Celestial University - Dunkle Geheimnisse

Kapitel 1 - Lianne

Merkwürdig. Alles um mich herum ist dunkel. Es ist kalt, und das Einzige, was ich höre, ist mein Atem. Ich fühle mich unwohl. Mein Puls schießt in die Höhe. Das ist mehr als nur die Dunkelheit. Irgendetwas Böses schleicht um mich herum. Keine Schritte, kein Rascheln und kein Atemzug ist zu hören. Ich bin allein.

Die Angst in mir wird größer. Ich werde von der Dunkelheit mitgezogen. Eine eiskalte Hand umklammert meinen Hals. Ich keuche und schnappe nach Luft. Doch ich habe das Gefühl, dass die Luft meine Lungen nicht erreicht. Mir wird schwarz vor Augen. Die Hand drückt weiter zu. Reflexartig greife ich nach der Hand, röchle nach Luft, doch sie umklammert meine Kehle noch fester. Immer fester. Eine weitere Hand legt sich auf meine Schulter, und ich versinke in einem Strudel aus Dunkelheit und Angst. »Hilfe«, keuche ich gepresst, bevor die Schwärze mich verschlingt. Ich falle.

Der Traum zersplittert in tausend Stücke, wie ein Spiegel, und ich finde mich panisch um mich schlagend in meinem Bett wieder. Außer Atem reiße ich meine Augen auf. Ich spüre, wie sich mein Brustkorb hebt und senkt. Ich starre auf die Decke und ringe immer noch nach Luft, berühre meine Kehle und habe immer noch das Gefühl, dass ich die kalte Hand dort spüre. Nach einigen Minuten beruhigt sich mein Puls und mein Kopf wird klar. Mein Körper ist mit Schweiß bedeckt. So einen Alptraum habe ich schon lange nicht mehr gehabt. Es macht mir immer wieder Angst. Irgendetwas Dunkles hat es auf mich abgesehen, ich kann es spüren.

Mein Traum schwindet langsam, aber ich kann rubinrote Augen erkennen, die mich seit Jahren verfolgen. Ich habe keine Ahnung, warum ich immer wieder solche Träume habe. Normalerweise warnen mich meine Träume immer vor etwas. Warum ist der Traum wieder da?

Ich habe mit Noah Schluss gemacht, um zu fliehen, und bin jetzt in London für mein Studium. Es müsste doch vorbei sein, oder nicht? Schnell schüttle ich diesen Gedanken weg. Wer in der Vergangenheit lebt, kommt nicht vorwärts.

»Nur ein Traum, nur ein Traum«, murmele ich vor mich hin und wiederhole es wie ein Mantra, um mich zu beruhigen. Luft füllt meine Lungen, beruhigt meine Seele und meinen Körper. Langsam. Obwohl sich mein Körper erholt, bleiben meine Gedanken in diesem Traum gefangen. Ich bin schon immer nachdenklich gewesen, und meine Gedanken schwirren den ganzen Tag um mich herum, wie kleine Geister, die mich heimsuchen.

Es stört mich immer wieder, dass sich dieser Traum wiederholt. Das letzte Mal, als ich diesen Traum hatte, war, als Noah mich betrogen hatte und ich danach einen Schlussstrich gezogen habe.

Ein Ziehen in meiner Brust macht sich bemerkbar, mein Gesicht verfinstert sich, und ich versuche, die dunkle Vergangenheit ruhen zu lassen. Zu viele Narben hat er persönlich in meine Seele geritzt.

Ich habe keine Zeit, ihm hinterzutrauern.

Immer wieder lies er mich fallen.
Es reicht!
Mit einem Gähnen und einem erholsamen Strecken verlasse ich mein gemütliches, verschwitztes Bett. Ich schaue auf mein Handy und sehe eine Nachricht von Ivan, meinem älteren Bruder.

Ivan
Komm ja nicht zu spät zum Semesterempfang.

Ich
Ja. Ja...

Immer das selbe. Ivan macht sich zu viele Sorgen. Mein großer Bruder ist und bleibt eine Nervensäge, dabei bin ich doch die kleine Schwester. Ich müsste doch eigentlich nervig sein. Aber so ist meine Art nicht. Ich war schon immer ruhig und habe auf ihn gehört. Nach dem unsere Eltern gestorben sind. Ich musste stark sein und für Ivan da sein. Anders hätten wir gar nicht überlebt.

Die sanften Sonnenstrahlen berühren zart mein Gesicht, ich spüre die Wärme und sie verleihen mir Energie für den kommenden Tag. Heute ist der erste Tag an der Celestial University, und ich starte mein neues Leben in London. Natürlich befindet sich die Uni nicht mitten in London. Sie ist etwas außerhalb. Die Nervosität kickt durch meinen Körper, mein Herz klopft gegen meine Brust, und ein Kribbeln im Bauch breitet sich aus.