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Pov Timothee

Ich lehnte mich im Flugzeugsitz zurück, die Kopfhörer halb in den Ohren, ohne wirklich der Musik zu lauschen. Der Flug von Paris nach New York war lang, aber ich hatte das Gefühl, dass die Zeit zwischen mir und Leonora noch länger und unklarer geworden war. Sie saß neben mir, den Kopf gegen das Fenster gelehnt, den Blick nach draußen gerichtet. Unsere Gespräche während des Flugs waren oberflächlich gewesen, gespickt mit kurzen Momenten des Schweigens, die sich wie kleine Fragezeichen zwischen uns gelegt hatten.

Ich war mir sicher, dass die Nacht in Paris etwas verändert hatte – oder zumindest in mir. Der Kuss, das Lachen, der Moment unter dem Eiffelturm... alles hatte sich so richtig angefühlt. Doch je länger ich darüber nachdachte, desto mehr schien die Unsicherheit, was das alles bedeutete, die Oberhand zu gewinnen.

„Was bin ich für sie?“ fragte ich mich immer wieder.

Sie hatten es nicht angesprochen, nicht nach der Nacht, nicht auf dem Weg zum Flughafen, und jetzt, wo wir bald wieder in New York landen würden, fühlte es sich an, als ob wir in eine neue Realität zurückkehren würden. Die Realität, in der wir nicht mehr nur die alte Freundschaft hatten, aber auch keine Klarheit, was das zwischen uns jetzt wirklich war.

Leonora seufzte leise und rückte sich auf ihrem Sitz zurecht. Ich beobachtete sie aus dem Augenwinkel und fühlte, wie mein Herz ein wenig schwerer wurde. Was, wenn sie das anders sah? Für sie war das vielleicht ein Moment gewesen, der in Paris bleiben sollte, wie eine Erinnerung, die man für sich behält, aber nicht weiterverfolgt. Sie hatte sich nicht dazu geäußert, und ich hatte es nicht geschafft, die richtigen Worte zu finden, um es anzusprechen.

Das Flugzeug begann mit dem Landeanflug, und ich spürte, wie meine Anspannung wuchs. New York bedeutete Alltag, bedeutete Termine, Arbeit, Menschen, die von allen Seiten etwas wollten. Was war dann mit dem, was zwischen mir und Leonora stand?

Ich wollte mehr als alles andere die Dinge klären, aber gleichzeitig hatte ich Angst, es falsch anzugehen. „Ich darf sie nicht drängen“, dachte ich. Das hatte ich ihr versprochen – dass ich nichts von ihr erwartete. Aber es war schwer, so zu tun, als sei alles wie immer, wenn ich jedes Mal, wenn ich sie ansah, etwas anderes fühlte.

Die Räder des Flugzeugs berührten den Boden, und ich warf Leonora einen kurzen Blick zu. Sie drehte sich zu mir um und lächelte müde. „Endlich zurück“, murmelte sie und streckte sich.

„Ja, endlich“, antwortete icg und zwang mich zu einem Lächeln. Doch in meinem Inneren wusste ich, dass wir in New York an einem Punkt ankommen würden, an dem sie endlich entscheiden mussten, was als Nächstes kam.

Während wir durch den Terminal liefen, überlegte ich, ob ich ihr direkt im Taxi alles sagen sollte, aber dann schüttelte ich innerlich den Kopf. „Nicht jetzt. Nicht so“, dachte ich. Es musste der richtige Moment sein, und dieser Moment war jetzt noch nicht gekommen.

Wir stiegen ins Taxi, und wieder überfiel mich diese Stille. Nur das Surren der Stadt, die langsam wieder an uns vorbeizog, war zu hören. Ich lehnte mich zurück, warf Leonora einen Blick zu und fragte mich, ob sie ähnlich fühlte, ob sie die gleiche Unklarheit spürte, die mich so beschäftigte.

Als das Taxi vor Leonoras Apartment hielt, stieg sie aus und drehte sich noch einmal zu mir um. „Danke, dass du mich eingeladen hast. Es war wirklich schön in Paris“, sagte sie, ein ehrliches Lächeln auf den Lippen.

„Jederzeit“, antwortete ich, wobei meine Worte mehr Tragweite hatten, als ich es beabsichtigt hatte. „Jederzeit, wirklich.“ ich wollte, dass sie das wusste. Ich wollte, dass sie wusste, dass ich bereit war – für was auch immer das hier war.

Sie nickte, wirkte kurz so, als wollte sie noch etwas sagen, entschied sich dann aber doch dagegen. „Wir sehen uns dann bald, okay?“

„Ja, klar“, sagte ich, als sie die Tür des Taxis schloss und ich sie gehen sah. Doch die Frage, wann und wie wir uns  wiedersehen würden, blieb unbeantwortet.

Als das Taxi weiterfuhr, ließ ich den Kopf gegen die Rückenlehne sinken und atmete tief durch. Zurück in New York, zurück in der Realität, aber mit dem Gefühl, dass das, was in Paris begonnen hatte, noch nicht zu Ende war.

Together | Eine Timothee Chalamet StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt