Wir drängten uns nach draußen. Es war recht frisch und es roch noch nach Regen, doch immerhin wurden wir nicht nass. Zudem war es so dunkel, dass ich kaum etwas sehen konnte und deshalb meine rechte Hand auf Sirius' Schulter um ihn nicht zu verlieren. Plötzlich dröhnte eine laute Stimme durch die Nacht. "Erstklässler zu mir!" Diese Worte kamen von einem Mann. Er war unglaublich groß, hatte einen buschigen Bart und trug eine Laterne. Wir versammelten uns um ihn und immer mehr Gleichaltrige stießen zu uns. "Er könnte als Leuchtturm durchgehen", flüsterte ein Mädchen neben mir. Es war die Blonde aus Ollivander's. Ich lachte leise. "Du hast recht! Wer bist du?", fragte ich neugierig. Währenddessen hatten wir uns in Bewegung gesetzt und folgten dem großen Mann, welcher sich als Hagrid vorstellte. "Ich bin Marlene McKinnon. Und du?"antwortete sie. "Ich bin Lynx, aber nenn' mich Lynn. Lynx klingt doof. Lynn Black also", meinte ich und wartete auf ihre Reaktion. Unser Nachname wurde meistens nicht gut aufgenommen. "Black? Willst du nach Slytherin?"fragte sie und schaute mich misstrauisch an. Ich schüttelte vehement den Kopf. "Niemals! Sirius und ich haben uns geschworen, nicht nach Slytherin zu gehen", sagte ich entrüstet. Marlene lächelte.
"Oh, okay. Meine Familie hat's nicht so mit Slytherin... Wer ist Sirius?"
"Sirius ist mein Bruder, er kommt auch in die erste Klasse. Warte kurz..."
Ich tippte Sirius an und er drehte sich um. Ebenso wie James und Remus neben ihm. "Was ist, Lynn?"fragte er und ich hätte schwören können, dass er leicht genervt war. Ich rollte mit den Augen. Drei Minuten von zu Hause weg und schon war ich abgeschrieben, frech. "Ich wollte Marlene nur zeigen, wer du bist", meinte ich und bemühte mich, schnippisch zu klingen. Die Blonde neben mir winkte freundlich und dann hatten sich die drei Jungen wieder auch umgedreht. Wie unhöflich, dachte ich mir, doch verbannte alle negativen Gedanken sofort aus meinem Kopf. Wir waren an einem See angekommen und setzten uns immer zu viert in ein Boot. Leider wurde ich dabei von Marlene, die mir äußerst sympathisch erschien, getrennt und saß mit Sirius, Remus und James zusammen. „Was glaubt ihr, in welches Haus werdet ihr eingeteilt?"fragte Letzterer mit Brille. "Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung. Vielleicht Ravenclaw oder Gryffindor", sagte Remus und knetete nervös seine Hände. "Ich weiß es auch noch nicht. Eigentlich müssten Lynn und ich ja nach Slytherin geschickt werden. Aber dahin will keiner von uns. Es steht alles offen", antwortete Sirius für uns beide und ich war kurz davor, wieder die Augen zu verdrehen, da er mir die Möglichkeit genommen hatte, selbst zu antworten. Andererseits hatte er unsere Situation treffend beschrieben und ich hatte nichts hinzuzufügen. "Ich komme sehr wahrscheinlich nach Gryffindor. Meine ganze Familie war dort", meinte James und setzte wieder dieses leicht arrogante Lächeln auf. Beeindruckt und ein wenig neidisch guckte ich ihn an. James hatte es so gut. Er musste sich praktisch keine Sorgen um die Auswahl machen, während Sirius und ich hier saßen und vermutlich in ein Haus kommen würden, welches wir nicht wollten. Aber vielleicht ließ sich ja der sprechende Hut von unserem Wunsch beeinflussen.
Es ruckelte kurz und das Boot war am Ufer des Sees angekommen. Wir stiegen aus und begannen den Berg hochzulaufen, auf dem das große, beeindruckende Schloss lag. Meine Knie wurden wabblig. So nervös wie gerade war ich noch nie gewesen. Nicht mal, als ich versuchte dem Gemälde von Mutter einen Schnauzbart anzumalen. Das Ding war, dass ich erwischt wurde. Ich hatte immer noch eine Narbe von den Fingernägeln meiner Mutter am linken Arm. Das war auch das erste Mal, dass sie mir androhte, Crucio bei mir anzuwenden. Seit dem hatte ich nicht mehr versucht, irgendeine Dummheit zu Hause anzustellen. Was sie wohl machen würde, wenn Sirius und ich, oder auch nur einer von uns, nicht nach Slytherin kam? Ich wollte es gar nicht wissen.
Nach einem schier endlosen Aufstieg mit zitternden Knien kamen wie vor den riesigen Torflügeln Hogwarts' an. Hagrid klopfte dreimal laut und die Tür wurde geöffnet. Ein ziemlich hässlicher Mann mittleren Alters stand dort, eine Hand am Türgriff. "Danke, Filch", grummelte der Riese. Er führte uns weiter, durch ein paar Gänge, an unzähligen Türen vorbei, bis wir vor einer Großen stehen blieben. Eine Frau stand davor. Sie trug einen großen Hut und einen Umhang. "Sie sieht aus als hätte sie keine Zähne", flüsterte James leise und versuchte ein Lachen zu unterdrücken. Er hatte recht. Die Lippen der Frau waren so schmal, dass sie fast zu sehen waren und verstärkten damit den Eindruck, dass sich außer Zahnfleisch nichts in ihrem Mund befand. Als sie jedoch zu sprechen begann, konnte man deutlich ihre Zähne sehen. "Guten Tag, ich bin Professor McGonagall. Willkommen in Hogwarts, der Schule für Hexerei und Zauberei. Wie viele von Ihnen bereits wissen, gibt es vier Häuser. Gryffindor, Ravenclaw, Hufflepuff und Slytherin. Wenn Sie durch diese Tür treten, werden Sie mithilfe eines kleinen Tests in ein Haus eingeteilt. Ihr Haus ist während Ihrer Zeit in Hogwarts wie Ihre Familie. Also benehmen Sie sich und halten Sie die Regeln ein", sprach Professor McGonagall und öffnete danach die Tür. Ich lief neben Remus her und mir fiel beim Eintreten in die Halle der Unterkiefer fast so tief hinunter, dass ich drüber gestolpert wäre. Die Decke war sehr hoch und zeigte den Himmel wie er draußen war. Es standen vier lange Tafeln für die jeweiligen Häuser darin. Vorne stand ein Tisch, an ihm saßen wie es schien alle Lehrer. Zusammengedrängt standen wir jetzt vor dem Lehrertisch und schauten uns verblüfft um. Genau vor uns stand nämlich, beziehungsweise lag der Hut auf einem Stuhl. Ein Mann mit sehr langem, weiß-silbernen Bart stand auf. "Liebe Schülerinnen und Schüler, liebe Lehrerinnen und Lehrer, zuerst wünsche ich euch allen einen schönen Start ins neue Schuljahr. Wie jedes Jahr ist es verboten, den Wald zu betreten. Zudem ist ein Baum, eine Weide, auf dem Gelände gepflanzt worden. Auch diesen Baum gilt es weitgehend zu meiden. So, jetzt genug der Regeln. Wir beginnen mit der Häusereinteilung", sagte er feierlich und deutete mit einer kurzen Handbewegung auf den Hut. Während der Hut ein merkwürdiges Lied anstimmte, fragte eine bekannte Stimme neben mir:"Was macht der Hut nochmal?" Es war Marlene. „Ich hab's vor Aufregung vergessen." "Ich habe keine Ahnung. Meine Verwandten wollten mir nicht sagen, was genau der Test ist, um mich daran zu verhindern, in das Haus meiner Wahl zu kommen... Vielleicht muss man hineingreifen und irgendeinen Gegenstand ziehen", überlegte ich laut. "Oder, man muss ihn aufsetzen und dem, dem er nicht steht, wird vom Hut gefressen. Natürliche Auslese und so", kicherte sie und lachte kurz. Dann verstummte sie. Professor McGonagall begann, Namen von Schülern vorzulesen. Die Erste war eine Alice Lightwood. Ihr wurde der Hut aufgesetzt und dann redete er mit ihr. Man verstand die einzelnen Worte nicht, doch zum Ende hin rief er laut:"Gryffindor!" Der Tisch, über dem eine rote Flagge mit dem Gryffindorwappen schwebte, applaudierte laut. Auch Sirius, James, Remus und ein paar andere Erstklässler applaudierten. Nach und nach wurden alle eingeteilt. Zwischendurch wurden einige Nachnamen verlesen, welche ich schon kannte. Namen von Reinblüterfamilien, welche zum Großteil nach Slytherin geschickt wurden. Ich wurde nervös.
