Sie lag da, als würde sie schlafen und nicht gerade um die Leben aller kämpfen, die sich in diesem Institut befanden. Sie lag da, als hätte sich nicht gerade einen Riss durch seine älteste Freundschaft gezogen. Er wagte nicht zu Ignis zu sehen, dessen pulsierendes Element alle auf einen mindest Abstand von dreißig Metern hielt. Stattdessen sah er der seltsam aufgelösten Wasserelementarin dabei zu, wie sie sich angeregt mit Maxiem unterhielt, der einzige Lehring des großen Wassermeisters Gallipoli. Ein Genie, welcher die Methode zum Entfernen von Krebszellen erfunden hat. Danach war er eine ganze Weile abgetaucht, bis er plötzlich als Lehrer, mit einem jungen Jungen an seiner Seite wieder aufgetaucht war.
Bis heute kannte man nichts genauere über Maxiems Herkunft, nichtmal er wusste genaueres, obwohl er bei den Elementen nach Informationen gesuchte hatte. Es war nicht schwer zu durchschauen, dass Maxiem Ignis als Rivalen sah und ihm ständig auf den Fersen zu kleben schien, sei es in seinen Schulischen Leistungen, bei politischen Zusammenkünften oder in der Demonstartion der Elemente. Natürlich hatte er Ignis nie das Wasser reichen können, doch es hätte zumindest nicht schaden können, etwas über ihn zu wissen, um Ignis im Notfall irgendwas hilfreiches geben zu können. Doch er war überall auf Sackgassen gestoßen.
Er kannte das Mädchen an Maxiems Seite nur vom Vornamen her, Katy, doch beide hatten ein auffälliges Interesse an der Halb-Elementarin. Ihre Blicke schienen förmlich an ihr zu kleben. Wer war sie?! Wieso lagen so viele Augen auf ihr!?
"Mr. Osborne?"
"Was", schnappte er automatisch, gerezeit, dass man ihn beim denken störte. Sein Blick wurde weicher, als er die Heilerin vor sich erkannte. Sie war Jung, kaum fünfzehn Jahre alt, aber sie war eine der talentiertesten, weshalb sie umgehend geweckt und zum Krankenflügel zitiert worden war.
Ignis Anblick hatte sie beinahe ohnmächtig vor Angst werden lassen, sie hatte es nicht verdient, dass er sie zusätzlich ängstigte, vor allem, da sie ein kleines Wunder vollbracht und die Halb-Elementarin trotz des hohen Blutverlustes und den inneren Verletzungen so gut wie neu instand gesetzt hatte.
Bemüht um einen netteren Ton setzte er zu einem neuen Versuch an. „Wie kann ich dir helfen?" Seine Bemühung schien Früchte zu tragen, ihre Schultern entspannten sich ein wenig, doch in der nächsten Sekunde verlor sie jegliche verbliebene Farbe in den Wangen und die Verspannung kehrte in ihrem vollen Ausmaß zurück.
„Wieso wacht sie nicht auf!" Die Stimme des Schülerratspräsidenten jagten ihm Schauer über den Rücken. Sie hatte zwar ihren manischen Zug abgelegt, doch die emotionslose Kälte, die an ihre Stelle getreten war, war nur ein wenig weniger schlimm.
„I...i...ich weiß es nicht, Sire." Das flackernde Licht der Gaslaternen mochten ihm im ersten Moment noch die Illusion gegeben haben, lediglich nicht richtig zu sehen, doch die Tränen auf dem Gesicht der Heilerin waren so echt wie seine Vorliebe für kurvige Tänzerinnen oder nachdenkliche Künstler.
Sein letzter Liebhaber war ein Bildhauer gewesen und hatte ihm die Feinheiten der Tränen auf dem Gesicht einer Frau näher gebracht. Er würde nicht sagen, dass er Emotionen gegenüber blind war, ihm fehlte lediglich das Feingefühl, sie manchmal voneinander zu unterscheiden. Insbesondere, wenn jemand weinte fühlte er sich ein wenig verloren.Doch das die Heilerin vor Terror weinte, konnte selbst eine Blinder mit einem kurzen Crashkurs in Emotionen durchschauen.
Obwohl Ignis sein Element inzwischen weitestgehend unter Kontrolle gebracht hatte, kräuselten sich seine Haarspitzen dennoch, als er sich zu dem Ohr des Feuer-Elementar hin beugte.„Du machst ihr Angst", teilte er seinem Freund taktvoll mit, doch Ignis hörte nicht zu. Sein Blick lag nicht überraschend auf der Halb-Elementarin, wie er es praktisch bereits den ganzen Abend und Morgen tat. Die Sonne war im Begriff aufzugehen, während sie alle draußen darauf gewartet hatten, dass die Heilerin fertig wurde. Selbst Ignis hatte sich zurückgehalten, aus Sorge die Konzentration der Heilerin zu stören, hat es sich dafür aber nicht nehmen lassen, die Tür von außen anzukohlen.
„Die Patienten sollte jetzt allein gelassen werden."
Überrascht drehte er den Kopf dem Mädchen, Katy erinnerte er sich, zu. Ihre Augen lagen ebenfalls auf dem Krankenbett, doch ihre Stimme war fest und absolut. In Ignis Gegenwart, noch dazu in seinem Gegenwärtigen Zustand, eine wirkliche Meisterleistung. Als niemand reagierte, riss sie ihren Blick los und lenkte ihn auf uns. Oder viel mehr auf Ignis. Er hatte das ungute Gefühl, sie wollte den Bullen direkt bei den Hörnern packen.„Das gilt ins Besondere für sie, Sire Ignis."
Ihm klappte die Kinnlade hinunter. War sie verrückt? Er sah zu Maxiem, in der Hoffnung, er würde sie aufhalten, aber in dessen Blick lag lediglich offene Verachtung für seinen Vorgesetzten. Waren sie beide Verrückt? Wenn sie von von der Lage der Halb-Elementrin in Kenntnis gesetzt wurden, mussten sie doch zumindest ein gewisses Bild der Geschehnisse mitbekommen haben.
Doch selbst Steine hätten mehr Vorsicht besessen.„Was Katy damit sagen will", kam es schließlich müde von Kallagri, er hatte die stellvertretende Direktorin noch nie so fertig erlebt, „ist das jede weitere Elementschwingung die noch arbeitende Heilmagie in Cassandras Körper stören könnte. Und da Feuer und Wasser sich gegenseitig abstoßen, ist bei Feuer-Elementaren besondere Vorsicht geboten."
Bis jetzt hatte Kallagri kein weiteres Wort mehr gesprochen, nicht, seit dem Ignis eine ihrer Schülerinnen in Flammen hatte aufgehen lassen. Sie musste wohl schon die ganze Zeit darüber nachdenken, wie sie das den Eltern des Mädchens beibringen sollte. Dafür, dass sie aber jetzt das Wort erhoben hatte, konnte auch Ignis sehen, dass das kein Spaß war. Theoretisch hatten sie das Ganze ja schon im Unterricht , während des „Wechselspiel der Elemente" gelernt, doch wer hatte in so einer Situation schon den Kopf dafür.
Er kratzte sich am Kopf, das plötzliche Bedürfnis unterdrückend, sich an den Haaren zu ziehen. „Ignis, ihr wird hier schon nichts passieren", sagte er, in der Hoffnung die Situation zu entschärfen. „Deine Familie ist berühmt für ihre Affinität zur Heilmagie." Das kam so unerwartet, dass er seinem Freund nur zunicken konnte. Seine Urgroßmutter war eine berühmte Heilerin gewesen, seitdem vertrugen sich die Erdschwingungen der Osborne Familie mit denen der Wasser-Heilungen. Niemand konnte genau sagen wieso, nur dass seine Familie, ähnlich wie bei einer Pflanze, dass Wasser der Heilung aufzog und ihre Wurzeln damit stärkte. So oder so ähnlich hatte es seine Mutter einmal erklärt.
„Gut, dann bleibst du hier."
Sein Kopf schoss bei diesen Worten hoch. Er musste sich verhört haben. „Was hast du gesagt?"
„Wir anderen gehen, aber dein Element wird nicht nur nicht stören, sondern im Besten Fall die Heilung beschleunigen."
Du hast sie wohl nicht mehr alle! Es lag ihm auf der Zunge. Er war schon im Begriff, es seinem Freund an den Kopf zu knallen, explosive Stimmung hin oder her, aber dann bemerkte er, wie der stolze Erbe des Weltimperiums seine Hände unauffällig an seiner Hose abwischte, als müsse er etwas an ihr abwischen. Er kannte diese Bewegungen. Als sie acht waren, hatte Ignis als Demonstration für seinen Vater ein Feld niedergebrannt, von dem es hieß, dass das Getreide an Rebellische Truppen zugespielt werden sollten. Die Bauern waren verängstigt und am Boden zerstört gewesen.Ignis war kein Mensch, der Grundlos nahm oder austeilte. Er glaubte nicht, dass er bereute das Mädchen in Brand gesteckt zu haben, doch er konnte sehen, dass er sich fragte, ob es nicht eine bessere Alternative gegeben hätte. Genau wie damals.
Er seufzte und rieb sich über den Hinterkopf, dieses Mal um den Drang zu unterdrücken, mit seinen Steinharten Muskeln zu versuchen seinen steinharten Schädel zu spalten.
„Dann bleib ich auch!", protestierte das Katy Mädchen, doch bevor Ignis verneinend einschreiten musste, wurde sie bereits mit einem Kopfschütteln von Maxime zurückgezogen.
Und so kam es, dass er, der am wenigsten mit all dem, mit ihr zu tun haben wollte, sich auf den einzigen Stuhl neben ihr Bett setzte, auf Ignis Befehl hin so nah wie möglich, damit sein Element eine sichere Verbindung aufbauen konnte, und alleine zurückgelassen wurde. „Großartig", murmelte er in die Leere des Raumes hinein, begleitet von den gleichmäßigen Atemzügen der Halb-Elementarin. Irgendwann mussten ihm die Augen zugefallen sein, denn als er sie verschlafen wieder öffnete, lag sein Kopf gebettet auf ein Kissen am Bettrand.
Er blinzelte heftig, er hatte das Gefühl, gerade aus einem langen Traum erwacht zu sein, an den er sich nicht erinnern konnte, und setzte sich ruckartig auf, als er bemerkte, dass das Bett leer war. Er sah sich hektisch um, nur um in letzter Sekunde mitzubekommen, wie die Halb-Elementarin durch eine Wand ging und verschwand. Zum zweiten Mal an diesem Abend, fiel ihm die Kinnlade herunter. Nur, dass er sich dieses Mal schneller fing. Er stürzte über das Bett, auf die Wand zu, durch die sie verschwunden war und rannte ohne lange darüber nachzudenken auf sie zu.
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The first element
Fantasy"Elementare regieren die Welt! " In dieser Welt lebt die Siebzehn jährige Cassandra. Als eine nicht Elementar hat sie es zwar manchmal ziemlich schwer im Leben, doch sie liebt ihr durch und durch normales Leben. Nie hätte sie sich träumen lassen, da...