14. Kapitel

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Als ich aufwachte, schien die Sonne schon hell am Himmel. Es hatte wohl in der Nacht begonnen zu schneien, denn jetzt waren Hogwarts und alle Ländereien mit einer dicken Schneeschicht zugedeckt. Verschlafen schaute ich auf Lilys Wecker, welchen sie glücklicherweise da gelassen hatte. 10:37 Uhr. "Oh", gähnte ich und streckte mich. Als ich Marlene jedoch ebenfalls noch schlafend vorfand, musste ich grinsen. Damit wir jedoch wenigstens das Mittagessen schafften, mussten wir jetzt aufstehen. "Marlene", flüsterte ich und schüttelte sie. Keine Reaktion. "Marlene! Wir haben Zaubertränke und du musst mit Malfoy arbeiten!", rief ich und schüttelte sie weiter. Daraufhin knurrte sie kurz und drehte sich um. "Es gibt Essen", sagte ich schließlich und kurz darauf blickten mich zwei blaue Augen an. "Frohe Weihnachten", wünschte ich ihr, sprang auf ihr Bett und umarmte sie. Immer noch komplett verschlafen und verpeilt griff sie unter ihr Bett und zog ein unordentlich verpacktes Päckchen heraus. Vorsichtig öffnete ich es und musste schmunzeln. Es befanden sich drei Tafeln Schokolade darin. "Für den Anfang sollte es reichen", gähnte sie und ich umarmte sie erneut. Schokolade war seit meiner Ankunft in Hogwarts zu einem Grundnahrungsmittel geworden.

*Flashback*

"Man, wieso werde immer ich krank?"fragte ich und nieste viermal hintereinander. "Weil du immer ohne Schal rumrennst?"fragte Sirius rhetorisch. Wir waren gerade auf dem Weg zu Kräuterkunde und ich war tatsächlich die Einzige ohne Schal und Mütze. "Dann leg' ich mir halt einen Schokoladenvorrat an", murrte ich und zog den Mantel enger um mich. "Warum Schokolade?", fragte Marlene verwirrt. "Weil Schokolade gegen alles hilft und auch noch glücklich macht. Ist doch klar", erklärte ich und meinte, Remus lachen zu sehen.

*Flashback Ende*

Im Gegenzug reichte ich meiner Freundin ebenfalls ein Paket. "Du bist so ein Idiot", lachte sie, als sie es ausgepackt hatte. Ich hatte mir vor ein paar Wochen mal den Fotoapparat einer Ravenclaw ausgeliehen und ein paar Fotos geschossen. Man sah beispielsweise Marlene in der großen Halle beim Essen, Marlene in ihrem Bett beim Essen und Marlene vor dem Quidditchfeld. Beim Essen. Und natürlich bewegten sich alle Bilder.

"Jetzt hab' ich Hunger", maulte sie und ihr Bauch knurrte bekräftigend.

Da kaum ein Schüler da war, brauchte ich mich nicht fertig machen. Einmal kurz durch die Haare gehen, waschen und los. Ich nahm noch ein kleines Geschenk für Sirius mit, welchen ich auch gleich im Gemeinschaftsraum traf. "Frohe Weihnachten!", rief ich und umarmte ihn fröhlich. "Dir auch", antwortete er und strubbelte mir übertrieben durch die Haare. "Für dich", hüpfte ich vor ihm auf und ab. Aus irgendeinem Grund war es etwas Besonderes, Weihnachten zu feiern. Und das nur bei Menschen die man gerne hatte. Sirius packte sein Geschenk aus und grinste breit. Da wir hier in Hogwarts kaum Möglichkeiten hatten, Geschenke zu besorgen, hatte ich ihm ebenfalls ein paar Fotos geschenkt. Auf fast jedem war er mit James zu sehen, aber auf einigen auch mit Remus, Peter, Frank, mir und den Mädchen. Sogar Lily!

*Flashback*

"Lynn, du musst den Apparat zurückbringen!", redete Lily auf mich ein, doch ich machte nur mit einer Hand eine Ente nach, während wir in Richtung schwarzer See liefen. Es war der 3. November und Sirius und ich hatten Geburtstag, es aber niemandem erzählt. Also stellte ich die Kamera auf einen Pfeiler des Steges und pfiff laut. Sirius, seine Truppe und Marlene, Dorcas, Alice und Lily kamen verwirrt zu mir hinüber. "So, das mag jetzt vielleicht ein bisschen komisch klingen, aber Sirius und ich haben heute Geburtstag. Und bevor ihr euch jetzt fragt, warum ich das erzähle: Da steht eine Kamera und fängt eure verwirrten Gesichter ein." Nach meinen Worten war es kurz still, dann fingen alle an zu lachen und machten dumme Posen zu der Kamera. Allerdings hatte die Offenbarung unseres Geburtstages auch zur Folge, dass sich alle unsere Freunde furchtbar schlecht fühlten, weil sie kein Geschenk für uns hatten, was darin resultierte, dass sie uns für eine Woche lang die Hausaufgaben von Zaubererigeschichte machten.

*Flashback Ende*

Und genau diese Bilder hatte ich meinem Bruder geschenkt. Wir liefen in die große Halle, wo wir auf Marlene und Frank trafen. Sie hatten begonnen, sich mithilfe von Löffeln mit Oliven zu beschießen. "Leute! Nicht das gute Essen!", rief ich empört. "Sag mal, hast du eigentlich was von der Familie gehört?", fragte ich beiläufig, während ich einen unglaublich leckeren Rinderbraten verspeiste. "Nö, hab aber auch nichts geschickt. Du?",erwiderte Sirius. "Naja... ich hab Reg was geschickt. Mit Rupert", erklärte ich leise.

"Warum?"

"Ich weiß nicht, er tat mir irgendwie leid. Immerhin sind wir noch seine Geschwister und auch, wenn er komisch ist, hab ich ihn irgendwie immer noch lieb."

"Was hast du ihm geschickt?"

"Darfst du niemanden verraten! Ich hab aus Professor Slughhorns Büro Felix Felicis mitgehen lassen." "Du hast Regulus, dem großartigen Erben der Blacks, flüssiges Glück geschenkt?! Bist du verrückt?" Sirius schien wirklich wütend zu sein. "In unserer beider Namen... vermutlich macht er es erst gar nicht auf", fügte ich leise hinzu. Und ich mochte das Geschenk. Bei uns zu Hause konnte man Glück gebrauchen, in jeder Lebenslage.

Den restlichen Tag über saßen Marlene, Frank, Sirius und ich vor dem Kamin im Gemeinschaftsraum und lasen Geschichten aus einem Muggelbuch vor, welches Frank von seiner Tante bekommen hatte. Komische Geschichten hatten die. Von Mädchen ohne Friseur über Mütter, die ihre Kinder alleine in den Wald mit Wölfen ließen war alles dabei! Nicht zu vergessen, wie Hexen in diesen Geschichten dargestellt wurden; haarsträubend. Als ob wir nichts Besseres zu tun hätten, als uns ein Haus zu backen und dann kleine Muggel zu fressen.

Abends fiel ich glücklich ins Bett. Dies war das schönste Weihnachten, das ich bis jetzt erleben durfte.

Derweil am Grimmauld Place:

Regulus lag mit offenen Augen auf seinem Bett. Das Weihnachtsfest war trist gewesen, ohne seine Geschwister. Er hatte es sich zwar nicht eingestehen wollen, aber er vermisste die Beiden wirklich. Sogar ihre dummen Bemerkungen. Als es nach dem Abendessen Geschenke gab, hatte er darauf gehofft, dass etwas von ihnen dabei wäre, doch da war nichts. Nur anderes Zeug von irgendwelchen Verwandten. Seine Cousine Bellatrix war da gewesen und hatte sich viel mit ihm beschäftigt, wofür er ihr dankbar war. Bella war zwar nicht die Herzlichste, doch er mochte sie. Gerade, als er seine Augen schließen wollte, hörte er ein Geräusch. Es klopfte. Verwirrt erhob sich Regulus und schaute sich um. Eine Eule mit großer Ähnlichkeit eines Pandas klopfte mit dem Schnabel gegen sein Fenster. Hastig sprang er auf. Das war der Vogel seiner Geschwister! Er ließ die kleine Eule hinein und nahm ihr einen kleinen Beutel und einen Brief vom Fuß.

>>Lieber Reg(ulus),

Ich hoffe, du vermisst uns. Ich vermisse dich nämlich. Manchmal sogar sehr. Und weil Weihnachten ja das Fest der Liebe und Familie und so ist, schicken Sirius und ich dir Felix Felices. Wenn du irgendwann mal wirklich viel Glück brauchst, dann trink es. Allerdings wäre es ratsam, wenn du Mutter und Vater nichts davon erzählen würdest.

Viele liebe Grüße,

Lynn und Sirius :)<<

Gespannt packte Regulus eine kleine Flasche aus. Der Inhalt sah aus wie Honig und er konnte gar nicht fassen, was er dort in den Händen hielt. Lächelnd schaute er auf den Brief. Sie vermissten ihn. Er mochte das, immerhin deutete es darauf hin, dass sie ihn doch mochten. Er verfasste eine kurze Antwort und band sie Rupert ans Bein, welcher sogleich wieder in die Nacht verschwand.

Mit einem Lächeln auf den Lippen und Glück in der Hand schlief er ein.

She's a Black || • HP Rumtreiber FF • BEENDET •Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt