Ich träumte von Liebe in dieser Nacht, von Logen. Ich träumte von Schönheit, Perfektion. Die Schönheit und Perfektion von Liebe.Dies war allerdings nicht das einzige, wovon ich träumte. Ich träumte von Aggression und Leichtsinnigkeit. Ich träumte von Miley. Ich träumte von Apartment 666. Aber der entschiedene Punkt war, nicht was genau dieser Traum beinhaltetet, sondern was er verkörpert. Mein Leben.
Also saß ich vor dem Sekretariat und dachte über meinen Traum nach, während sich vor mir eine Schlange gebildet hatte. Jeder wollte was von der Sekretärin, doch sie war alleine. Ich hatte es sowieso nicht eilig, weshalb ich einfach jeden vorließ, der eigentlich nach mir dran kommen würde. Bis irgendwann die Sekretärin meinen Namen rief, damit ich endlich zu ihr kam. „Sie sollten doch vor der ersten Stunde erscheinen." Sie schaute mich ein wenig beschämt an, als hätte ich irgendein Verbrechen begangen. „Das war ich, mir kam es nur vor, als wollten alle anderen etwas wichtigeres von Ihnen, weswegen ich sie einfach vorgelassen habe." Sie lächelte mich an. „Das ist sehr großzügig von Ihnen Amelia. Das nächste Mal lassen sie keinen vor." Sie gab mir meinen Termin, der auf einer winzigen Karteikarte steht und eine Bescheinigung, dass ich nicht den Unterricht geschwänzt, sondern hier im Sekretariat einen Termin hatte. „So, heute um 16:15Uhr ist Ihr Termin bei Dr. Reself. Sie wissen wo ihr Büro ist?" Irgendwas mochte ich an der Sekretärin nicht. Sie schaute mich andauernd bemitleidend an, sie dachte bestimmt ich sei verrückt. „Nein, weiß ich nicht." Wieder lächelte sie so bemitleidend. Meine Geduld gelangte langsam zum Ende. „Bei den Krankenzimmern links den Gang runter und dann links in den Flur. Die erste Tür rechts. Wo das Krankenzimmer ist wissen Sie ja." Sagte sie in einem Tone.
Im Unterricht dachte ich darüber nach, was ich gestern erfahren habe. Nichts. Die Information, dass Kay sie nicht entführt hat, brachte mich nicht weiter. Sie tat mir leid wie nie zuvor und meine Schuldgefühle wurden immer größer, immerhin war es meine Idee.
Mein Blick wanderte durch die Klasse und bemerkte, wie alle aufmerksam dem Lehrer zuhörten, während ich nicht einmal wusste, was wir für ein Fach hatten. Meine Gedanken kreisen um Miley und ich konnte nicht anders, als einfach versuchen abzuschalten. Wie heraufbeschworen bekam ich tierische Kopfschmerzen. Meine Hände umfassten meinen Kopf und mit aller Kraft versuchte ich mein Hirn zu zerquetschen, in der Hoffnung, dass alles vorbei ging. Dass das alles ein Ende hat.
Ich musste an meine Mutter denken, wie sie mich früher immer gepflegt hatte. Ich war ein liebes Kind, welches alles tat, was ihre Mutter einen aufgetragen hatte, doch als mein kleiner Bruder geboren wurde, wurde ich zur Rebellin und dennoch hatte sie mich gepflegt, als ich krank war. Ich erinnerte mich, als ich 40°C Fieber hatte und ich sie darum bat mir eine Suppe zu kochen. Ich erinnerte mich an ihren Blick, der mir sagte ich soll einfach ins Gras beißen. Sie lächelte immer, doch tief in ihr wusste die, dass ich wusste, was sie dachte. Ich denke, dass das Internat mir geholfen hatte mich wieder normal zu verhalten. Ich liebte meine Mutter und auch meinen Bruder. Doch ich konnte zu niemanden, ich war gefangen in einer kleinen Welt, die drohte zu zerspringen.
Nach der Schule war ich mit Logen verabredet. Wir saßen draußen auf dem Schulhof, mein Kopf auf seiner Schulter. Gedankenverloren schaute ich gerade aus in das Nichts. Er tat es mir gleich, irgendwas beschäftigte ihn. „Was ist los?", fragte ich nach minutenlangem Schweigen. Ein kleines Lächeln huschte über seine Lippen, doch ich erkannte keine Freude hinter seinen Augen. Behutsam legte er seine Hand auf meine Wange und dann küsste er mich. Ich wurde noch nie so geküsst. Er zeigte mir seine Trauer, seine Sehnsüchte und seine Angst. Das gleiche zeigte ich ihm auch. Es war wie ein Schrei, seine ganze Wut rauszulassen. Wie ein Kampf seine ganze Kraft in diesen einen Schlag zu investieren und zu guter Letzt zu weinen, ohne auch nur eine Träne zu vergießen.
Langsam entfernte er sich wieder von mir und schaute wieder in die Welt hinaus, während ich ihn beobachtete, seine Hand nahm und sagte: „Ich weiß, so fühle ich mich auch gerade." Da huschte ein richtiges Lächeln über seine Lippen, welches danke sagte.
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Solange wir schweigen
Mystery / ThrillerAls die 18 jährige Amelia auf ein Internat geht, bekommt sie einen Schock, denn sie begreift, dass es kein normales Internat ist. Neben den merkwürdigen Dingen, die das Internat verheimlicht, kümmert sie noch etwas anderes. Logen. Unwiderstehlich ve...