Kapitel 28 Zwischen den Zeilen der Freundschaft

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Der ganze Trubel nach der zweiten Runde war ziemlich nervig. Alle wollten unbedingt hören, was genau auf dem Grund des Sees geschehen war. Allerdings musste ich zugeben, dass es durchaus witzig war, wie Ron es geschafft hatte, sich gemeinsam mit Harry ins Rampenlicht zu stellen. Harry fiel auf, dass Ron seine Geschichte jedes Mal ein wenig anders erzählte. Die erste Darstellung schien durchaus noch der Wahrheit zu entsprechen; sie stimmte jedenfalls mit dem überein, was Hermine berichtete: Dumbledore hatte in Professor McGonagalls Büro die Geiseln in einen Zauberschlaf versetzt, nachdem er ihnen versichert hatte, ihnen würde nichts geschehen und sie würden erst wieder aufwachen, wenn sie an Land seien.

Eine Woche später jedoch erzählte Ron die nervenzerfetzende Geschichte einer Entführung, bei der er allein gegen fünfzig schwer bewaffnete Wassermenschen gekämpft habe, die ihn erst hätten zusammenschlagen müssen, um ihn fesseln zu können. „Aber ich hatte meinen Zauberstab im Ärmel versteckt", beteuerte er Padma Patil, die nun, da Ron so viel Beachtung fand, offenbar viel schärfer auf ihn war und jedes Mal, wenn sie ihm im Korridor begegnete, unter großem Hallo unbedingt mit ihm sprechen wollte. „Diese Wasseridioten hätt' ich jederzeit erledigen können."

„Und wie bitte hättest du das angestellt, wolltest du sie vielleicht anschnarchen?", giftete Hermine. Sie hatte sich viele Sticheleien anhören müssen, weil sie es war, die Viktor Krum am meisten vermisste, und war in ziemlich gereizter Stimmung. Ron wurde rot um die Ohren und kehrte von Stund an zu der Geschichte mit dem Zauberschlaf zurück.

Anfang März wurde das Wetter trockener, aber wenn wir draußen auf dem Land waren, röteten uns furchtbare Winde die Hände und Gesichter. Unsere Briefe kamen verspätet an, denn die Stürme bliesen die Eulen aus ihren Flugbahnen. Der Waldkauz, den Harry Sirius mit dem Datum des Hogsmeade-Wochenendes geschickt hatte, tauchte eines Freitagmorgens beim Frühstück auf, und die Hälfte seiner Federn war in die falsche Richtung gebürstet. Kaum hatte Harry Sirius' Antwort von seinem Bein gerissen, flatterte er wieder davon, offensichtlich aus Furcht, er würde gleich wieder in die Lüfte geschickt. Sirius' Brief war fast so kurz wie sein voriger.

„Er ist doch nicht etwa wieder in Hogsmeade?", sagte Ron ungläubig.
„Sieht ganz danach aus", meinte Hermine.
„Das kann er doch nicht machen", sagte Harry mit angespannter Stimme. „Wenn sie ihn fassen ..."
„Bis hierher ist er jedenfalls durchgekommen", sagte Ron. „Und in diesem Kaff wird sich jetzt wohl kein Dementor mehr rumtreiben."

Ich hörte dem Gespräch der drei aufmerksam zu und konnte nicht anders, als mir Sorgen zu machen. Der Gedanke, dass Sirius wieder in Hogsmeade sein könnte, ließ mir keine Ruhe. Was, wenn er von Auroren gefunden wurde? Die Gefahr, dass er wieder nach Askaban käme, war zu groß. Ich wollte ihn so gerne wiedersehen, aber ich wusste, dass das im Moment einfach nicht möglich war. Noch nicht. Es war schwer, diese Gedanken zu verdrängen, während ich die Sorge in Harrys Stimme hörte. Sirius musste vorsichtig sein. Es gab zu viel zu verlieren.

Ich sah zu Reggie, dessen Blick traurig auf seinen Teller gerichtet war. Sirius hatte ihm nie einen Brief geschrieben; er erfuhr immer alle Neuigkeiten von Harry.

„Ist alles in Ordnung?" fragte ich, als ich Reggies traurigen Gesichtsausdruck bemerkte.

Reggie nickte und sagte: „Es macht mir nichts aus, dass er mir nicht schreibt. Dafür schreibt Remus mir."

Ich sah zu Harry und dann wieder zu Reggie. „Warum gehst du nicht mit Harry mit?" fragte ich.

Beide schauten mich geschockt an. Dann sagte Reggie: „Nein, das möchte ich nicht. Ich sehe ihn in den Ferien."

Reggie stand auf und ging. Ich wandte mich an Harry: „Habe ich etwas Falsches gesagt?"

Harry, Ron und Hermine zuckten nur mit den Schultern. Dann fragte ich Harry: „Hast du den Umhang von James?"

Lucretia Nashira Potter Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt