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Natürlich wusste das noch niemand.
Und wenn es nach mir ging , würde es auch niemals jemand erfahren.
Schließlich hatte ich ihn nicht umgebracht.
Nachdem es eine Minute lang still gewesen war , löste sich die Schülermenge langsam auf.
Mir lief kalter Schweiß den Rücken runter und ich kam nicht umhin , als mich zu fragen: wo war nur mein normales Leben geblieben?
Vor vielleicht einem Monat , war alles noch normal gewesen.
Jetzt stand ich schon unter Mordverdacht.
Zwei Wochen an dieser Schule hatten mich an meine Grenzen getrieben.
Nein...schon davor war ich an meine Grenzen gestoßen.
Als ich einen Mann auf einem Spielplatz in die Luft gesprengt hatte.
Als ich das halbe Schulegebäude zerstört hatte.
Das "Wiedersehen" mit Großvater.
Der "Sprung" von der Klippe.
Meine Begegnungen mit diesen Kreaturen.
Das alles hatte mich bereits an meine Grenzen getrieben.
Und bald würde diese Grenze nicht mehr existieren.
Denn sie wird ebenfalls zerstört sein.
Fragt sich , was dann noch von mir übrig bleiben wird.
"Halloooo. Erde an Cassandra."
Ich zuckte zusammen.
"Ja..."
"Meine Fresse. Ist alles in Ordnung mit dir?"
Mylo und Kora waren inzwischen wieder zu uns gestoßen , obwohl ich mich nicht vom Fleck gerührt hatte.
Mylo streckte die Hand aus und fühlte meine Stirn.
"Du bist Schweißnass" , rief er erschrocken.
"Ich schätze , dass war das erste mal für sie , eine Leiche zu sehen."
Wir alle fuhren erschrocken herum und blickten in das dunkle Gesicht von Roman Osborne.
Obwohl seine Haut eher bronzefarben war.
Er ließ kurz seine grell weißen Zähne aufblitzen und neigte den Kopf zur Seite.
"Ist doch so , oder?"
Die Paar Schüler , die sich noch in der Eingangshalle herum drückten , blieben stehen und spitzen neugierig die Ohren.
Es dauerte einige Momente , bis ich mich wieder der Sprach bemächtigte.
"Äh..ja..."
Nicht gerade sehr konservativ.
"Nun , es gibt für alles ein erstes mal....nicht wahr?"
Seine Pechschwarzen Augen bohrten sich in meine.
Man konnte noch nicht einmal die Pupille erkennen. Unheimlich.
Noch unheimlicher war es , dass er seinen Blick nicht eine Sekunde von mir abwendete.
Es war , als warte er nur darauf, das ich als erste einknickete.
Warst du es?
Diese Frage schlug mich wie eine Faust in den Magen.
Hatte er etwa einen Verdacht?
O bei den...was wenn er wirklich wusste das...vielleicht sollte ich einfach gestehen. Immerhin war ich es nicht. Ich würde zwar immensen Ärger wegen unbefugtem betreten der Bibliothek bekommen , aber damit wäre ich aus dem Schneider und sie könnten sich auf den wahren Mörder konzentrieren.
Doch was war dann mit Ignis?
Würde er nicht auch Ärger bekommen?
Immerhin hatte er mir geholfen.
Meine Knie fingen an zu zittern.
"Was ist den? Du zitterst ja ganz schön."
Romans Stimme war dunkel und weich.
Er wusste das ich gleich auspacken würde.
"Sieht denn hier niemand , dass sie gleich in Ohnmacht fällt , wenn sie weiterhin in der Nähe dieser Leiche bleibt."
Die ganze Halle hielt den Atem an.
Sogar die von der LEX blieben wie erstarrt stehen.
Alle wendeten ihre Köpfe Richtung Treppe , die zum ersten Stock führte.
Die Eingangshalle war groß und zwischen uns und der Treppe lag ja noch ein Brunnen , aber alle , so schien es , hatten die Worte gerade klar und deutlich verstanden.
Obwohl der Sprecher an dem obersten Absatz der Treppe stand.
U

nd alle schienen ihn auch zu erkennen und nahmen darauf hin sofort Haltung an (selbst die vom LEX)!
Gemächlich kam Ignis die Treppe hinunter.
Ein Wink mit der Hand und die noch herumstehenden Schüler , außer uns Fünf plus Roman , machten sich aus dem Staub.
"Ignis." Roman schien der einzige zu sein , der nicht einen Stock verschluckt hatte.
Er ging Ignis entgegen und die beiden tauschten einen komischen Handschlag miteinander aus.
Die beiden mussten ziemlich gute Freunde sein.
"Müsstest du nicht bei deinem alten Herren sein? Soweit ich weiß wollte er doch einen Videoanruf machen."
"Verschoben" , war alles , was Ignis sagte.
Bis jetzt hatte er meinen Blick gemieden , jetzt aber blickte er kurz in meine Richtung.
Roman sah gut aus , keine Frage.
Aber neben Ignis ging er einfach unter.
Jetzt, beim Tageslicht und von der nähe , haute mich sein Aussehen noch mehr um.
Kora und Lyla konnten ebenfalls ein Quitschen nicht unterdrücken und ihre Wangen waren unnatürlich Rot.
Ich musste wohl eher wie eine Statue rüber kommen.
Versteinert versuchte ich meinen Blick auf etwas hinter Ignis zu fokussieren.
War er hier , um mich anzuschwärzen.
Niemand würde mir wohl wirklich glauben , dass er mir geholfen hatte.
"Du siehst nicht gut aus."
Mein Kopf ruckte zu Ignis.
Seine Augen durchbohrten mich förmlich.
"Bringt sie endlich mal jemand auf die Krankenstation."
Wie bitte?! Er reichte mir wieder seine Hand...
Doch diesmal hinterfragte ich es nicht. Jedenfalls nicht jetzt.
Und außerdem fühlte ich mich ja wirklich nicht gut.
Die Krankenschwestern konnten mir vielleicht etwas verschreiben, womit ich ohne Träume schlafen könnte.
Ich nickte und hielt mir den Kopf.
Ich spürte wie Kora besorgt einen Arm um meine Mitte schlang.
"Komm."
Wir wollten schon losgehen, doch Roman hielt uns zurück.
"Ich denke nicht..."
Ignis fiel ihm ins Wort.
"Ich denke sehr wohl, dass sie schnellstens auf die Krankenstation gebracht werden sollte. Geht."
Das letzte Wort sagte er mit so viel Nachdruck, dass mich nicht nur Kora , sondern auch Mylo und Lyla bis ins Krankenzimmer begleiteten.
"Gütiger Himmel ,Mädchen , du siehst aus als wärst du gerade von den Toten wiederauferstanden" ,rief die Schwester bei meinem Anblick erschrocken aus.
Sie stand auf und kam um einen mit Papierkram überquellenden Schreibtisch herum.
"Nein" , erwiderte Lyla humorlos. "Dafür aber den ersten Kontakt mit einem toten."
Das Gesicht der Schwester wurde bleich.
"Verstehe. Der gute Harrison..." , sie schluckte hart. "Komm her Mädchen. Ich gib dir etwas zur Beruhigung."
"Könnte ich mich vielleicht einfach ein bisschen hinlegen?" , fragte ich kleinlaut.
Die Schwester wirkte überrascht, nickte aber.
"Das dritte Zimmer ist frei liebes. Und ihr anderen geht schön wieder in den Unterricht."
"Wir sehen uns dann beim Abendessen."
Kora drückte mich kurz und die anderen beiden hoben die Hand.
Ich ging an der Schwester vorbei, die sich wieder an ihren Schreibtisch gesetzt hatte , und öffnete die Tür recht von ihr.
Diese führte mich in einen Korridor mit jeweils Zehn weiteren Türen.
Das erste mal , dass ich hier gewesen bin , war an meinem ersten Tag gewesen. Nach meiner Bekanntschaft mit dem Monster im See.
Dieser Raum sah genauso aus , wie der erste in dem ich gewesen war.
Vielleicht war es auch derselbe.
Ich zog die Schuhe aus und legte mich auf die Tadesdecke drauf.
Mir war zu warm , als das ich unter die Decke schlüpfte.
Ich zog meinen Blazer und meine Strumpfhose auch noch aus und streckte alle vier von mir.
Meine Augenlider flatterten , aber ich wollte einfach nicht einschlafen.
Ich schwitze am ganzen Körper und plötzlich sehnte ich mich nach einer kalten Dusche.
Kurzerhand öffnete ich die Knöpfe meiner Bluse und krämpelte die Ärmel hoch.
Vorsichtshalber legte ich mich mit dem Rücken zur Tür , wenn jemand kurz reinguckte , würde er nur meinen bekleideten Rücken sehen.

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