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Die Tür schwang auf und die Schwester trat ein. Gefolgt von einem Mädchen, bei dem mir wortwörtlich der Unterkiefer runter klappte.
Sie war eine wirkliche Schönheit!
Außerdem erkannte ich sie an der Schwarzen Uniform wieder.
Tja Ms Vizepräsidentin, Ihr Vorgesetzter lag gerade mit mir unter der Decke.
Sein Atem streifte gerade wieder meinen Oberschenkel und ich fühlte beinah , wie ich am ganzen Körper eine Gänsehaut bekam.
Hinter der Vizepräsidentin trat noch jemand ein und sofort richtete mein ganzer Körper sich auf.
"Maxiem. Was ist denn hier los?"
Maxiem feuerte kurz einen giftigen Blick Richtung Vizepräsidentin ab und lächelte mich dann an.
Auch wenn es ziemlich schief und besorgt aussah.
"Alles okay Cassy? Ich hab mir richtig Sorgen gemacht als-"
"Ja ja. Spar dir das Maxiem."
Ihr Blick bohrte sich in meinen und ihre Augen erinnerten unweigerlich
an das Meer.
An das Meer , aus den Prospekten für Reisen, an die warmen Küsten des Südens.
"Cassandra , ich rede nicht gerne um den heißen Brei herum. Kanntest du den verstorbene?"
Mir klappte der Mund auf und ich spürte , wie sich Ignis unter der Decke merklich versteifte.
Ich holte tief Luft und schüttelte den Kopf.
"Vielleicht solltest du noch einmal sehr gut darüber nach denken."
Wie ein Raubtier seine fixierte sie mich.
"Außer bei meinem Eintreffen hier in der Schule , habe ich keinen weiteren Kontakt mit ihm gehabt."
Unter der Decke wurde es langsam warm.
"Du willst also sagen , dass du nicht-"
"Cima" , fauchte Maxiem aufgebracht "beschuldigst du sie gerade etwa!?"
Cima hob den Kopf.
"Ich tue nur was notwendig ist."
Meine Hände ballten sich unter der Decke zu Fäusten.
Die Hitze , die meine nackten Beine gerade zum schwitzen brachte , passte zu meiner langsam aufsteigenden Wut.
"Diese Notwendigkeit ist aber nicht notwendig Cima."
Meine Stimme klang gepresst , aber fest.
Ich wusste , dass ich gerade mit einer ziemlich mächtigen Person sprach , mit sehr viel Einfluss an dieser Schule. Die mir das Leben hier leicht zur Hölle machen konnte , aber mein Temperament hatte ich leider von meiner Mutter geerbt. Der Gedanke an meine Mutter versetzte mir kurz einen Stich. Wie gerne hätte ich jetzt ihre die tröstenden Arme um mich gespürt. Sie hätte mir über den Rücken gestrichen und gesagt : "Alles wird gut bébé."
Wind fuhr auf und etwas schnitt durch meine Haut.
"Für dich heißt es Lady Cima."
Ich presste die Lippen aufeinander.
Etwas warmes tropfte mir vom Kinn herab und ein roter Tropfen landete auf dem sonst so makellosen Weiß der Decke.
Jetzt wurde es unter ihr übrigens extrem heiß und es fühlte sich an , wie in einem Ofen.
Ein Arm streite meinen Oberschenkel und ich hielt die Luft an.
Bei allen heiligen Elementen, Ignis!
Wie ich es gerade am eigenen Leib zu spüren bekam , kochte er gerade...aber vor was?
Wegen mir? Hatte ich etwas Falsch gemacht?
So oder so würden ihn die anderen bemerken , wenn er die Decke plötzlich in Brand setzen würde.
Die Hitze schien sich zum Glück (oder auch nicht) unter der Decke zu sammel und die anderen sie nicht bemerkten.
Langsam tastete sich meine rechte Hand vor.
"Verzeiht mir Lady Cima" , murmelte ich durch zusammen gebissene Zähne.
Da. Meine Hand fühlte seine , die sich völlig verkrampft in das Bettlaken krallte.
Ich strich ein paar mal darüber und langsam enspannte sie sich...und gleichzeitig ich selbst.
Ich ließ sie auf seiner liegen und schloss die Augen.
Ein weiterer Warmer Schauer durchrieselte mich.
"Lady Cima , Lord Maxiem. Ich denke wir sollten Cassandra jetzt noch ein bisschen schlafen lassen."
Ich zuckte zusammen und meine Augen flogen auf.
Die Krankenschwester hatte ich völlig vergessen.
Sie stand in der Ecke und guckte die beiden Besucher streng an.
"Ich denke sie haben ihre Notwendigkeit jetzt erfüllt?"
Cima's Gesicht hatte sich in eine kühle Maske verwandelt.
"Noch eine einzige Frage."
Maxiem plusterte sich auf.
"Cima!" , fauchte er.
Sie schüttelte den Kopf.
"Mag vielleicht wirklich sein , dass sie hier liegt , weil sie die Leiche erschreckt hat , aber ich glaube ihr das nicht so ganz."
Ihre Augen suchten meine. Nein , sie sah viel mehr von oben zu mir herab.
"Wo warst du gestern Nacht?"
Mein Atem stockte.
Ich versuchte sie normal zu halten und auch mein Gesicht konzentriert zu halten , aber ich spürte wie ich langsam erbleichte.
"In-"
"Du warst nicht in deinem Zimmer , egal wie sehr deine Freundin dich auch decken möchte."
Auf ihrem Gesicht breitete sich ein kleines Lächeln aus.
In dem Moment wusste ich es. Starke Elementare konnten Lügen raushöhren. Roman musste wohl mir angehört haben , dass ich bezüglich der Leiche gelogen hatte.
Trotzdem würde mir Cima wohl nicht glauben , wenn ich ihr erzählen würde , dass ich nicht am Tod des Hausmeisters Schuld war.
Ich musste ihr einen Grund liefern...ein Alibi quasi.
Wenn sie jetzt aber auch noch herausfinden würde , dass ich letzte Nacht in der Bibliothek gewesen war....
Und da beschloss ich: Lady Cima war eine blöde Kuh.
Auf meiner Hand explodierte plötzlich ein Feuerwerk, als seine Hand seine Finger mit meinen Verschränkte.
"Im Rosengarten" , sagte ich ruhig.
Es war das erste was mir in den Sinn kam.
Und es war immerhin die Wahrheit.
Außer vielleicht das ich einen anderen Rosengarten meinte , als sie es taten.
"Im...Rosengarten?"
Maxiem sah mich erstaunt an.
"Und was hattest du dort zu suchen?" , fragte Cima gebieterisch.
Ich hüstelte.
"Ich hatte mich mit jemanden getroffen" , brachte ich schwach hervor.
Un dieser Jemand war gerade hier , unter der Decke und rührte sich nicht mehr.
Cima hatte überrascht eine Augenbraue hochgezogen.
Die Krankenschwester tat sich schwer, ein grinsen zu unterdrücken.
Und Maxiem...er war seltsam bleich geworden und seine Augen gaben nichts preis.
"Und mit wem hast du dich dort getroffen?"
Cima's Blick war jetzt noch kühler als vorher.
Er triefte vor Verachtung.
Ich schüttelte den Kopf.
"Verstehe. Du wirst zur Stellvertretende Vorsitzenden gehen , nachdem du dich auskuriert hast."
Das Wort sagte sie so Sarkastisch, dass ihre schönen Lippen beinah schon einen Halbmond bildeten , der nach unten zeigte.
"Zeitverschwendung" , murmelte sie noch beim rausgehen.
Die Krankenschwester folgte ihr , zwinkerte mir aber beim rausgehen noch mal zu.
Nun waren nur noch Maxiem und ich. Und Ignis , dessen Gegenwart mir leider nur zu schmerzhaft bewusst war.
Eine bedrückende Stille hatten sich über den Raum gelegt.
Maxiems Gesicht verriet ebenso wenig , wie seine Augen.
"Wer?"
"Kann ich nicht sagen."
"Ist er es Wert , dass du ihn deckst?"
Darauf erwiderte ich nichts.
"Ich hoffe , der Kerl weiß was er an dir hat."
Ich schüttelte den Kopf und musst mich allzu konzentrieren, damit mein Blick nicht neben mich zuckte.
Maxiem war viel zu nah.
"Cassy", seine war jetzt sanft.
Ich konnte nicht mehr. Ich entzog Ignis meine Hand.
Warum fühlte es sich so an , als würde ich Maxiem betrügen?
Maxiem war einfach nur ein Verbündeter , wenn es hoch kam ein normaler Freund.
"Geh. Hau schon ab."
Mit Nachdruck zeigte ich auf die Tür.
Er lächelte schief und nickte.
"Ruh dich aus."
Zu meiner Überraschung beugte er sich zu mir herunter und gab mir einen Kuss auf die Stirn.
Dann verließ er das Zimmer und zog die Tür hinter sich zu.
Kaum war das geschehen , fuhr Ignis hoch und sprang mit einem Satz aus dem Bett.
Er hatte mir den Rücken zu gedreht und fuhr sich gerade mit beiden Händen durch die Haare.
Dabei stockte er kurz und sah sich seine rechte Hand komisch an.
Die Hand, mit der er meine gehalten hatte.
"Warum durften sie dich nicht sehen? Beim eintreten hatte dich doch auch die Krankenschwester gesehen."
Er fuhr herum und für gefüllte Zehn Sekunden vergaß ich , wie man atmete.
Sein Zopf , den er getragen hatte , hatte sich gelöst und dieses seidig Schwarze Haar mit den leicht schon blauen Spitzen fiel ihm bis auf die Schultern und umrahmten dieses wunderschöne Gesicht.
Auf der einen Seite jedoch war sein Haar platt gedrückt und zerknauscht.
Er sah aus , als wäre er gerade aufgestanden. Dieser kleine Makel machte ihn menschlicher, was ich umso anziehender fand.
Auch er hatte mich gemustert , allerdings mit einem harten Zug um dem Mund und einen Ausdruck in den Augen, dem Cima Konkurrenz machte.
Ohne ein weiteres Wort stürmte er raus.
"Hey", rief ich noch, bevor die Tür hinter ihm zuschlug.
Eine Minute später öffnete sie sich wieder und die Krankenschwester lugte herein.
"Alles in Ordnung?"
Ich wurde rot und nickte.
"Äh ja...ähm ich glaube ich sollte so langsam mal...ich habe nämlich noch Nachsitzen."
"Natürlich", flötete die Schwester und schloss die Tür.
Wütend schlug ich ein zwei mal auf das Kissen ein , bevor ich Aufstand und mich wieder anzog.

***

Was war nur in ihn gefahren. Er hätte sich Ohrfeigen mögen.
Wütend ballte er die Hände zu Fäusten. Er verschwand gerade durch den Geheimgang , der im letzten Zimmer , dass so gut wie immer unbenutzt war , hinter einer Wand versteckt lag.
Diese Art von Geheimgängen zogen sich durch die ganze Schule und nur eine Handvoll Leute wussten davon. Er zündete eine Fackel an , die an einem Halter an der Wand befestigt war und schritt die Treppenstufen hinab.
Sein Herz klopfte immer noch.
Warum hatte sie sich auch halb ausgezogen?
Nein schlimmer noch! Wie war er auf diese bescheuerte Idee gekommen , sich unter der Decke zu verstecken.
Eine unglaubliche Erniedrigung.
Mehr noch, er hatte sich selbst nicht mehr unter Kontrolle.
Er presste die Lippen zusammen , als er daran dachte wie dieser verfluchte Maxiem ihre Stirn geküsst hatte. Er hatte eindeutig das schmatzende Geräusch vernommen und wie sie später unbewusst mit der Hand kurz darüber gestrichen war. 
Die Flamme schlug höher und erhellte plötzlich den ganzen Gang.
Fluchend brachte er das Feuer wieder unter Kontrolle und betrachtete missbiligent den Schwarzen Fleck an der Wand aus hartem Stein.
Er musste unbedingt seinen Kopf frei bekommen.
Und er musste ein ernstes Wort mit Roman sprechen. Er dachte, er hatte sich klar ausgedrückt, was die Sache mit der kleinen Cassandra Ryan anging.
Aber halt...nahm er sie dann nicht wieder in Schutz?!
Er schnalzte mit der Zunge.
Fest stand auf jeden Fall, dass sie unschuldig war.
Niemand hätte so gut lügen können.
Besonders nicht vor ihm.
Und er musste ihr zu gute tun , dass sie sich teilweise aus der Bibliothek Geschichte hatte retten können.
Nicht umsonst wurde so streng darauf geachtet , dass niemand ohne wirkliche Erlaubnis die Bibliothek betrat oder verließ.
Seine Schritte hallten durch die leeren Gänge und zum ersten mal seit langen , so musste er sich eingestehen, war er so wütend , dass er sie hörte.

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