9. Kapitel

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Der restliche Unterricht hatte sich als ziemlich angenehm herausgestellt. Nach Kräuterkunde hatten mich Marlene und Alice kurz zur Seite genommen und gefragt, was los war. Nach einer kurzen Zusammenfassung und empörten, sowie auch fürsorglichen Blicken von den Beiden hatte ich die restlichen Stunden wohlbehalten überstanden.

Die letzte Stunde des Tages befand ich jedoch für ziemlich interessant. Es war Verteidigung gegen die dunklen Künste. Unser Professor, ein Mann mit dunkelblonder Halbglatze, stellte sich mit dem Namen Thomas Woosle vor. Ich mochte seinen Namen, er klang lustig. Die Stunde war echt informativ. Professor Woosle erklärte uns grob, was dieses Schuljahr alles passieren würde. Und dann zeigte er uns einen Zauber, der ein Schutzschild hervorrufen konnte. Wir würden ihn jedoch nicht in diesem Schuljahr lernen. Den Namen des Spruchs hatte ich leider schon wieder vergessen, doch ich wollte ihn unbedingt lernen. Marlene war fest davon überzeugt, dass Woosle seine paar Haare bei einem Kampf verloren hatte und wollte allen Ernstes bei Professor Slughhorn nach einem Haarwuchstrank fragen. Dieses Mädchen war eine Klasse für sich.

Zudem hatten wir auch eine Zusatzstunde. Wir würden lernen, wie man auf einem Besen fliegt! Ich war verdammt aufgeregt und fragte James und Frank die ganze Zeit danach aus, wie es war, zu fliegen. Und beide schilderten in den schönsten Farben wie es war zu fliegen. Lily hingegen war ganz blass um die Nase geworden. "Es ist doch nicht möglich, dass mich ein Stock in der Luft hält", hatte sie gekeucht, als wir auf das Quidditchfeld liefen. "Aber mit einem kleinerem Stock Becher in Mäuse verwandeln geht klar, oder wie?"hatte Dorcas ihr Argument außer Kraft gesetzt. Meine Freude auf diesen Unterricht wurde gemildert, als ich sah, wer ebenfalls auf der Rasenfläche stand. Die Slytherins. Ich stöhnte und sah in das fiese Gesicht von einem der Malfoys. Es war vermutlich ein jüngerer Bruder oder Cousin von Lucius Malfoy, welcher jetzt in seinem letzten Schuljahr war. Und dieser komische Snape war natürlich auch da. "Na Black, hast du Ärger von Mami bekommen?"lachte Malfoy höhnisch und seine Freunde johlten. Und da wurde es mir klar. Er war das gewesen! Er hatte meiner Familie gesteckt, in welchem Haus Sirius und ich waren. Ich spürte wie mir die Zornesröte ins Gesicht schoss. "Du... du kleiner, mieser Verräter!"knurrte ich. "Ich hab dir gesagt, dass du noch Rache von mir erwarten kannst", erwiderte er provokant grinsend. Dieses Schwein. Ich wollte gerade auf ihn losgehen, als Sirius mich zurückhielt. "Nicht jetzt", flüsterte er. "Aber-aber er hat uns verraten", fauchte ich. "Ja, aber die Professorin kommt gerade. Nachher." Und damit hatte er mich losgelassen. Tatsächlich lief in dem Moment eine junge Frau mit frechem Kurzhaarschnitt und wehendem Umhang über den Rasen zu uns. "Guten Tag Kinder. (Guten Tag, Amanda^^) Mein Name ist Madame Hooch. Und heute werdet Ihr eine Grundeinweisung bekommen, wie Ihr mit den Besen umzugehen habt", begrüßte sie uns. Ihre Augen waren faszinierend gelb und sie erinnerte mich stark an einen Raubvogel. "Stellt euch bitte neben euren Besen, hebt die rechte Hand und sagt hoch. Für Linkshänder gilt das natürlich andersherum", wies sie uns an. Ich stellte mich also neben meinen Besen, streckte die Hand aus und sagte:"Hoch!" Der Besen bewegte sich ein bisschen unter meiner Hand, ich bekam ihn jedoch nicht zu greifen. Neben mir standen Marlene und Lily und bei beiden wollte es ebenfalls nicht richtig. Lilys Besen schien zu spüren, dass sie nichts lieber täte als auf dem Boden zu bleiben und drehte sich träge um. Marlenes hingegen hüpfte wie ein Flummi auf und ab, nachdem sie ein paar Mal hintereinander "Hoch" gesagt hatte. Der Einzige, bei dem es auf Anhieb klappte, war James. Ich versuchte es erneut und tatsächlich hielt ich kurz darauf den Besen in meiner Hand. Verblüfft starrte ich ihn an. Mittlerweile hielten alle das längliche Stück Holz in der Hand und Madame Hooch gab weitere Anweisungen. "Nehmt den Besenstiel fest in beide Hände, steigt mit einem Bein hinüber, sodass ihr praktisch darauf sitzen könnt. Und dann lasst euch ein Stück nach hinten rutschen", kommandierte sie. Ich schaute den Anderen dabei zu, wie sie einer nach dem Anderen auf den Besen stiegen. Gegenüber von mir stand Severus Snape. Er hielt verkrampft den Besen in den Händen und ließ sich nach hinten rutschen. Oder besser fallen. Keine zwei Sekunden später saß er auf dem Boden. James und Sirius begannen lauthals zu lachen und der Großteil der Anderen kicherten. Natürlich die Slytherins und Lily ausgeschlossen. "Schniefelus kann nicht mal sitzen, ohne wegen seinen fettigen Haaren herunter zu fallen. Das tropft halt", höhnte James und jetzt lachten wirklich fast alle den dunkelhaarigen Jungen aus. Ich hielt mich eher im Hintergrund und beobachtete Lily. Sie starrte erst sorgenvoll auf Snape, dann wütend zu James und wieder zu Snape. Kurz darauf hatten sich alle wieder beruhigt, vor allem, da Madame Hooch laut in die Hände klatschte, um die Aufmerksamkeit wiederzuerlangen. "Auf drei stoßt ihr euch alle ab. Fliegt aber nicht höher als drei Meter!", ermahnte uns die Lehrerin. Und noch während sie den Satz zu Ende sprach, stieß James sich in die Luft ab. Frank folgte ihm kurz darauf. Nach und nach war die Luft erfüllt von fliegenden Kindern. Ich saß lachend auf meinem und war endlos glücklich. Das Gefühl in der Luft zu schweben hatte diesen unverkennbaren Beigeschmack von Freiheit. Und diese spürte ich gerade zum ersten Mal in vollen Zügen. Ein paar Meter vor mir flog Malfoy und neben ihm ein paar seiner Freunde. Er hatte sich seine Haare, die etwa schulterlang waren, extra in einen kleinen Zopf gebunden. Er sah bescheuert aus. "Hast du Lust, Malfoy vom Besen zu schubsen", fragte eine Stimme hinter mir. Es war James. Sirius hatte ihm vermutlich erzählt, warum er im Moment der Todfeind war. Ich nickte. "Okay, du fliegst unter ihm mit Remus durch und drückst ihn hoch. Oben engen ihn Peter und Sirius ein und ich fliege von hinten gegen ihn, sodass er vom Besen fällt." Während er mir den Plan erklärte, glänzten seine Augen geradezu vor Begeisterung. Diesem Jungen saß definitiv der Schalk im Nacken. "Können wir ihn nicht einfach schubsen?"fragte ich verwirrt. "Klar, aber dann macht es keinen Spaß. Außerdem haben Peter und Remus beide schon zugesagt. Gezwungenermaßen, aber sie haben es getan", grinste er. Ich schüttelte nur den Kopf und nickte Remus zu. Madame Hooch war im Moment mit Snape beschäftigt, welcher einfach nicht mehr als 10cm vom Boden abheben wollte.

James zeigte uns erst einen, dann zwei und schließlich drei Finger. Unbeobachtet flogen wir unter Malfoy und schoben ihn nach oben. "Ey!, rief er und fuchtelte mit seinen Armen und Beinen herum. Ich spürte einen Widerstand und wusste, dass dies Sirius und Peter waren. "Was soll das eigent- AAAAAH!" Und schon sah ich den hellblonden Zopf von Malfoy mit ihm auf den Boden zu segeln. Jedoch landete er nicht einfach nur auf dem Boden, nein. Er landete auf Snape. Ein Knacken war zu hören und ein gedämpftes Aufstöhnen. Snapes Kopf tauchte neben Lucius' Arm auf und sein Gesicht war schmerzverzerrt. Madame Hooch tauchte neben den Beiden auf und wuselte hektisch neben ihnen herum. Schniefelus' Arm stand in einem komischen Winkel ab. Ich wollte mich davon abwenden, als sie rief:"Wer war das?!" Dummerweise hatten uns ein paar von Albinos aka Malfoys Freunden gesehen und deuteten anklagend auf uns. "Ins Büro, sofort! Und 20 Punkte Abzug für Gryffindor!", rief sie erzürnt. Leise fluchend landeten wir auf dem Boden, die Blicke der Anderen auf uns spürend. Nur Marlene und Dorcas grinsten mich verstohlen an. Dann trottete ich neben Sirius und Peter meinen Freunden und Madame Hooch hinterher. Ich fühlte mich ziemlich schlecht, denn Snape hatte ich nicht verletzten wollen. Er schien ein notorischer Pechvogel zu sein, was sein Timing anging. Und ich konnte leider auch voll und ganz nachvollziehen, warum wir jetzt bestraft wurden.

She's a Black || • HP Rumtreiber FF • BEENDET •Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt