Lamm und Löwe

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Miley

Erleichtert sank ich mich auf das Feder weiche Bett. Es erinnerte mich an mein zuhause, an die Tage, an denen ich bei meinen Eltern war und ich mich abends in dem kuscheligem Bett zu nichte machte. Sowas passierte nicht oft, meine Eltern waren ja immer unterwegs.

Mit dem Rücken auf dem Bett starrte ich die Decke an und lächelte. Die Party verlief gut, es sind hunderte Menschen gekommen und die Stimmung, die Musik waren einfach fabelhaft. Ich schloss meine Augen und wartete gespannt darauf, mit welcher großen Überraschung mich meine besten Freunde überraschen wollen. Ich hatte wirklich keine Ahnung was mich erwartet, weil ich wusste, dass die Mädchen mir was schenken würden, was ich auch nicht erwarte werde.

Ein leises Klopfen an der Tür löste die Stille und wurde von einem leisen quietschen begleitet. Ich richtete mich auf und schaute sitzend auf den Mann, der gerade ins Zimmer kam. Ich kannte ihn nicht und er war auch nicht eingeladen. Verwirrt schaute ich mich um und kam zu dem Entschluss, dass er bestimmt mit einem Mädchen hier schlafen wollte, doch er schloss hinter sich die Tür. Ich betrachtete ihn. Air Max, eine total enge schwarze LaTeX Hose mit Riemen dran, sowie eine ebenso schwarze Lederjacke. "Entschuldigung, aber hier ist gerade besetzt. Es wird nicht lange dauern, dann können Sie-", mitten im Satz unterbrach ich. Verwirrend betrachtete ich den Fremden, der langsam, aber mit großen Schritten auf mich zu kam. In seinem Blick erkannte ich Begierde, Begierde nach..nach mir. Mit einer Hand schwang er die Riemen, die an seiner Hose waren. Oh nein. Gleichzeitig rückte ich immer mehr nach hinten, bis ich die Wand spürte. Ich hatte angst, in Sekunden durchsuchte ich den Raum nach Fluchtmöglichkeiten, doch der einzige Ausgang war die Tür und da würde er mich schnappen, obwohl, wenn ich schnell genug renne, braucht er erst ein paar Sekunden um zu begreifen, ehe er mir hinterher rennt. Offenbar bemerkte er meine zögernde Reaktion und blieb ohne zu zögern stehen. Seine Mimik änderte sich von Begierde zu Mitleid. "Tut mir leid, offenbar bist du nicht informiert worden. Ich bin ein Stripper, deine Freundinnen haben mich arrangiert. Sie sagten, ich bin dein Geburtstagsgeschenk." Perplex schaute ich ihn an, sagte er die Wahrheit? "Amelia war total überzeugt davon, dass es dir gefallen würde. Ich wollte dich nicht erschrecken. Tut mir leid" Er wartete auf meine Reaktion. "Oh", kam dann von mir und: "dann fang mal an", sagte ich darauf. Ich legte meine Beine über kreuz, freute mich und beobachtete ihn neugierig. Eine private Stripeinlage, das war gar nicht mal so schlecht.

Amelia

Mir kam es so vor, als hätten wir Stunden getanzt. Mit einem Gefühl, dass uns alle beobachten, weil wir so gut tanzten. Für mich blieb die Zeit für einen kurzen Moment stehen. Ich blickte ihm in seine Augen, diese wunderschönen Augen. Wie sehr hatte ich sie vermisst. Ich musste lächeln und er genauso, was er wohl gerade dachte? Mit viel Schwung drehte er mich und wieder und wieder und wieder. Das Gleichgewicht geriet aus den Fugen und in dem Moment blieb die Zeit noch einmal stehen. Er hielt mich fest, damit ich nicht falle, ganz nah, sodass ich ihn riechen konnte, diesen wunderbaren Duft. Seine Augen, ihr war so fasziniert von seinen Augen, dass ich nicht eine mal merkte, wie ich meine Augen schloss und seinen Kuss erwiderte. Erst zärtlich und sanft und dann wild und entschlossen. Ich küsse mit der gleichen Begierde zurück, so als hätte man sich Jahre nicht gesehen, so als hätte man sich noch nie vorher geküsst. Ich wollte nicht aufhören, als er zögernd seine Lippen von meinen nahm, ich suchte seinen Lippen nach, doch sie waren zu weit weg. Er ging ein Schritt zurück. Ich wagte es nicht meine Augen zu öffnen, denn ich spürte seinen Blick auf mir brennen. Ich wollte diesen Augenblick noch eine Sekunde genießen. Ich durchdachte mir, wie er mich den gerade anschaute. Lächelte er? Oder schaute er mich voller Lust an? Neugierig öffnete ich meine Augen, aber keins von den beiden Vorstellungen traf zu, denn er war verschwunden. Verschwunden in der Menge, in der Dunkelheit. Und um mich herum fremde, besoffene, tanzende Menschen, niemanden, den ich kannte.Ich

Ich spürte wie die Uhr anfing weiter zu ticken, als wäre die Zeit nie still gewesen.

Ich drehte mich nicht um, ich suchte nicht nach ihm. Ich wusste er war weg, von der Bildfläche verschwunden und er wartete nur darauf, dass ich ihn suche, doch diese Genugtuung gönne ich ihm nicht. Nichts hatte sich an ihm verändert. Er war ein Feigling, welches mit mir spielen wollte, doch ich werde dieses Spiel gewinnen, ob er will oder nicht. Ich werde ihn vernichten, dann sind alle meine Sorgen weg. Ein freies Leben werde ich führen, ohne ihn.

Ich marschierte durch die Tanzfläche auf der Suche nach Sima und Klara, doch fand ich jemanden anderes, jemanden den ich hier auf keinen Fall sehen wollte. Lukas. Und als wäre das nicht schon schlimm genug, lief er lachend mit Logen aus dem Raum raus und sie verließen gemeinsam das Gelände. Lachend wie gesagt. Wahrscheinlich lachend über mich, das dumme, kleine, hilflose Lamm, welches für einen kurzen Moment dachte, sie würde das bekommen, wonach sie sich schon Wochen gesehnt hatte. Ich hatte doch nicht die geringste Chance gegen den großen, starken Löwen zu gewinnen. Ich war sein Opfer und zwar schon von Anfang an. Ich war ihm längst ausgeliefert, doch er spielte noch mit mir, jagte mich bis er keine Lust mehr hat zu spielen und mich dann auffrisst, bis nichts mehr von mir übrig ist. Und ich spielte dieses Spiel perfekt mit, denn ich lief und lief und lief, doch der Löwe ist schneller.

Solange wir schweigenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt