Überwältigt von Gefühlen

3.5K 115 2
                                    

Ich zog mich so schnell ich konnte an. Ich hatte das Gefühl, dass es langsam in die richtige Richtung ging. Ich lächelte mich im Spiegel an. War doch gar nicht so schlimm. Ich kemmte mir in Windeseile die Haare und ging nach draußen. Logen stand, wie erhofft, vor der Tür. "Hi, alles okay bei dir?", er lächelte, als er das sagte. Ich nickte stumm und ging einen kleinen Schritt auf ihn zu. "Also, wollen wir in die Aula gehen und dort reden? Dort ist es um einiges ruhiger." Ein Schauer durchlief meinen Körper. "Ins Apartment 666?" fragte ich schockiert? Ich erinnerte mich nur noch schwach an diesen Raum, doch ich wusste das es mir Angst ein jagt. Er lachte auf, es war ein aufrichtiges  und ehrliches  Lachen. "Nein Amelia, wir setzen uns da einfach auf eine Bank und reden. Wir gehen nicht in das Apartment." Ich spürte, wie mein Körper sich beruhigte. Eine Last ist von mir gefallen. "Gut, gehen wir."

Stillschweigend saßen wir nebeneinander. Keiner von uns traute sich etwas zu sagen. Ich dachte darüber nach, wie das alles passieren konnte, wie ich eigentlich hier gelandet bin. An meinen kleinen Burder musste ich denken, war er der Grund? Weil ich mich immer mit ihm gestritten hatte? Vielleicht ist es ja nur Einbildung, aber ich denke ich habe mich verändert. Der Grund und Zweck dafür, dass ich hier bin hat sich erfüllt. Ich kann also wieder zurück, zurück zu meiner Familie. Nur schwer konnte ich mir vorstellen,  wie es wäre, wieder bei ihr zu sein. Von der mürrischen, einsamen und launischen Amelia ist nichts mehr zu sehen, oder doch? Vielleicht bin ich in Wahrheit genau so geblieben und möchte es nur nicht wahrhaben.
Ich schaute Logen an. Sein wunderschönes Haar glitt über sein Ohr. "Wann warst du das letzte Mal beim Friseur?", fragte ich belustigt über die Tatsache, dass ich sein Ohr kaum erkennen konnte. "Es ist das erste Mal seit langem, dass ich dich wieder lachen sah. Da ist es doch wert sich einige Wochen nicht die Haare zu scheiden!" Ein zuckersüßes Lächeln umgab seine Lippen. Ich wusste nicht, wie ich das eigentlich ohne dieses Lächeln aushalte. "Einige Wochen? Wohl eher ein paar Monate." Er lächelte wieder doch dann wurde er ernst. Er runzelte die Stirn und schaute mich eine Weile lang an. "Okay Amelia, ich werde dir jetzt eine ganz ernste Frage stellen." Ich bewunderte, dass er mich anstarren konnte ohne zu blinzeln. Mir blieb der Atem weg, er ist so heiß, wenn er so ernst ist. Ich nickte kaum merklich, doch wohl genug um ihm eine Antwort zu geben. "Okay, diese Frage wird mir jetzt echt schwer fallen... aber, willst du...", er kann mir jetzt unmöglich einen Heiratsantrag machen. Er nahm meine beiden Hände in seine und schaute mir tief in die Augen beim Reden. Nein, ich bin noch nicht bereit zum Heiraten! Ich hatte ja noch nicht einmal Sex und ich bin nicht mal Katholisch! "... mir die Haare schneiden?", beendete er seinen Satz. Eine Last fiel von mir und ich fühlte mich erleichtert, doch auf der anderen Seite enttäuscht. "Alles okay?", fragte er noch einmal nach, als ich nicht antworte.  "Ja, tut mir leid. Klar, warum nicht ich hab das nur noch nie getan." Ich lachte wieder und grinste ihn an. Was für ein wundervoller Mann! "Du hast was anderes erwartet, stimmts?" Ach wenn er wüsste.

Ich war mit ihm im Badezimmer. In meiner Hand eine Kinderbastelschere in Pink. Das kann nur schief gehen. "Bist du dir sicher, dass ich das wirklich machen soll?" Er lachte auf. "Ja, aber sei ganz vorsichtig und schneide langsam." Ich versuchte mich ganz in meine Rolle hineinzuversetzen. Ich liebte ihn dafür, dass er mich von der grausamen Tat ablenkte, die ich vorhin getan habe. Und auch, weil er mich bezüglich der peinlichen Tat nicht ausfragte. Ich nahm die Stumpfe Schere, die definitiv seine Haare zerstören wird und fing behutsam an die Spitzen zu schneiden, ehe ich fragte: "Wie hättest du es denn gerne?" Mit einer Bürste bürstete ich seine Haare zurück. "Hart und sexy", antwortete er mir sofort entgegen. Ich wurde rot. Er mochte es hart... und ich hatte noch nicht einmal... okay Amelia, er hat definitiv nicht von Sex gesprochen! Warum denkst du überhaupt daran? Ich dachte du willst eine ewige Jungfrau bleiben? Meine innere Königin protestierte. "Was hast du gesagt?", fragte ich nochmal. "Hart und sexy", wiederholte er. Ich hab mich also nicht verhört. "Nun ich weiß nicht ganz genau was du meinst", gab ich kleinlaut wieder. Er drehte mich zu mir um, sah mir in die Augen und sagte: "Natürlich weißt du was ich meine." Dabei kam er immer näher an mich herran und küsste mich sanft. Ein kribbeln durchfloss meinen Körper und ein Gefühl aus Triumph und Schüchternheit spiegelte sich in meinem Kopf wieder. Ich hatte recht, er bezog es auf Sex! Er will mit mir schlafen, oh mein Gott! Panik durchlief mich. Etwa in diesem Apratment 666? Langsam löste er sich von dem Kuss. "Ich meine damit, dass ich total männlich aussehen will, ein richtig harter Kerl und auch total sexy aussehen will. Kriegst du das hin?" Er drehte sich wieder um. Doch kein Sex, ein Glück.

Als ich fertig war, sah ich in zufrieden an. "Und, wie findest du es? Ist mir ziemlich gelungen, nicht?"
"Naja, also kürzer sind sie auf jeden Fall." Er strich sich mit den Händen durch die Haare. "Es ist jetzt nicht hart und sexy, aber dafür sehe ich nicht mehr aus wie ein Clown." Er drehte sich wieder um, drückte mich gegen die Wand und sagte: "Danke, aber dass ist nicht so schlimm", er küsste mich sanft, "denn du bist sexy, das reicht mir und hart können wir es ja machen." Er drückte mir einen weiteren wilden Kuss auf den Mund. Mit einer Hand drückte er mich gegen die Wand, sodass ich mich nicht währen konnte und mit der anderen glitt er langsam meinen Körper runter bis er an meinem Arsch landete. Er meinte doch Sex. Wild entschlossen ihm nicht das zu geben, was er von mir verlangte, küsste ich mit gleicher Intensivität zurück. Ich genoss diesen Moment der Aufmerksamkeit, diesen wunderbaren Moment von seinem Verlangen. 
"Stop", schrie ich gepresst hervor. Sofort entfernte er sich von mir. Drei Meter von mir schaute er mich entsetzt an. Entsetzt von mir oder von ihm? Ich wusste, dass es das richtige war. Selbst wenn ich Logen verlieren sollte, das war es wert.  "Tut mir leid Amelia, ich hab die Kontrolle verloren. Das wird nicht wieder vorkommen." Ich nickte. Auf den Boden gerichtet sagte ich schließlich: "Wir wollten es gerade mit uns versuchen. Wir beide wollen, dass es klappt. Da sollten wir nichts überstürzen."

Solange wir schweigenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt