Der Morgen von Tag zwei

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Mein Herz raste und ich hatte Angst. Ich wusste zwar, dass ich nur geträumt hatte, doch trotzdem war die Vorstellung in so einem Kerker zu schlafen und dabei beobachtet zu werden zu fatal. Logan stand vom Bett auf und ging um mich herum, ohne den Blick von mir zu lösen. Er kam mit einem Glas Wasser zurück. Die Vorstellung, dass er  nichts gemacht hat, kommt mir genau so komisch vor. Dankend trank ich das Glas Wasser aus und spürte wie ich mich langsam beruhigte. Er saß wieder vor mir und blickte mir direkt in die Augen. Seine Augen sind grau und sie funkelten. Wunderschön, dachte ich mir. Ich kenne diesen Jungen jetzt seit einem Tag (Was, so kurz erst? Kommt mir viel länger vor ) und habe schon vier Seiten von ihm kennengelernt. Naja eigentlich ist es auch nur eine. Er hat einen Wahnsinnigen großen Beschützerinstinkt. Sogar jetzt zeigt er es. Er bringt mir ein Glas Wasser, obwohl ich nicht danach gefragt habe.

"Was ist passiert?", frage ich als wir uns auf dem Weg zurück machten. "Ich weiß auch nicht so genau. Von einer Sekunde auf die andere warst du weg und bist in Ohnmacht gefallen. Ich konnte dich gerade noch halten und dich zum Bett bringen." Ich weiß auch warum das passiert ist, wenn man so ein Raum sieht kann man nur in Ohnmacht fallen.

"Warum hast du mich nicht auf mein Zimmer gebracht?", fragte ich ihn, da ich immer noch den Verdacht hege, dass er was angestellt haben kann. Er schaut mich kurze Zeit mit zusammen gezogenen Brauen an und sagt dann: "Weil es seltsam aussieht wenn ich aus diesen Räumen ein Mädchen raus bringe, was in Ohnmacht ist. Die Leute würden gleich Verdacht schöpfen und mich verdächtigen." Ich überlegte kurz über seine Antwort nach und dachte mir dann, dass sie nur wahr sein kann. Wie kann so ein Mund denn auch lügen? So ein perfekt geformter Mund?

Als ich mein Zimmer betrat waren drei Angst durchzogene Gesichter auf mich geredet. Sima, Clara und Miley standen alle im Zimmer verstreut und hatten ein ziemlich nachdenkliches Gesicht. Die Stimmung war angespannt. Was war hier los? Sima rannte auf mich zu und umarmte mich. Nach einer gefühlten Ewigkeit ließ sie los und klatschte mir eine. Mein Gesicht brennt und ich schrie sie an. "Was zum Teufel soll das?" Ich geh ein paar Schritte auf sie zu und musste mir das Lachen verkneifen, als ich merkte wie klein sie im Vergleich zu mir war. Clara kam von der Seite und schrie: "Nein, was ist los mit dir? Konntest du dich nicht bei uns melden? Wir haben uns solche Sorgen um dich gemacht. Wo warst du bloß? " Jetzt begriff ich erst was hier los ist. Ich hatte den Mädchen gesagt, ich wäre nur auf Klo und dann kam ich erst nach 3 Stunden wieder. Sie haben sich Sorgen gemacht.

Auf gewisse Weise rührte mich das. Ich war erst ein Tag hier und schon wusste ich, dass diese drei Mädchen den Aufenthalt hier erleichtern würden, denn sie sind nicht nur nett, nein. Sie haben auch ein verdammt großes Herz.

Wir saßen zu dritt auf Simas Bett und redeten Stunden lang. Ich bewunderte immer wieder Simas lange schwarze Haare und wurde dabei ertappt. "Simas Mutter kommt aus Singapur. Sie hat die gleichen Haare wie sie. Da kann man echt neidisch werden was?", sagte Clara, dessen Haare Straßenköter Blond waren. "Und dein Vater, wo kommt er her?", frage ich darauf. Sie lachte kurz auf und sagte dann: " Er kommt aus Deutschland. Meine Eltern haben sich in Singapur kennengelernt, als mein Vater da Urlaub machte. Sie war Kellnerin in zwei Restaurants und bediente meinen Vater. Sie haben sich sofort ineinander verliebt." Ich lächelte und schaute ihr in die Augen. Mich rührte das und genau das rührte Sima.

Mein Wecker weckte mich um sechs Uhr morgens. Ich wusste, dass ich aufstehen sollte um mich für die Schule fertig zu machen, doch war meine Müdigkeit stärker und ich schlafe wieder ein.

"WACH AUF", schrie mir jemand ins Ohr und ich schreckte auf. Ich saß Kerzengerade in meinem Bett und schaute Clara mit einem Todesblick an. "Hättest du mich nicht sampft wecken können? Du hast mich zum Tode erschreckt!" Sie lachte auf und ging vom Bett. "Ich hab es ja versucht, doch du schläfst wie ein Sack voller Kartoffeln." Ich schaute sie wieder fassungslos an. "Wie ein Sack voller Kartoffeln? Wie kommst du bitte da drauf?" Meine Lache war nicht zu überhören, ich fand das irre komisch. "Du hast echt einen witzigen Humor", sagte ich und stand auf. "Lass mich", sagte sie lachend und darauf:"Ich an deiner Stelle würde mich beeilen. In 10min fängt der Unterricht an und du hast dich nicht einmal gewaschen." Das ließ ich mir nur einmal sagen. Am ersten Tag zu spät zu kommen, war nicht gerade die Vorstellung die ich hatte um gut aufzufallen. Schnell rannte ich in das kleine Bad, wusch mir das Gesicht, putzte mir die Zähne und rannte wieder raus. Schnell schlüpfte ich in meine Uniform rein und ging mit Clara zum Unterricht. Erste Stunde Mathe. Na toll.

Es ist nicht so, dass ich Mathe schon hasste, nein. Es kam noch schlimmer, denn der einzig freie Platz war neben Lukas. Ich sah ihn an und merkte wie ich ihn hasste. Er war genau das, wovor ich immer Albträume hatte und jetzt musste ich auch noch neben ihm sitzen. "Hey süße, alles klar bei dir?" Was fällt ihm ein mich so zu nennen? Da ich nicht mit ihm reden wollte und einfach nur diese Stunde überstehen, beachtete ich ihn kein Stück, was ihn ziemlich aufregte. "Ich rede mit dir. Ich bin nicht mal gemein zu dir, warum bist du gemein zu mir?", flüsterte Lukas mir ins Ohr. Mich kotzt es an, dass er so ein Perversling ist. Immer noch würdigte ich ihm kein Blick und versuchte dem Unterricht zu folgen. Doch er lässt einfach nicht locker. Er fing an mir in den Bauch zu piksen und seltsame Tiergeräusche von sich zu geben. Diesmal schaute ich ihn an. Entsetzt. "Lass das", ermahnte ich ihn. "Sonst was?", bohrte er provozierend. Darauf erwiderte ich nichts, stand auf und ging aus dem Unterricht, als er zur Pause klingelte.

Solange wir schweigenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt