Celestial University - Dunkle Geheimnisse

Kapitel 25 - Lianne

Die Aufregung nagt an meiner Seele. Heute ist Prüfungstag. Mein Herz rast, als würde ich gerade einen Marathon laufen, aber ohne außer Atem zu sein. Die Nervosität steigt ins Unermessliche.

In meinem Kampfanzug, bestehend aus einer eng anliegenden schwarzen Lederhose und einem Lederpanzer, der mit silbernen Verzierungen geschmückt ist, stehe ich vor dem Spiegel. Ich versuche, mich zu beruhigen, mache Atemübungen und spreche mir Mut zu. Das darf doch nicht so schwer sein.

Was mich jedoch besonders nervös macht, ist die Vorstellung, dass das Elite-Ten-Council zuschaut – und vielleicht auch mein Vater darunter ist.

Auf dem Weg zur Prüfungsarena gehe ich durch die belebten Gänge der Celestial. Überall herrscht eine angespannte Atmosphäre. Mit Cyrus, Ashton und Sebastian habe ich noch nicht gesprochen; dafür bleibt keine Zeit. Ich muss mich auf die Prüfung konzentrieren – das hat jetzt oberste Priorität. Nachdenklich gehe ich in meinem Kopf durch, was Morgane und ich wochenlang geübt haben. Wenn wir im selben Team sind, werden wir wahrscheinlich mehr als zwei Stunden überleben.

Durch das Getümmel sehe ich bereits einige Kommilitonen, die sich ansammeln. Doch bevor ich mich nach Morgane umschaue, erblicke ich Tante Yvie und Onkel Henry. Ashton und Cyrus' Eltern. Beide sind hochrangige Mitglieder des Elite-Ten-Councils, des höchsten Gremiums auf dieser Welt. Es macht mich noch nervöser, sie hier zu sehen.

Tante Yvie sieht wie immer elegant aus und trägt ein langes, schwarzes Kleid. Ihre platinblonden Haare funkeln unter dem Kronleuchter. Onkel Henry hat einen maßgeschneiderten Anzug an, und die Zwillinge haben von jedem Elternteil etwas: die blauen Augen, die schönen blonden Haare – einfach alles. Tante Yvie lächelt mir zu, und die beiden kommen auf mich zu.

Fuck.

Wie soll ich mich verhalten?

Ich hab doch selbst keine Ahnung.

Wissen sie alles?

Bestimmt, oder?

Fragen über Fragen schwirren in meinem Kopf herum, als würde ein Sturm von Wellen auf mich einbrechen.

»Lianne? Bist du es, Kleines?«, schmunzelt sie mich an und umarmt mich herzlich. Ich tue es ihr gleich und drücke sie auch. »Hi, Tante Yvie und Onkel Henry«, begrüße ich die beiden. Eigentlich wollte ich etwas über meine Eltern fragen, aber dafür habe ich jetzt keine Zeit mehr. »Du bist so groß geworden. Die Augen wie deine Mutter«, lächelt sie mich an. »Wie geht es euch?«, frage ich höflich, und da kommen schon die Zwillinge mit Sebastian. »Uns geht es ganz gut, und dir? Wahrscheinlich aufgeregt«, tätschelt sie meine Wangen. »Mom, sie ist keine 8 mehr«, runzelt Cyrus die Stirn. Es fühlt sich wie eine Ewigkeit an, dass ich die drei nicht mehr gesehen habe. Ich rede natürlich von Ash, Cy und Sebastian. Ich habe sie vermisst. »Lily, ich...«, flüstert mir Ashton ins Ohr, und ich schiebe ihn sanft weg. »Nicht jetzt, okay? Später?«, lächle ich ihn an, und er lächelt auch verständnisvoll.

Ablenkungen würden mir jetzt gar nicht guttun. Heute habe ich nur ein Ziel: bestehen. Mehr als zwei Stunden zu überleben, wird kein Klacks sein. Es wird die Hölle sein. So viele Kommilitonen, die versuchen, mit ihrem Team zu bestehen.

»Lianne, Liebes, komm doch mal vorbei mit Cyrus und Ashton. Du natürlich auch, Sebastian«, klatscht sie in die Hände. Sebastian und ich nicken. Unsere Blicke treffen sich, aber ich wende meinen Blick direkt zurück in die Leere.

Ich darf mich nicht ablenken. Nicht jetzt.

»Gut, dann gehen wir mal. Viel Glück«, sagt Onkel Henry. Wie immer ist er zurückhaltend und redet nicht viel. Aber man spürt, dass er sehr viel Macht hat. Seine Aura ist erdrückend, dennoch versteckt sich dort ein liebenswerter Mann.