Für Sirius und mich standen nun noch ein paar Monate des Wartens und der Langeweile an. Bis zu Tag x, an dem wir nach Hogwarts aufbrechen würden, hatte ich mir schon drei der neuen Schulbücher durchgelesen. Sirius immerhin schon den Einband.
Doch heute war es soweit, wir würden zum King's Cross Bahnhof gehen und dann nach Hogwarts fahren. Ich hüpfte aufgeregt die Stufen der Treppe hinunter und verärgerte dabei das Selbstporträt von Mutter. Ich schnitt ihr eine Grimasse und drehte mich um, um mich zu vergewissern, dass ich auch alles dabei hatte. In meinem Koffer befand sich alles was in dem Brief stand, plus Geld und mein Stofftier. Ja, mein Stofftier. Ich schlief irgendwie immer mit ihm und hatte auch nicht vor, das zu ändern. Auf dem Koffer stand der Eulenkäfig mit unserem gefiederten Freund. Es war ein Männchen und eigentlich wollte ich, dass er einen eindrucksvollen Namen bekommt, doch Sirius begann ihn Rupert zu nennen und irgendwie prägte sich das ein. Genannter kam gerade um die Ecke und hinter ihm ein genervter Kreacher. Wir würden mit ihm zu einem nahegelegenen Platz am Bahnhof flohen und dann selbstständig zum Gleis 9 3/4 gehen. Unsere Eltern kamen nicht mit. Mit Mutter und Vater hatte ich seit zwei Tagen nicht gesprochen. Es ging um die Häuserwahl und Sirius und ich hatten uns klar gegen Slytherin ausgesprochen. Es war unschön gewesen. Mutter hatte geschrien und getobt und diverse Teller nach uns geworfen. Hätte Sirius mich nicht bei Seite geschubst, wäre ich jetzt vielleicht auf einem Auge blind. Aber so verliefen Streitigkeiten in unserer Familie. Deshalb war ich froh, endlich hier raus zu kommen.
"Kommt, Kreacher muss euch bringen", krächzte der Hauself. Sirius verdrehte die Augen.
Kurze Zeit später standen wir vor der großen, roten Lok. "Tschüss Kreacher", verabschiedete ich mich. Dieser grummelte etwas Unverständliches und verschwand mit einem Knall. "Du bist viel zu nett zu ihm", meinte Sirius und schüttelte ungläubig den Kopf. "Vielleicht wird er dann ja irgendwann nett zu mir. Und eventuell ist das irgendwann mal nützlich", murmelte ich vor mich hin. Wieder schüttelte er den Kopf und half mir dann, unser Gepäck in den Zug zu bringen. Wir suchten eine gefühlte Ewigkeit nach einem leeren Abteil, bis wir dann eins fanden. Ganz leer war es allerdings nicht. Der schwarzhaarige Junge, James hieß er, aus Ollivanders saß, schon auf einem Platz und schaute uns überrascht an. "Hey, kommt rein", grinste er dann und deutete freundlich auf den Platz neben ihm. Sirius und ich verstauten unser Gepäck und ließen uns dann auf die Sitzbänke fallen. Ich hatte mich gegenüber von James gesetzt, Sirius neben ihn. "Ihr seid die Zwei aus dem Zauberstabladen, oder? Lisa und Si... Si-", überlegte er laut. "Sirius und Lynn, aber nah dran", meinte Sirius grinsend. Ich zeigte ihm einen Daumen nach oben. James rückte seine Brille zurecht und grinste wieder. Er wirkte sehr selbstbewusst, was mir damals in der Winkelgasse nicht aufgefallen war. Es war dieser Blick, den viele reiche Leute hatten und ich mochte es nicht. Aber dennoch war James mir sympathisch. Immerhin hatte er uns nicht sofort wegen unseres Namens verurteilt.
Die Tür ging auf und ein Junge stand im Rahmen. Er hatte dunkelblonde Haare und zwei dünne Narben in seinem blassen Gesicht. Auch hatte er Augenringe und sah recht müde aus. "Hallo", sagte ich und lächelte dem neuen Jungen zu. "Kann ich reinkommen?"fragte er und blickte die beiden Jungs unsicher an. Ich war ein wenig beleidigt, da er davon ausging, dass ich ihn nicht rausschicken würde. Würde ich auch nicht, aber dennoch... "Klar, komm her", meinte James. Der Neue nickte, verstaute seinen Koffer und setzte sich dann neben mich. "Wer bist du?"fragte ich und musterte ihn neugierig. "Remus Lupin", antwortete er und fuhr sich unsicher durch die Haare. "Okay, hi Remus. Ich bin Lynn und das sind Sirius und James", erklärte ich und deutete auf die beiden Jungs gegenüber von mir. "Woher hast du die Narben?"fragte James unangenehm direkt. Remus wurde rot. "Ich... ähm... bin ziemlich tollpatschig. Die Eine ist von einer Glasscheibe und die Andere von einer ziemlich großen Katze. Sie mochte mich nicht", stotterte er, immer noch rot. Mir war bewusst, dass der log und ich denke, die Jungs wussten es auch, doch es war ja seine Sache. Wenn er es nicht sagen wollte, dann halt nicht. "Urgh, Katzen", grummelte Sirius. "Die mag ich gar nicht." "Warum?"fragte James. Ich stöhnte. Jetzt würde er wieder Ewigkeiten darüber diskutieren, warum Katzen so 'gruslig' waren. Wir waren unterdessen losgefahren und ich starrte, anstatt mich an der Katzendiskussion zu beteiligen, aus dem Fenster. Es regnete leicht und die kleinen Tropfen trommelten leise gegen das Glas. Von diesem Geräusch beruhigt schlief ich irgendwann ein.
Nach einer geraumen Zeit ging die Tür erneut auf und ich schreckte hoch. Eine ältere Frau mit einem mit Süßwaren beladenem Wagen stand davor. "Kinder, wollt ihr was kaufen?"fragte sie und deutete auf die Süßigkeiten. Ich drehte meinen Kopf und sah Sirius an. Er blickte zu mir. Im selben Augenblick standen wir blitzschnell auf, griffen nach unseren Koffern und suchten unser Geld. Ich war knapp eine Sekunde schneller und drängte mich vor ihm durch die Tür. Ich deutete auf alle Sachen, die ich kaufen wollte und versuchte nebenbei Sirius, der hinter mir drängelte, im Schach zu halten. Ich bezahlte ging einen kleinen Schritt zur Seite und mein Bruder flog praktisch an mir vorbei. Ich hörte James und Remus lachen und betrat wieder das Abteil. James war ebenfalls aufgestanden und hatte Geld aus seiner Hosentasche gezogen. Mit glänzenden Augen setzte sich Sirius wieder, die Arme voller Süßigkeiten. Als auch James mit seinen Einkäufen wieder Platz genommen hatte, guckte ich die Beiden an und grinste. Dann schaute ich zu Remus. "Willst du nichts kaufen?"fragte Sirius schockiert. Wieder wurde der Junge rot. "Ich habe nicht so viel Geld mit...", murmelte er verlegen und mein Herz schwer. Ich hatte bis jetzt nur unsere Verwandten gekannt, welche alle reichlich Geld besaßen, und nun saß dieser dünne Junge neben mir, welcher sich keine Süßigkeiten leisten konnte. Wie ungerecht war die Welt?
Genau in diesem Augenblick hatten Sirius und ich einen dieser merkwürdigen Zwillingsmomente. Es war, als könnten wir stumm unsere Gedanken lesen. Oder zumindest hatten wir die gleiche Idee. Wir hoben gemeinsam seinen Koffer von der Ablage und stellten ihn in die Mitte zwischen den Bänken. Dann verteilten wir unsere Süßigkeiten darauf. James beäugte uns misstrauisch bis er begriff, was wir vorhatten. Seine Schokolade und Lutscher und Pasteten landeten ebenfalls auf dem Koffer. "Greif zu", sagten wir gleichzeitig. Remus legte seinen Kopf schief und starrte uns durchdringend an. Er schien nicht wirklich zu glauben, dass wir es ernst meinten. Zum Beweis griff ich nach einem Schokofrosch und hielt ihn ihm hin. Zögernd griff er danach, blickte aber immer noch unsicher zu uns. "Jetzt iss schon", forderte James ihn auf und Sirius nickte. Langsam stahl sich ein Lächeln auf Remus' Lippen. Das erste Lächeln, das ich von ihm sah. Es sah sehr knuffig aus. "Danke", sagte er und schien sich ehrlich zu freuen.
Nach und nach wurden die Süßigkeiten weniger. Die Restlichen teilten wir unter uns auf und verstauten sie in den Koffern. Mittlerweile hatten wir eine Diskussion über Quidditch gestartet. James schilderte uns begeistert alles über jedes Spiel, bei dem er je gewesen war und alle hörten ihm gespannt zu. Doch dann wurde mal wieder die Tür geöffnet. Ein Mädchen mit roten Locken und stechend grünen Augen blickte uns an. Dann wurde sie kurz rot. "Hab euch verwechselt. Ich wollte in ein anderes Abteil, Entschuldigung", meinte sie schnell und strich sich verlegen eine Locke hinters Ohr. James starrte sie an. "Oh, naja. Trotzdem, hi wie-auch-immer-du-heißt", begrüßte Sirius sie trocken. "Ich bin Lily Evans. Wie-auch-immer-ihr-heißt auf Wiedersehen", sagte Lily Evans, drehte sich auf dem Absatz um und verschwand wieder. "James, wenn du jetzt sabberst sag ich der Katze, die mein Gesicht zerkratzt hat, wo du wohnst." Erstaunlicherweise kamen diese Worte von Remus. Keiner von uns hatte ihm so etwas zugetraut. Kurz herrschte Stille. Dann fingen Sirius und ich schallend an zu lachen, während James zwar rot wurde aber dennoch vor sich hin grinste. "Wir sollten langsam die Umhänge anziehen, ich glaube wir sind gleich da", meinte ich mit einem Blick aus dem Fenster. Es hatte aufgehört zu regnen und die Sonne war bereits untergegangen. Schnell zogen wir uns um und keine zehn Minuten später hielt der Zug tatsächlich an. "Auf geht's", sagte James enthusiastisch und schnipste mit den Fingern. Dann verließen wir alle den Zug.
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She's a Black || • HP Rumtreiber FF • BEENDET •
FanfictionLynx Black, Lynn genannt, beginnt ihr erstes Jahr in Hogwarts. Mit ihrem Zwillingsbruder Sirius und ihren Freunden mischen sie die Schule ganz schön auf. Mach dich bereit auf diverse Streiche, Sarkasmus und auf viele Abenteuer der Lynx Black! Ich mö...