Kapitel 10

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Nach einem Moment des Schweigens klärt Paul mich dann nochmal über das Auftauchen von ihm und seinem Kollegen auf.

Aber natürlich hat er auch einige Fragen an mich, da Paul meine Notlüge beim letzten Mal wahrscheinlich nicht wirklich abgenommen hat.

Seine Menschenkenntnis macht ihm in den meisten Fällen nichts vor.

,,Also..uns ist zu Ohren gekommen, dass deine Eltern illegal im Besitz von Waffen sind und mit Drogen zu tun haben. Außerdem mache ich mir auch etwas Sorgen um dich..", klärt der Polizeioberkommissar mich dann auf und sieht mich einfühlsam an.

Das mit dem Drogen ist für mich nichts Neues, aber das mit dem Waffenbesitz schon.

Davon habe ich wirklich bisher keinen blassen Schimmer gehabt.

,,Das brauchen sie nicht, keine Sorge. Von dem Waffenbesitz wusste ich bis dato ehrlich nichts.", sage ich zumindest halbwegs die Wahrheit.

,,Du kannst mich auch dutzen. Und was ist mit der Drogengeschichte?", fragt er dann nach, weil ich darauf bewusst nicht eingegangen bin.

Diese Fragerei nervt mich jetzt schon tierisch.

Warum kann man mich nicht einfach in Ruhe lassen, wenn ich mich nicht äußern möchte?

Es kann sein, dass Paul es nur gut mit mir meint, aber ich möchte und brauche seine Hilfe nicht, ansonsten wäre ich schon längst zur Polizei gegangen.

,,Ja. Sie nehmen regelmäßig Drogen und trinken Alkohol. Aber wie gesagt, um mich braucht man sich keine Sorgen machen."

Skeptisch und mit einer hochgezogenen Augenbraue schaut er mich an.

Glaubt er mir immer noch nicht?

Ich glaube, Paul gehört wirklich zu den Polizisten, denen man wirklich nichts vormachen kann.

,,Sicher? Mein Bauchgefühl sagt mir da aber leider was anderes. Darf ich Mal deine Arme sehen?", fragt Paul weiter und scheint wirklich nicht aufzugeben, bis ich mit der kompletten Wahrheit rausrücke.

Also das kann er vergessen!

,,Nein, wieso? Ich sehe dazu überhaupt keinen Grund!", meine ich dann und verschränke meine Arme vor der Brust.

,,Also ich schon. Die Wahrheit wird früher oder später ans Licht kommen.", erinnert Paul mich und kurz darauf klopft es an der Küchentür, die er vorhin zugemacht hat.

Es ist nur sein Kollege Stephan, welcher nach uns schauen wollte.

Dann öffnet sich die Tür und Stephan's Kopf kommt zum Vorschein.

,,Alles okay bei euch, Paul? Ihr seid schon so lange hier.", erkundigt sein Kollege sich nach dem Rechten, woraufhin Paul nickt.

,,Ja. Gib mir noch ein paar Minuten und dann stoßen wir wieder zu euch, ja?", bittet Paul Stephan und dann lässt dieser uns noch für ein paar Minuten alleine.

,,Also was ist?", fragt Paul erneut, um wieder an das Thema anzuknüpfen.

Kurz denke ich nach.

Soll ich jetzt wirklich meine Ärmel hochziehen und ihm meine Hämatome zeigen?

Soll ich jetzt wirklich reinen Wein einschenken und alles erzählen was in diesem Haus abgeht?

Aber widerrum habe ich Bedenken und auch Angst, was meine "Eltern" angeht.

Vielleicht könnte dann ab heute alles ein Ende nehmen.

Dann könnte vielleicht diese schreckliche Realität vorbei sein und ich kann endlich mein Leben leben.

Eine Ausbildung beginnen, eine eigene Wohnung suchen und mein Glück finden.

Zunächst muss ich aber erstmal von den Drogen und vom Alkohol wegkommen, dann im Bordell kündigen, was auch nicht einfach wird und eben einen Schlussstrich hinter mein altes Leben setzen.

Das klingt alles so einfach, ist es aber leider nicht.

,,Du brauchst keine Angst zu haben. Wir als Polizisten wollen nur das Beste für dich.", sagt Paul einfühlsam und lächelt mich dann ermutigend an.

Seine Anwesenheit gibt mir wirklich Sicherheit und irgendwie vertraue ich ihm auch ein wenig.

Er gehört zu den Guten.

Das merkt man sofort und gerade ist er auch irgendwie mehr als Polizist.

Ihm scheint das hier nicht nur im beruflichen Sinne zu interessieren und scheinbar meint er das wirklich ernst, dass er sich Sorgen um mich macht.

Die schreckliche Realität Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt