Kein Termin

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Ich saß nur auf meinem Bett und sagte nichts. Ich wollte nichts hören, nichts essen, nichts riechen, nichts sehen und nichts sagen. Ich wollte nicht einmal da auf meinem Bett rumhocken und nichts tun. Es war wortwörtlich nichts, denn ich starrte nur die Wand an und Sima und Clara mich.
Sie hatten bereits versucht mit mir zu reden, doch als sie merkten wie zwecklos dies war, haben sie es aufgegeben. Sie wussten, dass ich gerade bei Logen war und ich kann mir vorstellen, dass sie dachten, dass ich mich von ihm getrennt habe, aber das habe ich ja nicht. Oder doch? Ich wollte Logen nicht verlieren, aber momentan habe ich am wenigsten Lust auf ihn!

Lukas und Logen. Logen und Lukas. Irgendwie war was falsch an diesen beiden Komponeten. Wie konnten sie Brüder sein? Wie konnte ich so eine zentrale und fundamentale Information einfach so übersehen? Oder wollte ich sie nicht sehen und habe sie verdrängt?
Egal was es war, Logen hätte es mir sagen sollen. Ich dachte an die vielen Male, als sie sich so seltsam benommen hatten. Erst waren sie Feinde, dann wie beste Freunde, so wie Geschwister eben nun waren. Sie waren selbst auf dem gleichen Zimmer. Und der Nachname ist doch auch-, moment mal, ich weiß gar nicht, wie die beiden mit Nachnamen heißen. Also entweder ist das Zufall, oder die beiden haben es mit Absicht verschwiegen. Ich muss unbedingt herausfinden, wie die beiden mit Nachnamen heißen.

Lukas wollte es mir sagen, dass weiß ich. Andauernt hab ich ihn gefragt, was zwischen den beiden los sei und er meinte nur, dass er mir das zu gerne erzählen würde, aber dass Logen das machen muss. Vielleicht war es auch richtig so, ich weiß nähmlich nicht, was ich dann getan hätte. Ich hätte ihm vielleicht gar nicht geglaubt oder ihn geschlagen. Ich glaube aber eher, dass ich Logen verprügelt hätte. Sofort musste ich an Dr. Reself denken. Ich denke total Gewaltätig, sollte ich ihr vielleicht von meinen Gefühlen berichten? Ich beschloss, dass ich später darüber nachdenken würde.

Irgendwann fing ich wieder an zu weinen. Ich konnte es einfach nicht unterdrücken, doch ich wunderte mich, dass ich überhaupt weinte, denn eigentlich war es jetzt nicht der Weltuntergang, allerdings kann ich einfach nicht anders. Ich finde das wirklich scheiße.
Das ist einfach so eine Sache, die man hätte einfach so sagen können. Wie oft haben wir uns schon Verabredet? Ich meine dieser Punkt, der verändert einfach alles. Clara und Sima umarmten mich beide und versuchten mich zu trösten. Die eine hielt mich fest im Arm, die andere hielt meine Hand und sagte mir nervende Worte zu wie: "Wird schon alles wieder gut." Woher will sie dass den wissen, ob alles gut werden wird? Sie kann schließlich nicht hellsehen.

Ich wollte nicht den ganzen Tag Trübsal blasen und beschloss mit Clara und Sima zum Abendessen zu gehen. Ich wählte ein einfachen Salat mit ein wenig Reis. Ich hatte keinen besonders großen Hunger, also saß ich einfach nur da und stochelte in meinem Teller rum. "Iss doch was", flüsterte mir Sima zu und ich tat was sie von mir verlangte.

Als ich mich auf den Weg machen wollte, hatte ich ein Déjà-vu. Ich bin bereits einige Schritte zu dem Ausgang gegangen, als es mich packte. Ich war mir sicher, dass ich das schon mal erlebt hatte.
Lukas läuft neben Logen her, auf dem Weg in die Cafeteria. Ich blieb reflexartig stehen und in meinem Herzen fühlte ich ein Stechen, es tat so weh ihn hier zu sehen. Er schaute mich an, als würde er auf mich zugehen und tief in mir hoffte ich, dass er auf  mich zugeht, doch es war nicht so. Sein Blick enttäuscht aus. Warum war er denn enttäuscht? Er hatte doch schuld, doch vielleicht war er ja einfach schlicht und ergreifend von ihm selber enttäuscht. Ich spürte die Hand von Clara auf meiner Schulter, die mich ein wenig beruhigte. Lukas schaute kurz zu mir auf, als Logen ihn dann aber böse anschaute, schaute er wieder weg.  Sein Blick war eher bemitleidend. Und dann ohne auch nur mit der Wimper zu zucken, ohne mich dabei anzugucken, ging Logen einfach an mir vorbei und ignorierte mich.
Es war, als würde gerade der Boden unter meinen Füßen verschwinden. Ich konnte nicht mehr stehen und hielt mich an Clara fest. "Bleib stark Amilea, er soll dich nicht so sehen. Zeig ihm die kalte Schulter!" Und ich tat, was sie sagte. Wir gingen, doch kurz bevor wir den Raum verließen, drehte ich mich noch einmal zu ihm um. Neben ihn saß eine Wasserstoffblode Tusse, die ausgiebig über seine Witze lachte. Arschloch.

Solange wir schweigenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt