𝖪𝖺𝗉𝗂𝗍𝖾𝗅 𝟫

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Gemeinsam mit Sierra trete ich den Schulweg an, aber ich habe nicht nur schlecht geschlafen, sondern habe auch überhaupt keine Lust auf Schule.
Die ganze Nacht habe ich wach im Bett gelegen, weil mir der kurze, aber prägende Moment mit Zayne gestern nicht aus dem Kopf gehen will.

Ich seufze, ziehe die Beine an die Brust und lehne meinen Kopf seitlich an das Fenster des Jeeps, den Sierra lenkt. »Alles in Ordnung bei dir, Melody?«, fragt sie und mustert mich kurz, bevor sie wieder auf die Straße schaut.

Ich nicke. »Ja, alles gut, nur schlechter Schlaf.«, antworte ich. Ein wenig Schlafmangel bin ich eigentlich gewohnt und komme eigentlich immer gut damit zurecht, aber aus irgendeinem Grund fühle ich mich dieses Mal komplett erschöpft.

Sierra nickt verständnisvoll und ich bin froh, dass sie morgens genauso wenig gesprächig ist wie ich.
Sie biegt in den Schülerparkplatz ein und ich bin verwirrt über die Menschenmenge, die sich vor dem Schulgebäude versammelt.

Wir steigen aus und ich werfe mir meinen Rucksack auf die Schulter.
»Was da wohl los?«, murmelt Sierra. Gemeinsam laufen wir über den Parkplatz und zum Haupteingang der Schule.

Als wir näher auf die sich versammelte Menschenmenge zugehen, erkenne ich immer deutlicher die Kameras in ihren Händen.
Ich war mir zwar die ganze Zeit bewusst, dass die Paparazzi früher oder später herausfinden wird, wo ich bin, aber nicht, dass es so schnell geschehen würde.

Ich sehe Sierra panisch an und greife nach ihrer Hand.
»Lass uns hier schnell weggehen!«, flehe ich sie an und Ihr zuvor noch etwas verwirrter Gesichtsausdruck wird ernst und sie nickt.
Daraufhin drehen wir uns beide um und laufen im Eilschritt zum Jeep zurück.

»Da ist sie!«, rufen mehrere Stimmen gleichzeitig. Binnen Sekunden sind Sierra und ich umzingelt.
Ich bin bereits an die Blitzlichter gewöhnt, trotzdem bin ich mit dieser Situation komplett überfordert.

Mikrofone werden mir dicht vors Gesicht gehalten und Fragen wie: »Was ist der wahre Grund für ihre Auszeit, Miss Davies?«, und »Wie lange wird diese Pause andauern?«, werden mir entgegengeworfen.

Sie bombardieren mich mit Fragen über Fragen, wobei sie mir weder Zeit zum Antworten noch zum Atmen geben.
Sie drängen sich mir immer mehr auf und ich suche Sierra, welche ich aus den Augen verloren habe.
Panik überkommt meinen Körper.

Normalerweise würden jetzt Bodyguards um mich herum sein, welche die Paparazzi und alle Personen fernhalten, die das Wort ‚Privatsphäre' nie gehört haben.
Aber jetzt bin ich auf mich alleine gestellt.

Keine Bodyguards, die mich sicher zum Auto bringen, keine Sierra der einzigen Person, der ich vertraue, und keine Mom, die mich danach in die Arme nehmen wird.

Panik breitet sich immer weiter in meinem Körper aus und lässt meine Atmung immer schneller und unregelmäßiger werden.
Die Blitzlichter der Kameras werden immer heller und die Stimmen lauter. Sie überrollen mich schier und ich falle zu Boden.
Ich stütze mich mit den Händen ab und presse die Augen zu, um dem Blendlicht der Kameras zu entkommen.

Die grellen Lichtlichter der Kamera verschwimmen zu Auto-Lichtern, die immer stärker werden und im Hintergrund meiner Gedanken quietschende Autoreifen auftauchen.

Mein Atem wird immer hektischer und hechelnd und ich spüre, wie Tränen meine Wangen feucht machen.
Dann werde ich plötzlich am Arm gepackt und auf die Füße gezogen. Starke Arme halten sich an meinen Schultern fest und ziehen meinen schwachen Körper mit sich.

Die unbekannte Person, deren Gesicht mir immer noch verborgen ist, öffnet mir die breite Tür und zieht mich mit ins Innere des Schulgebäudes.
Als ich die Schwelle überschreite, schlägt mir sofort eine Wolke warmer Luft, Putzmittel und verschiedene Düfte von Parfüms und Aftershaves entgegen.

Die Person dreht sich zu mir um und plötzlich läuft mir ein kühler Schauer über den Rücken, obwohl es im Schulgebäude nicht kalt ist.
Mein Atem bleibt mir im Halse stecken, meine Muskeln spannen sich an und ein Schwarm winziger Schmetterlinge wirbelt in meinem Magen umher, als ich in seine dunklen Augen schaue, die mich besorgt mustern.

Er beugt seinen Kopf nach unten, sodass ich ihm direkt in die Augen schauen kann. Seine Augenbrauen sind zusammengezogen, als würde er versuchen, meine Gedanken zu lesen. Tiefe Linien bilden sich auf seiner Stirn und seine Lippen sind zu einer gerade Linie geformt.

Seine tiefe und raue Stimme durchbricht die Stille. »Geht es dir gut?«, fragt er, dabei gleiten seine Augen über mein Gesicht, als würde er nach Verletzungen suchen.
Ich starre ihn mit großen Augen an, noch immer unfähig zu verstehen, warum er sich plötzlich um mich sorgt.

Mein ganzer Körper ist wie versteinert und ich kann nicht anders, als mich zu fragen, was in seinem Kopf vorgeht. Dieses mir fremde Verhalten weckt Unruhe in meinem Herzen und ich weiß nicht, wie ich am besten reagieren soll.

Gestern schien er bereit gewesen zu sein, mich zu töten, mit dem eiskalten Ausdruck in seinen Augen, als hätte ich seinen nicht vorhandenen Hund ermordet. Und er ignorierte mich größtenteils.

Mein Herz wird in zwei Teile gerissen, als ich den 14-Jährigen Zayne vor mir sehe.
Der Schmerz ist überwältigend, als würde ein Messer durch meine Brust stechen.

Erinnerungen an glückliche und schlechte Momente, die wir zusammen erlebt hatten, quälen mich plötzlich und lassen mich wütend werden.
All das, was wir durchgemacht hatten, all die Höhen und Tiefen unserer Freundschaft, die nun alle bedeutungslos gewesen zu sein schienen.

Ich benötigte ein ganzes Jahr, um von den Erinnerungen an ihn befreit zu sein, außer ich schrieb einen Song, der von ihm inspiriert war.
Ein ganzes Jahr lang dachte ich jeden Tag daran, wie nicht nur Zoey, sondern auch er mich hintergangen hatte.

Ich nicke als Antwort, ohne darauf zu warten, was er als nächstes sagen wird, und weniger als eine Sekunde später wird sein Gesicht ausdruckslos.

Er richtet sich gerade wieder hin und sieht mit einem überheblichen Blick zu mir hinunter. Dann dreht er sich um und geht weiter, bis er um die Ecke verschwindet und mich hier alleine mit einem Wasserfall an Gefühlen zurücklässt.

»Melody!«, ruft Sierra und taumelt aus der Puste ins Gebäude rein und sofort die Tür hinter sich schließt.
Erst jetzt fällt mir auf, dass ich die ganze Zeit die Luft angehalten habe und ich tief ausatme.
Sierra kommt auf mich zu und schlingt ihre Arme, um mich.

»Ich hab mir solche Sorgen gemacht, ... auf einmal warst du weg«, fängt Sierra sofort an zu reden.
»Ich wollte dir helfen, aber all diese Irren haben sich vor mich gedrängelt und mich nicht durchgelassen!«, erklärt sie weiter und ich erwidere ihre Umarmung.

»Melody Davies bitte in mein Büro«, dringt die Stimme unserer Direktorin durch die Lautsprecher.
Sierra drückt mich mit ihren Händen an meinen Schultern ein Stück von sich weg, sodass sie mir ins Gesicht schauen kann, und nickt dann zur Tür, die ins Sekretariat führt.
»Na komm, lass uns sie nicht warten lassen«, fordert sie mich auf.

Sierra schlingt ihren Arm um meinen und gemeinsam gehen wir in Richtung des Büros der Schulleiterin.

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Endlich habe ich alle Klausuren hinter mir und wieder Zeit zum Schreiben. Ich hoffe doch jetzt wieder mindestens zwei Kapitel pro Woche hochladen zu können. Jedenfalls werde Ich es versuchen.

Ich hoffe, euch hat das Kapitel gefallen.

Lasst gerne ein Vote und ein Kommentar da. 🩷🩷🩷

𝐊𝐈𝐌𝐌𝐈𝐔_𝐀𝐌𝐘

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