Dann rief Professor McGonagall: „Lynx Black!" Beunruhigt blickte ich zu Sirius, welcher mich besorgt ansah. Ich setzte mich auf den Stuhl. Kurz darauf wurde es dunkel. Der Hut war mir bis zur Nasenspitze über das Gesicht gerutscht. Und es war kaum zum Aushalten. Es roch nach uraltem Schweiß. Und dann begann er auch noch zu sprechen. "Oh, eine Black. Deine Cousine war doch vor einiger Zeit auch hier. Ich glaube, sie war in Slytherin, nicht war. Wie auch der Rest deiner Familie. Listig genug bist du ja und Ehrgeiz ist auch vorhanden. Allerdings auch viel Mut... und ich sehe auch, dass du dich gegen deine Familie sträubst. Hmmm.... schwierig. Ich denke, ich stecke dich nach: GRYFFINDOR!" Für einen Augenblick wusste ich nicht, was passiert war. Dann löste sich der Knoten in meinem Gehirn und ich begann zu begreifen. Ich sprang auf, legte den Hut ab und lief grinsend zu meinem neuen Haus. Der Tisch schien zu toben. Drüben bei den Slytherins schien ein allgemeines Gemurmel ausgebrochen zu sein. Was vielleicht daran lag, dass zum ersten Mal in der Geschichte Hogwarts' eine Black nach Gryffindor kam. Ohne es zu merken, hatte ich mich neben Marlene gesetzt, welche ebenfalls nach Gryffindor gekommen war. Sie umarmte mich stürmisch. Ich versuchte irgendwie mit diesem Ansturm von Liebe klar zu kommen. Immerhin wurde bei mir zu Hause nie Liebe gezeigt, ich hatte nur Sirius. Ohne ihn wäre ich vermutlich verrückt geworden. Genannter wurde jetzt aufgerufen. Ich lächelte ihm aufmunternd zu. Der Hut überlegte kurz und Sirius' Gesicht schien verkrampft. Doch dann, endlich, rief der stinkende Hut:"...GRYFFINDOR!" Ich klatschte so stark, dass meine Hände weh taten. Dann sprang ich auf und er blieb kurz vor mir stehen Wir umarmten uns. "Wir haben es geschafft", flüsterte er in mein Haar und ich meinte, eine Freudenträne in seinem Auge glitzern zu sehen, als wir uns lösten.
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She's a Black || • HP Rumtreiber FF • BEENDET •
FanfictionLynx Black, Lynn genannt, beginnt ihr erstes Jahr in Hogwarts. Mit ihrem Zwillingsbruder Sirius und ihren Freunden mischen sie die Schule ganz schön auf. Mach dich bereit auf diverse Streiche, Sarkasmus und auf viele Abenteuer der Lynx Black! Ich mö...