Eren POV:
Levis Hände zitterten, als er das Handy mit dem Video hielt. Sein Gesicht war kreidebleich, und er konnte nicht glauben, was er da gerade sah. Ohne ein weiteres Wort ließ er sich auf die Bettkante sinken, starrte auf das Display und drückte schließlich auf „Play".
Ich stand neben ihm und beobachtete, wie seine Augen das Video verfolgten. Es war das, was ich bereits erwartet hatte – Aufnahmen von uns beiden, wie wir uns gerade in seinem Schlafzimmer nahegekommen waren. Der Blickwinkel verriet mir sofort, dass es nicht durch Zufall gefilmt worden war. Reiner und Berthold hatten es geschafft. Sie hatten ein weiteres Ass im Ärmel. Ein weiteres Druckmittel.
Levi brach das Video ab, bevor es zu explizit wurde, und vergrub seine Hände in seinem Gesicht. Ich konnte hören, wie er tief Luft holte, als er versuchte, nicht die Fassung zu verlieren. Es war ein Moment der absoluten Hilflosigkeit, und für einen kurzen Augenblick verspürte ich so etwas wie Reue. Aber diese Empfindung verschwand genauso schnell, wie sie gekommen war. Ich wusste, dass das Teil unseres Plans war – und ich hatte mich entschieden, diesen Weg zu gehen.
„Sie haben uns gefilmt...", murmelte Levi, seine Stimme brüchig. „Eren... Sie haben uns gefilmt!"
Ich setzte mich neben ihn, legte ihm eine Hand auf den Rücken, aber Levi wich meiner Berührung aus. Er war wie ein aufgescheuchtes Tier, voller Angst und Panik. Der Gedanke, dass jemand unser Geheimnis entdeckte, machte ihn vollkommen fertig.
„Was wollen sie noch?", flüsterte er, mehr zu sich selbst als zu mir. „Ich habe ihnen alles gegeben... alles! Was wollen sie noch?"
„Vielleicht... wollen sie einfach mehr Geld", sagte ich leise und zwang mich, ruhig zu bleiben. „Oder sie wollen dich in eine andere Richtung drängen."
Levi sah mich an, seine Augen voller Verzweiflung. „Eren, ich weiß nicht, was ich tun soll. Wenn das rauskommt... wenn jemand das sieht... meine Karriere... mein Leben... alles ist ruiniert."
Ich sah ihm in die Augen und spürte, wie das Gewicht seiner Worte auf mir lastete. Er war nicht nur mein Lehrer – er war jemand, der sich in eine ausweglose Situation manövriert hatte, ohne zu wissen, dass ich derjenige war, der ihn tiefer in diese Spirale trieb.
„Vielleicht solltest du mit ihnen reden", schlug ich vor, als ob ich tatsächlich helfen wollte. „Frag sie, was sie wirklich wollen. Vielleicht kannst du einen Deal machen."
Levi schüttelte den Kopf. „Ich habe ihnen doch schon alles gegeben. Ich habe keine Reserven mehr. Sie wissen, dass sie mich in der Hand haben."
Ich schwieg und ließ die Stille zwischen uns wirken. Es war merkwürdig, wie dieser Moment eine Mischung aus Schuld und Macht war. Levi war so verletzlich, so leicht manipulierbar. Er vertraute mir, sah in mir vielleicht sogar den einzigen Menschen, der ihm noch helfen konnte – und dabei war ich es, der ihn noch tiefer in dieses Loch trieb.
Nach einer Weile stand Levi auf. Er ging zum Fenster und starrte hinaus, als würde er nach einem Ausweg suchen. „Ich kann nicht mehr", flüsterte er. „Ich weiß nicht, wie lange ich das noch aushalten kann."
„Du musst stark bleiben", sagte ich, meine Stimme fest, obwohl ich wusste, dass es keine einfache Lösung gab. „Wir finden einen Weg, das zu regeln."
Levi drehte sich langsam zu mir um, und sein Blick war voller Misstrauen, als ob er plötzlich ahnte, dass ich mehr wusste, als ich zugab. „Was, wenn sie nicht aufhören? Was, wenn sie mich komplett zerstören wollen?"
Ich konnte sehen, wie seine Gedanken rasten, und für einen Moment fragte ich mich, ob Levi irgendwann herausfinden würde, dass ich in all das verwickelt war. Doch ich schob den Gedanken beiseite. Er konnte mir nicht auf die Schliche kommen – nicht jetzt.
„Du darfst ihnen nicht zeigen, dass du Angst hast", sagte ich schließlich. „Lass sie denken, dass sie dich nicht brechen können."
Levi nickte langsam, als ob er versuchte, sich an diesen Rat zu klammern. Aber ich konnte die Erschöpfung in seinem Gesicht sehen, das Flackern der Hoffnungslosigkeit. Ich wusste, dass er an seiner Grenze war. Und ich wusste, dass wir das ausnutzen konnten.
Ich stand auf, ging zu ihm und legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Du bist nicht allein, Levi", sagte ich leise. „Wir finden einen Weg."
Levi sah mich für einen langen Moment an, dann nickte er erneut. Aber in seinen Augen sah ich, dass er nicht wirklich daran glaubte. Die Erpressung hatte ihn bereits zerbrochen – und es würde nicht lange dauern, bis er komplett zusammenbrach.
„Bleib heute Nacht hier", sagte er plötzlich, seine Stimme leise und voller Müdigkeit. „Ich kann das nicht allein durchstehen."
Ich zögerte, dann nickte ich. „Okay."
Die Nacht verging in einer gespannten Stille. Levi und ich sprachen nicht mehr viel, aber die Nähe zwischen uns war vertraut, fast tröstend, trotz der dunklen Wolke, die über uns hing. Levi schlief schließlich ein, erschöpft von der Last, die auf seinen Schultern lastete, während ich wach blieb und über das nachdachte, was als Nächstes kommen würde.
Am nächsten Morgen, als das erste Tageslicht durch die Vorhänge schimmerte, wusste ich, dass der nächste Schritt bald folgen würde. Reiner und Berthold würden nicht lange warten, um die Schrauben weiter anzuziehen. Und Levi würde weiter in seine Verzweiflung stürzen, bis es keinen Ausweg mehr für ihn gab.
Als ich leise aus dem Bett stieg und mich anzog, um die Wohnung zu verlassen, war Levi noch immer in einen unruhigen Schlaf versunken. Ich sah ihn einen Moment lang an, spürte eine flüchtige Welle von Mitleid – dann verschloss ich mein Herz wieder. Das war Teil des Spiels. Und ich musste es zu Ende spielen.
Mit leisen Schritten verließ ich die Wohnung und machte mich auf den Weg, um Reiner und Berthold zu treffen. Es gab viel zu besprechen – und unser nächster Schachzug musste perfekt sein.
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-959 Wörter
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beLIEve - Ereri FF
Fanfiction✿༺ Sommerferien sind vorbei. Neues Jahr, neues Glück, oder etwa nicht? Nicht für den fünfundzwanzigjährigen Levi Ackermann, Lehrer einer Privatschule. Als er am ersten Tag des neuen Schuljahres ins Lehrerzimmer kam, sah er einen neuen Namen in seine...