1. Kapitel

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Ich erwachte, da das Licht, welches durch meine staubigen Vorhänge drang, direkt auf mein Gesicht fiel. Nach ungefähr fünf Minuten, die ich brauchte, um meine Gedanken zu ordnen, stöhnte ich auf. Heute war mein Geburtstag. Für normale Menschen wäre das vermutlich ein Tag zum Feiern gewesen, doch für mich war es die reinste Folter. Eigentlich sollte ein Geburtstag ein Grund für Freude sein, doch bei einer Familie wie meiner waren große Feste immer eine Tortur. Wer sich mit Zaubererfamilien auskannte wusste, dass die Blacks eine der Reinblüterfamilien waren. Somit waren sie strikt gegen Muggelgeborene und trauerten den alten Traditionen hinterher. Und wenn man Pech hat, so wie ich, praktizierten sie diese auch noch. So machte das der Großteil meiner Familie.

Aber es gibt noch meinen Zwillingsbruder Sirius und mich. Nun könnte man meinen, unsere Familie habe uns ebenfalls verzogen, doch das entsprach nicht der Wahrheit. Nicht, dass sie es nicht versucht hätten, nein. Das hatten sie zur Genüge. Doch Sirius und ich hatten nicht den geringsten Wunsch so zu werden, wie unsere Familie uns gerne hätte. Anders als Regulus. Er war unser kleiner Bruder und, nach Orion und Walburga, der perfekte Sohn und Sprössling der Blacks. Sirius und ich hatten so oft versucht, ihn von diesem Weg abzubringen, doch er ließ nicht mit sich reden.

Da mein Bruder und ich heute Geburtstag hatten, kam die ganze verhasste Verwandtschaft zum Anwesen der Black. Welch Grund zur Freude...

Verschlafen stand ich auf, suchte mir ein paar annehmbare Sachen aus dem alten Kleiderschrank und lief in das angrenzende Bad. Ich mochte das Bad am Wenigsten von allen Zimmern im Haus. Nicht, weil ich etwas gegen Wasser oder Hygiene hatte, sondern weil dunkelbraune Fließen und eine schwarze Holzvertäfelung einfach unheimlich waren. Unheimlich hässlich. Da jedoch das ganze Haus in düsteren Farben gehalten war, hatte man bei den Badezimmern keine Ausnahme gemacht; leider.

Ich putzte mir die Zähne, wusch mich und zog mich dann an. Dabei benötigte ich eine halbe Ewigkeit, um den obersten Knopf der schwarzen Bluse zu schließen. Man könnte mich als wirklich grobmotorisch beschreiben. Mein Rock war schwarz, so auch meine Kniestrümpfe und die Schuhe. Theoretisch hätte ich auch auf eine Beerdigung gehen können. Allerdings war bei den Blacks dunkle Kleidung angesehen und ich war mir noch immer nicht sicher, ob dies nicht vielleicht ein schlechtes Wortspiel war. Andererseits hatte meine Familie keinen Humor, weshalb ich diesen Gedanken wieder verbannte. Alle, außer meine Cousine Andromeda. Sie war sechs Jahre älter als wir und ging bereits nach Hogwarts, ebenso wie ihre Schwestern Bellatrix und Narcissa. Alle drei waren Slytherin zugeteilt worden, wobei Bellatrix die Schule bereits wieder verlassen hatte, was jedoch keine Schande war. Sie war merkwürdig. Und damit meinte ich nicht, dass sie ein schräges Verhalten an den Tag legte, was sie ab und zu zwar machte, aber das war bei unserer Familie irgendwie üblich, sondern, dass sie einfach gruselig war. Ihre jüngere Schwester Narcissa war ebenfalls komisch, allerdings eher auf eine steife Art. Ich erinnerte mich nicht daran, dass ich sie jemals lachen gesehen hatte. Andromeda hingegen war ziemlich lustig und hatte Sirius und mir bereits viel über Hogwarts erzählt, was unsere Vorfreude auf die Schule nur noch mehr gesteigert hatte.

Da unsere Familientreffen immer sehr förmlich abliefen, versuchte ich, aus meinen langen Haaren einen Dutt zu machen, doch sie waren viel zu lockig um sich bändigen zu lassen, weshalb das Resultat recht komisch aussah, wie ein Vogelnest. Da ich keine Lust darauf hatte, mein Glück noch fünf Mal zu versuchen, band ich sie mir einfach in einen hohen Zopf. Noch immer hingen ein paar schwarze Strähnen aus der Frisur, doch es sah besser aus als vorher. Als ich klein war, hatte meine Mutter mir die Haare gemacht, doch sie war immer so grob gewesen und hatte meine Haare so fest zusammengebunden, dass ich das Gefühl hatte, mein Kopf wäre in einem Schraubstock gefangen. Daher versuchte ich es lieber selbst.

Vom Bad aus lief ich direkt in Sirius' Zimmer. Wenn er nicht bald aufwachte, würde ihn unsere Mutter wecken; durch einen markerschütternden Schrei. Und dann würde das grauenvolle Gemälde auch schreien und dies wollte wirklich niemand. Ich hasste dieses Bild. Es war zwar wirklich gut gezeichnet, doch eine Version meiner Mutter war mehr als ausreichend. Zwei von ihr waren wirklich die Hölle.

She's a Black || • HP Rumtreiber FF • BEENDET •Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt