Kapitel 3 - Lianne

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Die kommenden Tage werden ein Kampf für mich sein, zwischen Erleichterung und Vorfreude auf das neue Semester. Ich spüre dennoch die Leere, die mich erfüllt, weit weg von meiner einzigen Familie, Ivan. Doch Freunde habe ich nicht mehr; sie haben sich alle abgewandt, als ich mit Noah Schluss gemacht habe. Sie glaubten ihm mehr als mir. Er war der unschuldige Engel und ich war der Teufel. Freundschaften wurden zerrissen.

Eine Mischung aus Befreiung und Schmerz erfüllt mein Herz. Noah sollte sich glücklich schätzen, dass ich nicht alles abgefackelt habe. Dass ich nicht erzählt habe, dass er von seinem besten Freund die Freundin gefickt hat. Er ist ein Hydro-Magier. In mir lodert das Feuer, und in ihm ruht das Wasser. Gegensätze ziehen sich an, wurde mir immer erzählt. Unsere Beziehung war, glaube ich, immer noch einseitig. Ich habe ihn geliebt, aber er mich nicht. Trotz der großen Distanz zwischen uns fühle ich immer noch eine verborgene Verbindung, die nicht so leicht zu ignorieren ist.

Ist das dein verdammter Ernst, Lianne? Warum denkst du jetzt an diesen Bastard? Er hat dir das Herz gebrochen. Und das mehrmals. Und du trauerst ihm hinterher? Erinnerungen an das Festival drängen sich in mein Hirn.

Ich war in Kalifornien mit Ivan, und er wollte unbedingt in Deutschland bleiben. Er hatte ein leichtes Spiel. Dieser Gedanke ist wie ein Gift-Dorn, der meine Gedanken vernebelt.

Das Foto, das ich bekommen habe. Er tut es wieder. In diesem Moment bricht etwas in mir, etwas, das schon Risse hatte. Kein Flicken. Kein Zusammensetzen funktioniert. Immer wieder versuche ich, etwas zu retten, was bereits kaputt ist. Ich krieche zurück, werde depressiver, und die Tabletten helfen auch nicht mehr.

Wie meine Therapeutin sagt: »Du musst endlich an dich selbst denken.«

Das ist der Schlussstrich. Er kann von mir aus in der Hölle schmoren. Meine Psyche war in der Beziehung so stark beeinträchtigt, dass ich mich immer weiter zurückzog. Ließ mir alles gefallen. Ich musste weg, und Ivan schlug vor, dass ich hier studieren solle. Ich nahm das Angebot an. Und jetzt bin ich hier.

In meinen Gedanken versunken, dränge ich mich durch die dichte Menge an Studenten. Die Musik ist berauschend laut und der dumpfe Bass hämmert gegen meine Brust. Die Blicke, die immer noch auf mir ruhen, weil ich neu bin, lassen mich kurz zögern. Einige Studenten sind bereits deutlich angeheitert, Mädchen und auch die Jungs können ihre Hände nicht bei sich lassen.

Ich rolle mit den Augen und begebe mich zur Theke, um nach Morgane Ausschau zu halten. Dort steht sie, doch sie ist nicht allein. Neben ihr steht ein Typ mit schwarzen, kurzen Haaren, deren Spitzen rot gefärbt sind. Ein krasser Look, but I like it. Morgane winkt mir zu und meine Beine bewegen sich von selbst in ihre Richtung.

»Lianne, das ist Dorian. Ein Freund von mir«, ruft Morgane über die Musik hinweg.

»Nett, dich kennenzulernen«, sagt er freundlich und streckt mir die Hand entgegen. »Freut mich auch«, erwidere ich und schüttle seine Hand. Ein starker Händedruck. »So, Bitches and Gentlemen, wollen wir dann mal?«, sein Blick wandert von mir zu Morgane. Überrascht schaue ich zu Morgane, die enthusiastisch ruft: »Tequila! Bitches! Auf geht's!«

Tequila? Scheiße, das vertrage ich nicht. Ich bin zwar noch eher zurückhaltend, aber ich lasse mich mitreißen. Morgane nimmt meine Hand, reibt eine Zitrone auf meinem Handrücken und streut Salz darüber. Der Shot landet in meiner Hand, und Morgane zwinkert mir zu. »Kein Rückzieher, Lianne. Du trinkst schön mit uns«, sagt sie mit einem teuflischen Grinsen, tanzt leicht auf der Stelle und kräuselt ihre Lippen. »Ich habe wohl keine andere Wahl «, schmunzle ich und stoße mit den beiden an.

»Auf das neue Semester!«, ruft Dorian, und wir kippen die Shots hinunter. Der Biss in die Zitrone lässt mich erschaudern.

»Heilige Scheiße. Das schmeckt gut.«

Celestial University - Dunkle GeheimnisseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt