Kapitel 26 - Lianne

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Durch den üppigen Wald versuche ich verzweifelt, nach Morgane zu suchen. Ich hätte nicht gedacht, dass wir an verschiedenen Orten teleportiert werden. Ich hoffe einfach, dass es ihr gut geht. Jetzt ihren Namen zu rufen, wäre fatal für mich. Es würde meine Position verraten, und dann habe ich wahrscheinlich schon einen Schwarm voller Studenten um mich herum, die auf mich jagen.

Seit meiner Ankunft hier wird mir klar gemacht, dass einige mich hier totsehen wollen. Das stärkt mich. Ich muss stark sein. Ich will nicht von der Celestial gehen. Es gibt noch so viele Dinge, die ich herausfinden will, und ich will den Wunsch meiner Eltern nicht mit Füßen treten. Alles oder nichts. All-In.

Von hinten spüre ich eine Präsenz. Auf dem Absatz mache ich kehrt und sehe einen schwarzhaarigen Typen. Er geht auf mich los und wirft eine Pflanzenschlinge, die sich um mein Bein windet.

»Du wirst mein erster Gegner sein, Lianne Aragon«, sagt er frech, voller Stolz, als hätte ich keine Chance.

»Das werden wir sehen, Julien McMillan«, erwidere ich rau.

Er ist ein Dendro-Magier, der Meister der Pflanzen- und Holzmagie. Morgane hat mir erzählt, dass er sehr stark ist und seine Pflanzenschlingen kaum durch Feuer zerstört werden können. Das bringt mich schon mal in eine ungünstige Position, aber wenn ich es schaffe, meine Temperatur zu erhöhen und mit meinem Kwan Dao angreife, könnte ich ihn vielleicht besiegen.

Meine Körpertemperatur steigt rasant, und ich verbrenne die Pflanzenschlinge mit einem Feuerball. Ich merke, dass die Schlingen wirklich hartnäckig sind. Verdammt, wenn ich meine Temperatur weiter steigen lasse, bekomme ich noch Fieber.

Ich schwinge mein Kwan Dao und schneide einen gleichmäßigen Schnitt in die Schlinge. Endlich kann ich mein Bein befreien und bereite mich auf den Angriff vor.

Ich mustere Julien. Seine Glocke hängt an der rechten Hüfte. Wenn ich sie abziehe, kann ich weiterziehen und Morgane suchen. Ich darf keine Zeit verlieren.

Sofort tritt Julien in Aktion. Er hebt seine Hände, und dicke, knorrige Wurzeln schießen aus dem Boden. Sie winden sich wie lebendige Schlangen auf mich zu, bereit, mich zu fesseln. Ich hebe mein Kwan Dao und schneide präzise durch die festen Wurzeln, während ich mich zurückziehe, um Abstand zu gewinnen.

Es wird schwer. Ich schwinge und tanze mit meinem Kwan Dao, doch es fühlt sich jedes Mal an, als kämpfe ich gegen einen unaufhörlichen Widerstand.

Hitze steigt in mir auf, das vertraute Pulsieren der Pyro-Magie. Mit einer fließenden Bewegung schwinge ich mein Kwan Dao, und Flammen entzünden sich entlang der Klinge. Ich wirble herum und schlage auf die nächstgelegene Wurzel ein. Sie verbrennt in einem hellen Lichtschein und fällt als Asche zu Boden.

Julien bleibt unbeeindruckt und zeigt eine entschlossene Entschlossenheit in seinen Augen. »Nicht schlecht. Ich habe dich wohl falsch eingeschätzt.«

»Danke, du hast auch was drauf«, grinse ich ihn an.

Und ja, er hat was drauf. Julien spricht Beschwörungsformeln auf höchstem Niveau, und aus dem Boden wachsen hohe Bäume, deren Äste sich über mir zu einem dichten Netz verweben. Die Schatten werden länger, und ich spüre eine Bedrohung, die von der lebenden Natur ausgeht. Man sollte sich nie mit der Natur anlegen. Ein Ast schießt auf mich zu, doch ich weiche geschickt aus und kontere mit einem Feuerball, der den Ast in Flammen aufgehen lässt.

Ich muss mich beeilen. Ich muss Morgane finden.

Mit einem tiefen Atemzug sammle ich meine magische Energie, spüre die Sonne, die mir Kraft spendet, und schleudere einen mächtigen Feuerstrahl auf meinen Gegner.

Die Flammen schießen vorwärts, doch im letzten Moment hebt Julien eine Wand aus dichtem Efeu, die die Flammen abblockt. Der Efeu verkohlt, aber die Flammen dringen nicht durch.

Seine Angriffe sind auf einen gewissen Radius beschränkt, das heißt, er kann nur in einem bestimmten Bereich Schaden verursachen. Seine Verteidigung ist ebenfalls beeindruckend.

Dann machen wir es so.

Ich renne auf Julien zu, während ich gleichzeitig kleine Feuerkugeln um mich herum beschwöre. Ich schleudere sie abwechselnd auf die Pflanzenbarrieren, die er aufbaut, um ihn zu beschäftigen und seine Konzentration zu stören.

Schneller.

Heißer.

Mehr.

Als ich nah genug dran bin, führe ich eine geschmeidige Drehung aus und schneide mit dem Kwan Dao durch die Efeuwand. Julien weicht zurück, überrascht von meiner Geschwindigkeit.

Ich nutze diesen Moment und konzentriere meine Energie auf die Klinge meiner Waffe. Mit einem kräftigen Stoß ramme ich die Waffe in den Boden, und ein kreisförmiger Flammenring breitet sich um mich aus.

Die Flammen fegen durch den Wald und zwingen meinen Gegner, sich zurückzuziehen.

Du kommst mir nicht davon. Ich setze nach, lasse meine Flammen höher lodern und dränge ihn in die Enge. Schließlich öffnet sich eine Lücke in seiner Verteidigung. Mit einem letzten, entschlossenen Schlag durchbreche ich seine Barriere und schlage mit meinem Kwan Dao knapp neben ihn in den Boden, die Klinge von lodernden Flammen umhüllt.

Die Schnur seiner Glocke reißt.

Schwer atmend stehen wir uns gegenüber, die Magie des Kampfes schwebt noch in der Luft.

Julien hebt seine Hände. »Der Sieg geht wohl an dich. Gut gekämpft. Ich habe dich falsch eingeschätzt«, sagt er lächelnd.

Ein leuchtendes, bläuliches Licht flackert um ihn herum, und eine mächtige, magische Präsenz umhüllt ihn. Er wirkt überrascht und verwirrt, als das Licht ihn noch stärker einhüllt.

»Viel Glück weiterhin«, zwinkert er mir zu.

Er verschwindet aus der Arena.

Ich mache mich sofort auf den Weg, um nach Morgane zu suchen. Doch immer wieder laufe ich anderen Studenten über den Weg. Es nervt. Ich habe bereits fünf Studenten besiegt und bin völlig ausgelaugt. Ich halte meine Körpertemperatur konstant auf Höchstleistung, um immer bereit zu sein.

Ich will nur Morgane finden.

Wo bist du, Morgane?

Morgane.

Celestial University - Dunkle GeheimnisseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt