mal Anfallsart.Als erstes befindet man sich in der tonischen Phase. Dabei wird man sozusagen ohnmächtig, da sich alle Muskeln versteifen und man dadurch unkontrolliert stürzt.

Dann folgt die klonische Phase. Hier kommt es zu Zuckungen der Arme und Beine. Sogar die Zunge kann zucken und dann zeigt sich so ein ekelhafter Schaum vor dem Mund. Oft hat sich auch schon mein Mund und mein Gesicht blau gefärbt.

In der letzten Phase, die Erholungsphase, fällt man in einen tiefen Schlaf, der entweder Sekunden oder gar Stunden dauern kann.

Kurz gesagt - so ein Anfall ist schrecklich.

Eine weitere Anfallsart, an der ich schon erlitten bin, ist Absence. Dabei handelt es sich um Bewusstseinspausen. Man ist nicht ansprechbar, dafür verhält man sich ansonsten ruhig und still.Kurz gesagt - so ein Anfall ist weniger schlimm, aber trotzdem ätzend.

Ich hatte meinen ersten Anfall im Kindergarten. Es war ein Schock für mich und meine Familie. Mein ganzes Leben hat sich seit diesem Tag verändert. Mein Arsch von Vater konnte es nicht ertragen. Konnte es nicht ertragen, ein kaputte Tochter zu haben. Eine Kranke. Meine Mutter stand mir immer bei. Unsere Beziehung wurde durch meine Krankheit so viel besser. Meine Eltern haben sich schließlich scheiden lassen, was mich zusätzlich nochmals belastete. Aber da war ich auch noch ziemlich jung. Fünf um genau zu sein. Damals war alles viel schlimmer für mich. Mittlerweile komme ich damit klar, jedoch verstehe ich mich gar nicht mehr mit meinem Dad. Mein Vater zog mit meinem kleinen Bruder weg, den ich nur noch ganz selten sah. Echt unfair.

Nach meinem ersten Anfall musste ich tausende Untersuchungen über mich ergehen lassen. Ich wurde oft im Krankenhaus behalten, man hat nach der richtigen Dosierung für Medikamente gesucht und mich oft einige Tage beobachtet.

Man kann die Anfälle nicht kontrollieren. Es passiert einfach. Bevor ich einen Anfall bekomme, spüre ich es sozusagen. Ich hab dann so ein Gefühl im Bauch und das täuscht mich auch nie.

Mittlerweile nehme ich natürlich Medikamente. Dadurch wird nur die Anzahl der Anfälle gelindert. Haben tu ich sie trotzdem noch, nur nicht mehr so oft wie am Anfang.

Ich wurde mein ganzes Leben lang schon gehänselt. Im Kindergarten hat es schon angefangen. Kleine Kinder können so gemein sein, wirklich! Damals habe ich es noch nicht so ernst genommen. Immerhin hatte ich noch eine kleine Gruppe von Freunden, die mich trotz meiner Krankheit mochten.

Doch dann begann die Schule.

In der Prima School und Middle School hielt ich es eigentlich aus. Es wurden ab und zu Witze über mich gerissen, ich hatte nur zwei beste Freunde, die mir völlig ausreichten und ansonsten wurde ich in Ruhe gelassen.

Aber in der High School wurde es dann grausam.

Angefangen hat es harmlos. Nur der Direktor und die Lehrer wussten von meiner Krankheit, bis ich dann mal einen Anfall vor der ganzen Schule hatte.

Ich meine es Ernst. Vor der ganzen Schule!

Es passierte auf dem Schulhof, gleich in meinem ersten Jahr auf der High School, als es in der Schule einen kleinen Probealarm gab. Auf dem Schulhof war der Treffpunkt für solche Notfälle und deshalb war auch jeder dort als es geschah. Ich weiß noch genau wie jeder mich anstarrte.

Seit diesem Tag wusste es also dann jeder und wirklich niemand wollte sich mit mir abgeben.Dann gingen auch schon die Witze über mich los. Die angewiderten Blicke, die Verachtung in ihren Gesichtern. Die Worte hinter meinem Rücken oder auch vor meinem Rücken. Sie versuchten erst gar nicht unauffällig und leise über mich zu lästern.

Ich werde es nie verstehen, warum man sich über jemanden lustig macht, der krank ist und absolut nichts dafür kann. Es ergibt keinen Sinn für mich.

Eine Gruppe von Jungs, das Football Team , und eine Gruppe von Mädchen, die Chearleader, hatten es besonders auf mich abgesehen.

Sie ärgerten mich schon seit dem ersten Jahr und mittlerweile bin ich im letzten Schuljahr. Sie werfen mich im Unterricht mit Papierkügelchen ab, beleidigen mich und spotten über mein Aussehen.

Ihr müsst wissen das ich mich nicht sonderlich um mein Aussehen schere. Ich trage keine Schminke, binde meine Haare immer zu einem Dutt und ziehe Klamotten an, die nicht die neusten und teuersten sind. Es ist mir einfach nicht wichtig, so lange ich mich wohl fühle. Und das tue ich. Halbwegs...

Genügend Geld für gute Klamotten hätten wir ja und meine Mom wollte auch schon öfter was kaufen gehen, aber ich hatte nie die Lust dazu.Irgendwie muss ich ja meinen Ruf als „die komische " beibehalten, oder?Eigentlich will ich das gar nicht, ich hätte gerne Freunde mit denen ich über meine Probleme reden kann, aber bis jetzt haben mich meine „angeblichen" Freunde immer enttäuscht.

Am schlimmsten ist es aber, wenn sich besonders lustige Schüler den Scherz erlauben und meinen Anfall damals auf dem Schulhof nachmachen.

Es ist deshalb schlimm, da sie keine Ahnung haben wie es sich anfühlt solch einen Anfall zu haben. Wie es sich anfühlt mit Epilepsie leben zu müssen.

Epilepsie ist eine ernste Krankheit und ich finde es nicht richtig, wenn Menschen das auf die leichte Schulter nehmen.

Mein Selbstbewusstsein und meine Lebensfreude sind ohnehin schon zerstört. Daran Schuld ist diese blöde Krankheit, mein Vater, die gemeinen Schüler aber vorallem ich.

Ich lasse es zu, gehänselt zu werden.

Ich lasse es zu, alleine zu sein und keine Freunde mehr zu haben.

Ich lasse es zu, immer traurig zu sein.

Ich habe es zu gelassen, dass diese Krankheit mein Leben so zerstört hat.

Meine Einstellung zum Leben war am Arsch und ich dachte, nie mehr Glück zu verspüren.




So das war das erste Kapitel, dies war erst mal ein kurzer Einblick in die Krankheit und eine Einleitung in die Geschichte.

Ich wünsche euch viel Spaß beim lesen.

Hab euch liebbbb <333

Sarah (1005 Wörter)

BlakeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt