21. Kapitel

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Für einen kurzen Moment legte sich Stille über die Wiese und wir wagten es, zu verschnaufen. So wie es aussah, war keiner von uns ernsthaft verletzt, nur hatten wir jetzt etwas zu verarbeiten, was sich nicht so einfach verarbeiten ließ. Remus war ein Werwolf... Je öfter ich es in meinen Gedanken aussprach, desto absurder wurde es. Der kleine, immer blasse Junge mit den großen bernsteinfarbenen Augen sollte ein schreckliches Monster sein? Unvorstellbar.

Der Boden begann zu vibrieren und ich sah mich suchend nach der Ursache um. Diese war schnell gefunden, es war Hagrid. Er kam mit gewaltig großen Schritten auf uns zu geeilt. "Wer ist da? Ist jemand verletzt?", rief er laut. "Wir sind es, Hagrid!", antwortete Sirius ebenso laut. "Wer ist wir?", kam sofort die Gegenfrage. "James Potter, Sirius Black und Lynn Black", seufzte James, welcher vollkommen fertig klang. "Der Esel nennt sich zum Schluss", meinte ich matt und stand dann mit wackligen Beinen auf, um Hagrid zu begrüßen.

Keine zehn Minuten später saßen wir bei Hagrid in der Hütte und tranken Tee aus gigantischen Tassen. Seine selbstgebackenen Kekse hatte er uns auch angeboten, doch zum Einen sahen sie nicht sehr appetitlich aus und zum Anderen ging das Gerücht um, dass sich eine Drittklässlerin daran einen Zahn abgebrochen hatte. "Und ihr wollt mir wirklich weißmachen, dass der kleine Remus der Werwolf ist?", fragte er mit hochgezogenen Augenbrauen. Wir nickten heftig. "Aber das darfst du nicht weitersagen!", warf ich sofort ein. "Sonst kriegt er vielleicht noch Schwierigkeiten oder die Anderen ärgern ihn." Sirius sah mich nachdenklich an. Seit wir in Hogwarts waren, hatte ich diesen Blick nicht mehr gesehen und ich war mir fast sicher, dass es nicht positiv war. "Sollen wir Remus sagen, was wir gesehen haben?", unterbrach ich die Stille. James schüttelte langsam den Kopf. "Lieber nicht, sonst mag er uns vielleicht nicht mehr, weil wir ihm nachspioniert haben... aber wir sollten Peter Bescheid sagen, immerhin schläft er mit uns im Schlafsaal und ist unser Freund, er verrät das bestimmt nicht." Mein Bruder gähnte laut und hielt einen Daumen hoch. "So Kinder, ihr geht jetzt lieber wieder schlafen. Und passt auf, dass Filch oder dieses Katzenvieh euch nicht erwischen", sagte Hagrid und stand auf. Wir bedankten uns für den Tee und verließen dann die Holzhütte.

"So... und wie sollen wir jetzt unbemerkt in die Schule kommen? Durch die Vordertür wäre ziemlich laut und offensichtlich, die quietscht immer so", meinte ich und deutete auf die große, schwere Tür. Kurz sagte keiner etwas, bis James laut mit den Fingern schnipste. "Ich habe eine Idee! Wir müssten etwas klauen, ich meinte natürlich leihen, aber es ist eine Idee", sagte er und grinste sein typisches schiefes Grinsen. "Ich denke, nach dieser Nacht ist es egal, ob wir etwas klauen oder nicht", erwiderte Sirius und strich sich eine widerspenstige Haarsträhne aus dem Gesicht. "Da hinten ist doch das Quidditchfeld, das heißt, dass dort auch irgendwo die Schulbesen sein müssen. Wir könnten uns drei Besen nehmen und zu den Schlafräumen fliegen, durchs Fenster einsteigen und dann sind wir drin. Die Besen müssten wir morgen natürlich wieder zurückgeben", erklärte James und rückte mal wieder seine Brille zurecht, wie immer, wenn er eine Idee hatte. Ich nickte. "Klingt gut, hoffentlich klappt das." Sirius klopfte mir aufmunternd auf die Schulter und sagte: "Das wird schon, keine Sorge." Ich lächelte ihn an und dann machten wir uns auf den Weg.

Tatsächlich stand etwas abseits vom Quidditchfeld ein kleiner Schuppen. Er sah schon ziemlich baufällig aus, doch an der Tür prangte ein noch funktionsfähiges Schloss. "Und jetzt?", fragte Sirius und gähnte erneut, er schien wirklich müde zu sein. Wie konnte er überhaupt an Schlaf denken, nach dem, was wir heute erlebt hatten? Ich seufzte und zückte meinen Zauberstab. "Alohomora." Doch ich schien mich nicht genug konzentriert zu haben, denn das Schloss ließ sich nicht öffnen. "Sorry Jungs", murmelte ich zerstreut, ich konnte meine Gedanken einfach nicht ordnen. "Wir können es ja noch mal versuchen." Sirius und James zogen ebenfalls ihre Zauberstäbe. "Auf drei", sagte James. "Drei, zwei, eins... Alohomora!", riefen wir zusammen. Es funktionierte, doch viel stärker als wir erwartet hatten.
Die Tür flog aus den Angeln und zerbarst in viele kleine Teilchen. "Wow, das war... krass", rief James begeistert und stieg in den kleinen Holzschuppen, Sirius und ich folgten ihm. Im Innern waren, wie wir erwartet hatten, viele Besen. Sie sahen zum Großteil schon recht mitgenommen aus und erweckten einen recht mitleidigen Eindruck. "Oh man, diese Schule sollte ihr Geld mal in Besen investieren, anstatt in neue Zauberkessel oder singende Bilder", bemerkte Sirius und nahm vorsichtig einen Besen aus der hintersten Reihe. Ich versuchte mir ebenfalls einen Besen zu angeln, doch war das mit meinen kurzen Armen schwerer als gedacht. Letztendlich fiel ich fast in die erste Besenreihe, konnte mich jedoch abstützen und trat triumphierend mit einem Besen in der Hand aus der Hütte.

"Wird es nicht auffallen, dass die Hütte keine Tür mehr hat?", fragte ich zweifelnd und sah mir die kleinen Späne genauer an. Die beiden Jungen sahen mich kurz nachdenklich an, dann sagte Sirius: "Gab es da nicht so einen Spruch? Aus dem Buch, dass du mir geschenkt hast. Den hast du auch bei dem Gemälde benutzt, Lynn. Irgendwas mit Re... Repatur? Reratur? Repator?" James stutzte. "Meinst du Reparo?", fragte er. "Das müsste funktionieren, wie du gesagt hast, hat es bei dem Bild der fetten Dame ja auch", warf ich ein und zog erneut meinen Zauberstab. "Wieder zusammen?", fragte James. Sirius nickte. "Kann ja beim Reparieren nicht viel kaputt gehen."
Ich zählte von drei abwärts, dann sprachen wir den Zauber. Und tatsächlich flogen die kleinen und großen Holzsplitter wieder zueinander und bildeten innerhalb weniger Sekunden eine Tür. "Gut, das wäre geklärt", meinte ich und wir verließen das Quidditchfeld.

Als wir vor dem Turm, in dem die Schlafsäle untergebracht waren, ankamen, verabschiedete ich mich von den Jungs. "Gute Nacht, wir sehen uns morgen", gähnte ich müde und stieg auf den Besen. "Ja, bis dann", sagte James und Sirius umarmte mich kurz. Dann stießen wir uns alle vom Boden ab und flogen zu unseren jeweiligen Schlafräumen.

Das Fenster war glücklicherweise immer angelehnt, da es über die Nacht meist sehr stickig wurde. So versuchte ich so leise wie möglich durch das Fenster zu steigen, ohne groß Lärm zu machen. Zu meinem Glück bekam ich sogar den Besen heil in den Raum und schob ihn schnell unter mein Bett. Dann zog ich mein Schlafzeug an, wusch mich und putzte mir die Zähne. Als ich mich gerade ins Bett fallen ließ, hörte ich eine leise Stimme. "Wo warst du?" Ich stöhnte leise und drehte mich um. Es war Lily. "Ich war mit James und Sirius draußen", erklärte ich knapp. Ich wollte nur noch schlafen. Doch Lily wollte es anscheinend genauer wissen. "Das dachte ich mir schon. Als du mit Remus nicht mehr wiedergekommen bist, hab ich mich mit Marlene auf die Suche gemacht. Peter hat uns dann gesagt, dass Black und Potter auch nicht da sind und da haben wir uns zusammengereimt, dass wohl etwas nicht stimmt. Also?" Ihre Stimme klang zwar gedämpft, doch dennoch sehr neugierig. Ich seufzte kurz, dann antwortete ich:"Remus ging es heute schlechter als sonst, wenn er krank ist und wir sind bei ihm geblieben, bis er eingeschlafen ist. Danach sind wir drei noch kurz raus gegangen, um zu beraten, wie wir Remus besser helfen können." Das klang glaubwürdig. Lily nickte und ihre rote Mähne wippte mit. "Der Arme... na dann, gute Nacht Lynn", flüsterte sie und wandte sich zum Gehen. "Gute Nacht, Lily."

She's a Black || • HP Rumtreiber FF • BEENDET •Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt