Kapitel 28 - Lianne

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Ein grelles Licht umhüllt mich, und ich werde in eine neue Prüfungsarena teleportiert. Der Boden ist sandig, und diese Arena ist kleiner als die erste. In der Ferne sehe ich eine Tribüne. Das Toben und Jubeln der Zuschauer ist deutlich zu hören. Kommilitonen, Professoren und der Elite-Ten-Council, deren Blicke gespannt auf die Arena gerichtet sind, beobachten das Geschehen.

Dieser Ort ist gnadenlos für den bevorstehenden Kampf. Mein Blick schweift zu meinen Kontrahenten. Fuck. Der Fünfer-Rat und vier andere Studenten stehen mir gegenüber. Ich hätte damit rechnen müssen, dass sie meine Endgegner sind. Augen beobachten mich. Cyrus, Ashton und Sebastian starren mich an, als würden sie jeden Moment die Jagd auf mich beginnen. Ich habe sie nur einmal in Aktion gesehen, aber selbst da haben sie noch nicht mal 100 % gegeben, das weiß ich. Sebastian zwinkert mir zu und lässt mich erröten.

Nein. Nicht jetzt. Ich atme tief ein und aus.

Der Kampfrichter hebt die Hand, alles geht so schnell, und ein Moment absoluter Stille legt sich über die Arena. »Beginnt«, ruft er, und das Schlachtgetümmel bricht los.

Ich hefte meinen Blick auf Elliot, der mit seinem Rapier und seiner mächtigen Mental-Magie auf mich zu rast. Ich darf ihn nicht in meinen Kopf lassen. Beobachten und handeln. Seine Bewegungen sind schnell, seine Angriffe präzise. Ich muss eine Schwachstelle finden. Schnell.

»Du denkst zu viel nach, Prinzessin«, höre ich in meinem Kopf und blicke in sein arrogantes Gesicht. Er bewegt nicht einmal seinen Mund, nur ein Grinsen kann ich erkennen. Er ist in meinem fucking Kopf.

Fuck. Ich war unachtsam und habe ihn in meinen Kopf gelassen.

»Geh aus meinem Kopf«, schreie ich ihn an.

»Vergiss es«, spricht er in meinem Kopf. Gedankenstöße prallen gegen meinen Geist. Sie sind dunkel, während ich versuche, mich zu konzentrieren und meine Pyro-Magie zu fokussieren, um ihn zu treffen.

Er blockiert all meine Angriffe. Er liest mich wie ein Buch, als würde er die Zukunft sehen. Seine magischen Angriffe verdunkeln meine Gedanken und meinen Geist, bringen dunkle Erinnerungen wieder hoch und drängen mich an den Rand der Verzweiflung.

Mein Atem ist schwer, ich bin unkonzentriert, wie ein Parasit dringt er jedes Mal in meine Gedanken ein. Ich kann ihn nicht abschütteln. Ich habe das nicht geübt. Wenn ich könnte, würde ich jetzt meine uralte Magie einsetzen und hier kurzen Prozess machen, aber ich darf nicht. Es nervt.

Ich muss mir schnell etwas einfallen lassen. Sein Rapier schnellt die ganze Zeit an mir vorbei, und kleine Schnitte zeichnen sich auf meiner Haut ab. Er spielt mit mir.

»Schon aufgegeben?«, fragt er mich in meinen Gedanken.

Aufgeben ist keine Option.

Niemals.

»Nein«, rufe ich.

Ich blockiere seine Rapierangriffe geschickt, aber seine Magie ist ein Problem. Wieso muss ich jetzt die ganze Zeit an Noah denken, wie er fremdgegangen ist? Ich darf ihn nicht zu sehr in meine Gedanken lassen. Damit komme ich zwar noch klar, aber der Schmerz sitzt tief in mir verwurzelt. Ich will nicht wieder in ein schwarzes Loch fallen. Ich habe damit abgeschlossen, weil Noah mich immer wieder fallen ließ. Ich war einfach dumm und naiv und dachte, er wäre meine größte Liebe. Wenn ich irgendwann Noah, wieder sehe...Beisse ich seinen verfluchten Pimmel ab, für das was er mir angetan hat.

Ich muss angreifen.

Mit einem letzten, verzweifelten Kraftakt schleudere ich eine mächtige Feuerwelle auf ihn. Ich habe noch Mana übrig, aber nicht mehr viel. Elliot weicht geschickt aus, aber ich nutze den Moment seiner Ablenkung, um mich gedanklich mit ihm zu messen und ihn aus der Balance zu bringen.

Cyrus mit seiner flammenden Klinge und Ashton, dessen Schwert vor Elektrizität knistert, kommen von beiden Seiten auf mich zu. In diesem Moment steigen Erinnerungen in mir auf – die unzähligen Stunden des Trainings bei ihnen auf dem Anwesen, als wir noch Kinder waren, Freunde und Rivalen zugleich. Sebastian greift Elliot an und die Zwillinge sind jetzt meine Gegner.

Lachende Gesichter.

Hitzige Duelle.

Versprechen ewiger Freundschaft, sich gegenseitig zu beschützen.

Doch heute gibt es keine Freunde, nur Gegner – nur für diesen Moment.

Es sind schöne Erinnerungen.

Ihre Angriffe sind koordiniert und unerbittlich. Ich versuche, ihre Schläge abzuwehren, aber mein Mana ist erschöpft, und die Erschöpfung in meinem Körper macht es mir schwer.

Ich bin aus dem Gleichgewicht. Cyrus' Schwert trifft mein Kwan Dao mit voller Wucht, und die Hitze seiner Pyro-Magie zerrt an meiner Verteidigung.

»Komm, Lily, lass es geschehen«, brummt seine Stimme dunkel.

»Niemals«, fauche ich ihn an, kann kaum meine Verteidigung halten.

Ashton nutzt den Moment und schlägt mit einem elektrifizierten Hieb gegen meine Seite. Es schleudert mich bis zur Wand. Fuck. Ich habe ihn vergessen. Ich hätte mich nicht auf Cyrus' Gespräch einlassen sollen. Der Schmerz durchzuckt meinen ganzen Körper, und ich versuche, wieder aufzustehen. Alles schmerzt; die Elektrizität hallt noch in mir nach.

Jedes Mal, wenn ich aufstehen will, falle ich auf die Knie. Alles tut weh. Ich hätte mein Mana aufsparen sollen.

Ich balle meine Fäuste und beiße mir auf die Zunge. In einem letzten verzweifelten Versuch schleudere ich einen Flammenwirbel auf Cyrus, aber meine Kraft ist erschöpft. Cyrus weicht aus, schießt auf mich zu und kontert mit einem mächtigen Schlag, der mein Kwan Dao aus meiner Hand schlägt. Ich falle zu Boden, und Ashton hält seine Klinge an meinem Hals. Sie beide stehen vor mir.

»Braves Mädchen«, formen sich Ashtons Lippen.

»Ich habe verloren«, sage ich mit trauriger Miene, während ich die beiden ansehe.

»Nein, du hast es allen gezeigt, Lily«, grinst Cyrus mich an. »Zen, aber... ich war schwach«, Tränen bilden sich in meinen Augen. »Wenn du weiter rumheulst, ficke ich dich hier und jetzt«, raunt er in mein Ohr.

Ich werde plötzlich still und lasse es geschehen. Ashton schnappt sich meine Glocke, ein greller Blitz, und ich werde aus der Arena teleportiert.

Der Kampf ist vorbei.

Das Duell zwischen den Fünfer-Rat war episch. Cyrus steht als letzter Kämpfer in der Mitte der Arena, der klare Sieger. Die Menge jubelt, und ich sehe die stolzen Gesichter seiner Freunde und Familie. Trotz der Niederlage fühle ich einen Funken Stolz.

Ich habe viele Kommilitonen besiegt, darunter auch Fioras und Orianas Gruppe. Ich habe alles gegeben, und Cyrus hat den Sieg verdient. Stärken und Schwächen sind in der Prüfung für mich deutlich geworden. Ich frage mich, wie es wohl ausgegangen wäre, hätten wir Uralte Magie genutzt.

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