Kapitel 19 - Lianne

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Mein Blut kocht, ein überwältigendes Gefühl, als würde jede Zelle in mir brennen. Benommen hebe ich meinen Kopf. Ein greller Lichtstrahl trifft mein Gesicht, raubt mir für einen Moment die Sicht. Alles verschwimmt, als ob die Welt um mich herum in einen dichten Nebel gehüllt ist. Ich versuche, mich zu bewegen, aber mein Körper gehorcht mir nicht. Eine Mischung aus Hitze und Kälte durchzuckt mich, meine Haut brennt und friert zugleich.

Plötzlich spüre ich eiskaltes Wasser auf meiner Haut, das meine Nerven schockartig aktiviert. Augenblicklich reiße ich die Augen auf, meine Lungen pumpen Luft in meinen keuchenden Körper, während ich panisch um mich blicke. Doch alles ist verschwommen, verzerrt, wie durch ein schlechtes Prisma. »Wo zur Hölle bin ich?«, frage ich benommen. Mein Herz rast, das Adrenalin schießt durch meine Adern, während ich versuche, mich aus den Fesseln zu befreien, die in meine Haut schneiden und brennen.

Ein lautes Klatschen hallt durch den Raum. Mein Kopf ruckt nach rechts, wo sich ein Schatten nähert. »Wo bin ich?«, krächze ich, meine Stimme kaum mehr als ein Flüstern. Meine Arme rütteln an den Fesseln, doch es bringt nichts. Ich bin festgebunden, der Schmerz dringt durch meine Haut.

»Na? Endlich wach?«, höre ich eine schrille Stimme, die mir durch Mark und Bein geht. Diese Stimme kenne ich nur zu gut. Fiora.

Ich fauche, Wut kocht in mir hoch, und ich lehne mich so weit nach vorne, wie es die Fesseln zulassen. »Was willst du von mir?«, knurre ich. Ein weiteres Klatschen ihrer Hände schallt durch den Raum, und ich realisiere, dass wir nicht allein sind. Die Vorstellung, dass jemand dieses Spektakel beobachtet, sickert durch meine Gedanken und lässt die Situation noch schlimmer erscheinen.

Ich blicke auf meine Fesseln. Es sind nur Seile. Diese Idioten. Sie haben wirklich gedacht, sie könnten eine Pyro-Magierin mit einfachen Seilen fesseln? Das Adrenalin pulsiert durch meinen Körper, und meine Muskeln spannen sich an, bereit zum Kampf. Die Erschöpfung, die eben noch an mir zehrte, scheint sich in Luft aufgelöst zu haben, während mein Körper sich auf das Unvermeidliche vorbereitet.

Fiora läuft im Raum auf und ab, doch sie ist nicht allein. Die Zuschauer. Wahrscheinlich Mitglieder des Rats, verstecken sich im Schatten, um zu sehen, wie ich untergehe.

Aber ich werde nicht untergehen.

Niemals.

Plötzlich taucht Oriana aus den Schatten auf. Ich höre das unverkennbare Klacken ihrer Absätze, bevor ich sie sehe. Ein plötzliches Ziehen in meinen Haaren zwingt meinen Kopf nach hinten, und ich sehe mich gezwungen, in Orianas kaltes, berechnendes Gesicht zu starren. Ihre Lippen formen ein spöttisches Grinsen, während sie an meinen Haaren zieht. »Du hast Sebastian gefickt, du dumme Hure. Er gehört mir«, zischt sie, ihre Stimme triefend vor Eifersucht.

Mein Körper spannt sich an, die Wut brennt wie ein Feuer in mir. Sie zerrt an meinen Haaren, dann verpasst sie mir eine Ohrfeige, die meinen Kopf zur Seite schleudert. Der Schmerz explodiert auf meiner Wange, heiß und pochend.

Regel Nummer 6: Unterwirf dich deinem Gegner, damit er deine wahre Stärke nicht erkennt.

Ich atme tief durch, zwinge mich, die Ruhe zu bewahren. Ich darf ihnen nicht zeigen, wie sehr sie mich verletzen. Ich lasse meinen Körper sinken, gebe vor, schwach und besiegt zu sein, während ich innerlich das Feuer entfachen lasse, das mich aus diesen Fesseln befreien wird.

Das Lachen der Frauen hallt widerlich durch den Raum, als ob sie den Sieg schon errungen hätten. Doch sie wissen nicht, was ich plane. Meine Magie köchelt unter der Oberfläche, bereit, die Fesseln zu verbrennen . Langsam, ohne Rauch oder Anzeichen, die sie bemerken könnten. »Ihr könnt sie alle haben«, sage ich spöttisch und halte meinem Instinkt, sie zu provozieren, nach.

Celestial University - Dunkle GeheimnisseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt