Kapitel 18 Flashback 2

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„Lucy, wie waren die Ferien bei Sirius?“ James sah mich aufgeregt an. Er wollte unbedingt wissen, wie es war. Wir waren nie getrennt irgendwo gewesen, immer nur zusammen.

„Es war schön. Seine Familie scheint mich zu mögen.“ Ich lächelte stolz, als ich dies verkündete, doch mein Bruder Remus und alle anderen unserer Freunde sahen mich an, als hätte ich ihnen erzählt, dass ich einen Oger erlegt hätte. Ich wusste, es war nicht zu glauben und hörte sich unwirklich an.

„Du hast definitiv eine Seite von dir bei meiner Familie gezeigt, die nicht zu dir passt, aber sie haben es dir abgekauft, Lucy.“ Sirius war immer noch geschockt von meinem Verhalten, dabei habe ich mich nicht einmal verstellt.

„Meine Cousinen waren bei uns und haben Lucy verachtenswert angeschaut, aber als meine Mutter Lucy gefragt hat, was sie von muggelstämmigen Hexen und Zauberern hält und ihren Platz in unserer Welt, hat Lucy ohne mit der Wimper zu zucken eine Lüge rausgehauen, die sogar Bellatrix und meine Tante begeistert hat. Meine Mutter hat sogar erlaubt, dass sie mitessen darf, und hat ihr Bellatrix’ Schlafzimmer überlassen. Der einzige, der Zweifel hegt, ist mein kleiner Bruder Regulus. Wenn er mitbekommt, wie du wirklich bist, wird er direkt meiner Mutter davon berichten, und dann war es das letzte Mal, dass du bei uns zu Besuch warst.“ Sirius erzählte jedes Detail der Ferien und umso mehr er erzählte, umso größer wurde das Erstaunen und die Ungläubigkeit in den Augen meines Bruders.

James stand vor mir und sah mich wütend an. „Also hast du dich endlich mal so gezeigt, wie du wirklich bist, Lucy?“

Sirius hingegen wurde blass um die Nase herum. Er hatte gedacht, dass alles, was ich gesagt hatte, nur gelogen war, aber jetzt, da James die Wahrheit sagte, sah er mich mit anderen Augen.

„Du willst mir also weismachen, dass unsere Lucy, die mit muggelstämmigen Schülern und Halbblütern befreundet ist, wirklich so abwertend darüber denkt?“ fragte er, seine Stimme vor Entsetzen bebend.

James nickte. „Ja, meine Schwester schätzt die Reinheit genauso wie eure Familie. Sie hasst Muggel nicht, aber in ihrer Familie möchte sie solche dennoch nicht haben.“

Lily sah mich traurig an. Sie hatte alles mitgehört. Sie war meine erste muggelstämmige Freundin, und ich mochte sie sehr, aber dennoch wollte ich nicht, dass ihresgleichen das Blut meiner Familie beschmutzte.

Die Spannung in der Luft war greifbar. Meine Freunde standen um mich herum, ihre Gesichter eine Mischung aus Schock und Enttäuschung. James' Hände ballten sich zu Fäusten, und er drehte sich abrupt um, als könnte er meinen Anblick nicht länger ertragen.

„Wie kannst du nur so sein?“ fragte Lily leise, die bisher geschwiegen hatte. „Wir dachten, du wärst anders, Lucy. Aber anscheinend bist du im falschen Haus. So jemand wie du passt nicht zu uns.“

„Ich...“ begann ich, aber die Worte blieben mir im Hals stecken. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Die Wahrheit, die ich so lange verborgen hatte, war ans Licht gekommen, und es gab kein Zurück mehr.

„Mit so einer Person kann man nicht befreundet sein,“ sagte Peter, seine Stimme kalt und distanziert. „Wir haben dich für eine Freundin gehalten, aber du hast uns alle belogen.“

Tränen stiegen in meine Augen, und ohne ein weiteres Wort drehte ich mich um und rannte aus dem Raum. Ich lief durch die Gänge, ohne auf die überraschten Gesichter der Schüler zu achten, die mir begegneten. Schließlich erreichte ich den Viadukthof und ließ mich unter dem alten Baum nieder. Die Tränen liefen unaufhaltsam über mein Gesicht, und ich vergrub meinen Kopf in meinen Armen.

Ich fühlte mich allein und verraten, aber tief in meinem Inneren wusste ich, dass ich es selbst verschuldet hatte. Meine eigenen Überzeugungen hatten mich in diese Situation gebracht, und nun musste ich mit den Konsequenzen leben.

Lucretia Nashira Potter Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt