Nackte Blicke

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Ich starrte auf die Tür, durch die eben noch Logen gegangen ist. Ich konnte nicht glauben, was gerade passiert ist und das schlimmste ist, es scherte mich nicht. Ein Teil von mir war irgendwie traurig, dass nichts aus mir und Logen wird, aber was soll ich den mit einem Kerl, der selbst nicht weiß, was er mit mir anfangen soll? Ich ging auf mein Bett zu und legte mich so hin, dass es bequem ist. Aber in einer Sache hatte Logen recht, ich war wie er. Die ganze Zeit wollte ich mit ihm zusammen sein, doch jetzt, nachdem ich von ihm geschlagen wurde, will ich das gar nicht mehr, selbst wenn ich jetzt die Möglichkeit dazu habe. Irgendwann merkte ich, dass ich mich die ganze Zeit rechtfertige. Ich hab das gar nicht nötig, sagte ich mir. Irgendwann schlief ich ein.

Ein Ticken war hinter mir und es wurde immer lauter. Ich lief und lief, doch das Ticken holte mich ein. Der Asphalt sah so verführerisch aus, doch ich konnte einfach nicht aufgeben und mich hinlegen, das Ticken durfte mich nicht einholen, also rannte ich weiter. Das Ticken dröhnte in meinen Ohren, bis ich aufschreckte und wach war. Ich saß aufrecht in meinem Bett, mein Handy leuchtet. Ich nahm es in die Hand und betrachtete den Bildschirm. „Fünf verpasste Anrufe. Wer ist das?" In diesem Moment klingelte das Handy noch einmal. Ich erkannte es wieder, es war das Ticken aus meinem Traum. Ich ging ran, mit einer riesigen Angst im Nacken.

„Amelia, wie schön von dir zu hören", sagte diese widerliche Stimme am anderen Ende der Leitung. Ein Schauer durchlief mich, als ich begriff, dass ich tat, um was er mich bat.

„Du hast meinen Auftrag erfolgreich ausgeführt, gratuliere. Wie fühlt sich dieser Erfolg für dich an?" Ich war Schockiert, das war doch kein Erfolg! Eher ein Enttäuschung von mir selbst.

„Super, danke der Nachfrage", sagte ich mit voller Ironie, dass selbst ein Tauber die Ironie raus hören konnte. Ich wollte schließlich nicht, dass dieser komische Type auch noch denkt, mir würde das gefallen. „Das ist doch schön", sagt er, als hätte er meine Ironie nicht gehört. „Und da es so schön war, können wir gleich mit der nächsten Aufgabe starten, habe ich recht?" Ich schaute grimmig die Wand an. Ich hasse ihn. „Lieber würde ich Nackt durch die ganze Schule rennen", gab ich zurück. Ich feierte meine gut gewählten Worte. Innerlich musste ich kichern, weil ich es diesem ekligen gezeigt habe, was Sache ist. Am anderen Ende hörte ich ebenfalls ein Lachen, jetzt fühlte ich mich nicht mehr so stark. Ich wollte gar nicht wissen, was dieses Widerling dachte, also beschloss ich einfach aufzulegen. Ich war nur noch wenige Millimeter von der Taste entfernt als ich hörte: „Das würde ich an deiner Stelle lassen." Sofort legte ich das Telefon wieder an mein Ohr. Woher wusste er Bescheid? Sind hier irgendwo Kameras? Ich schaute mich ängstlich um. „Meine liebe Amelia, ich an deiner Stelle würde vorsichtiger damit umgehen, was ich mir wünsche. Ich hatte eigentlich was ganz anders im Kopf, aber wenn du mich schon so darum bittest. Dein nächster Auftrag wird sein, dass du Nackt durch die Schule rennst. Na, freust du dich? Dein Wunsch geht in Erfüllung. Du hast 10min Zeit dich darauf vorzubereiten und dich auszuziehen. Genau in 10 min gehst du raus. Zuerst gehst du durch die Aula, dann gehst du den Flur entlang, bis du in die Mensa gehst. Du musst dich dort mindestens fünf Minuten dort aufhalten." Ich konnte nicht atmen. Das ist wohl nicht sein Ernst? „Du perverses Schwein", schrie ich in das Telefon. „Das werde ich nicht tun!" Ich hörte ein Rauschen, als würde er sich bewegen. Dann hörte ich sie, Miley. „Amelia, Amelia. Wo bin ich? Hilf mir Amelia!" Dann hörte ich einen Schlag. Es schmerzt mich mehr, als der Schlag von Logen. Dann war der Mann wieder am Telefon. „Das war dafür, dass du mich beleidigen wolltest. Du hast noch acht Minuten." Er legte auf und ich hatte eine Last zu tragen, die viel zu schwer war.

Sofort ohne noch einen an die Kameras zu verschwenden, stand ich auch und betrachtete mich im Spiegel. Ich war noch immer die gleiche Amelia, doch eins hatte sich verändert. Ich bin naiv geworden, sehr naiv. Die Uhr tickt, es ging nicht aus meinem Ohr. Es gleicht sich dem Klingeln, meines Traumes an und des meines Handys und wurde zu einer Uhr die mich daran erinnerte, was ich machen musste. Das Schwein hat mir eine klare Warnung gegeben. Wenn ich nicht tue was ich sage, wird Miley nicht nur geschlagen... Es ist alles meine Schuld, sagte ich mir. Ich hätte nicht diesen scheiß Stripper engagieren sollen. Da fiel es mir ein. An einem Schlag wusste ich, wer Miley entführt hatte. Ich dachte daran, wie überrascht sie war. Ich dachte an das Gespräch mit Logen. Wie gut er tanzen konnte. Wie sehr ich ihn begehre. Meine innere Prinzessin demonstrierte. Amelia, du begehrst ihn nicht mehr! Merk dir das, der Typ ist ein Schläger. Denk doch mal an den Raum, den er dir gezeigt hat.

Solange wir schweigenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt